Fusion macht die Services attraktiver

Die Corona-Krise verändert auch das Versicherungsgeschäft. Was bedeutet der jüngste Einstieg von Ecclesia für Schunck-Kunden? Albert K. O. Schunck: Zum 1. Januar 2021 ist Schunck unter das finanzstarke Dach der Ecclesia-Gruppe geschlüpft, die eine nachhaltige Wachstumsstrategie verfolgt. Dabei ging es auch um die Unternehmensnachfolge. An unserem Fokus auf die Transport- und Logistikbranche ändert sich genauso wenig wie an dem Service für unsere Kunden. Wo Schunck drauf steht, da steckt auch in Zukunft Schunck drin. Wir haben die Geschäftsführung um Richard Renner erweitert und eine Verjüngung unseres Managements eingeleitet. Er soll in zwei Jahren meine Aufgaben übernehmen. Neben der strategischen Unternehmensentwicklung soll er den Ausbau der Digitalisierungsstrategie verantworten. Richard Renner: Durch die Einkaufsmacht, die wir jetzt gebündelt haben, können wir gegenüber den Versicherern anders auftreten und für unsere Kunden noch attraktivere Konditionen und Services entwickeln, was allein teurer und schwieriger gewesen wäre. Außerdem sind größere Investitionen in neue Technologien möglich. Stichwort: Künstliche Intelligenz beim Datentransfer. Schunck hat die Kundenbetreuung und Schadenbearbeitung schon weitestgehend digitalisiert. Was planen Sie in diesem Jahr? Peter Kollatz: Die Pandemie ist ein Turbolader für unsere Kommunikation mit den Versicherten. Inzwischen melden 90 Prozent der Kunden ihre Schäden über unser Online-Portal MySchunck und verwalten dort ihre Daten. Unser Ziel in diesem Jahr sind 100 Prozent. Klaus Rückel: Denjenigen, die MySchunck noch nicht nutzen, stellen wir neuerdings einen dauerhaften Internetlink zur Verfügung. Mit einem Klick gelangen sie zu ihren grundlegenden Kundendaten, die für eine Schadenmeldung schon hinterlegt sind. Ein Lkw-Fahrer oder Disponent kann diese mit allen digitalen Endgeräten verfeinern und vervollständigen, ohne sich irgendwo anmelden oder authentifizieren zu müssen. Getreu unserem Motto: Einfach machen. Wie hat sich die Corona-Krise konkret auf die Versicherung der Transport- und Logistikbranche ausgewirkt? Kollatz: Im Vergleich zum Vorjahr sind uns 2020 durchschnittlich rund 20 Prozent weniger Schäden in der Warentransport- und Verkehrshaftungsversicherung gemeldet worden. Im Kfz-Bereich können wir auch einen Schadenrückgang beobachten, weil nach dem Ausbruch der Pandemie weniger Güter auf der Straße befördert worden sind. Gab es im Gegenzug vermehrt Diskussionen über Verspätungsschäden, weil es durch Einschränkungen des Güterverkehrs im Frühjahr 2020 zu Lieferverzögerungen kam? Kollatz: Ob in solchen Fällen ein Transport- und Logistikunternehmen haftet oder dessen Versicherer für den Verspätungsschaden aufkommt, hängt davon ab, ob ein unabwendbares Ereignis vorliegt oder nicht. Ganz am Anfang waren sich alle einig, dass die Pandemie in dem Ausmaß nicht vorhersehbar war. Die Beteiligten in der Supply Chain haben sich allerdings weniger Gedanken darüber gemacht, wer in welcher Form haften muss, sondern wie man die Güter alternativ an ihren Bestimmungsort bringen kann. Entsprechend mussten wir uns nur selten um solche Fälle kümmern. Ein Thema, was Schunck stärker beschäftigt hat, war und ist die vertragskonforme und sichere Güterzustellung in der Pandemie. Kollatz: Absolut. Schunck hat eine Freistellungsklausel für Versicherungsverträge entworfen, die bestätigt, dass die kontaktlose An- und Ablieferung von Waren, Gütern oder Paketen grundsätzlich keine Obliegenheitsverletzung des Kunden darstellt. Auch dann, wenn etwa keine unterschriebene Empfangsquittung vorliegt. Die Pandemieklausel gilt seit März 2020 und ist mit fast allen Transport- und Verkehrshaftungsversicherern, mit denen Schunck zusammenarbeitet, abgestimmt. Bei höherwertigen Gütern gibt es gewisse Sicherheitsauflagen. Schunck: Das soll unseren Kunden ein Stück Rechtssicherheit bieten für eine in der Corona-Krise häufig angewendete Praxis. Sie müssen nicht fürchten, den Versicherungsschutz zu verlieren. Diese Ausnahmeregelung gilt, bis die akute Gesundheitsgefahr überwunden ist. Hier haben wir wieder einmal gezeigt, dass wir flexibel auf besondere Situationen reagieren können und Antworten auf neue Fragen haben. Neu ist jetzt auch eine Versicherungslösung für den Transport von Corona-Impfstoffen. Welche Risiken sind damit abgedeckt? Kollatz: Für den Transport und die vorübergehende Lagerung von Corona-Impfstoffen haben wir Ende 2020 eine Warentransportversicherung mit einer Allgefahrendeckung entwickelt. Damit können sich sowohl Hersteller als auch die eingesetzten Logistiker vor den größten Haftungsrisiken schützen: Temperatur, Kühlkettenunterbrechung und Diebstahl. Für Deutschland gehen wir vorwiegend von Lkw-Transporten aus. Auch multimodale Beförderungen weltweit mit Lkw und Flugzeug oder anderen Verkehrsmitteln sind versichert. Wie wichtig ist der staatliche Schutzschirm für die Warenkreditversicherer bis Ende Juni 2021, damit die Deckung von hohen Risiken in der Corona-Krise überhaupt möglich bleibt? Wicke: Es gibt kaum eine wichtigere Finanzhilfe der Bundesregierung während der Corona-Krise als diese, weil die Gesamtwirtschaft sehr auf die Warenkreditversicherer angewiesen ist. Der Staat übernimmt dabei weiter eine Garantie für Entschädigungszahlungen der Kreditversicherer in Höhe von bis zu 30 Milliarden Euro. Das soll gewährleisten, dass sie Deckungszusagen auch für Unternehmen, die schwer von der Corona-Krise getroffen worden sind, aufrechterhalten können. Es stabilisiert die Lieferketten und verringert die Gefahr von Zahlungsausfällen für Unternehmen. Ab Ende Januar könnte es dennoch vermehrt zu Zahlungsausfällen kommen, weil Unternehmen dann wieder bei Überschuldung Insolvenz anmelden müssen. Mit welchem Szenario rechnet man bei Schunck? Wicke: Die Versicherer befürchten eine Insolvenzwelle. Das Risiko ist vor allem in der Transport- und Logistikbranche vorhanden. Manche Prognose sieht bis zu 20 Prozent der Unternehmen bedroht. Viele haben sich allerdings auch neue Auftraggeber und Geschäftsfelder gesucht, um nicht in finanzielle Nöte zu kommen. Schunck: Auf absehbare Zeit rechnen wir nicht mit einer Normalisierung. Ich denke, es wird nach Beginn der Impfungen wahrscheinlich zwei Jahre dauern, bis die Corona-Krise überwunden ist. Viele Versicherer sind den Transport- und Logistikunternehmen während der Corona-Krise bisher finanziell entgegengekommen. Kann die Branchen darauf auch 2021 hoffen? Kollatz: Sie meinen die beitragsfreie Ruheversicherung? Die war dem Umstand geschuldet, dass Kfz-Stilllegungen im Frühjahr nicht möglich waren, weil die Behörden geschlossen waren. Ich denke, dass es ein solches Entgegenkommen weiterhin geben wird, wenn Kunden es benötigen. Genauso sind Stundungen in Einzelfällen und nach Absprachen mit den Versicherern immer möglich. Die Höhe der Prämien ist zudem in vielen Policen so geregelt, dass sie vom Jahresumsatz der Versicherten abhängt. Dies gewährleistet nicht nur anlässlich der Corona-Krise eine Preis-Fairness, die im Folgejahr wirksam wird. Bei akuter Existenznot ist auch eine sofortige Tarifsenkung denkbar, um den Kunden zu helfen. Apropos: Dürfen Transport- und Logistikunternehmen aufgrund der geringen Schäden im Corona-Jahr damit rechnen, dass die Versicherungsprämien jetzt im Schnitt sinken? Schunck: Viele Schäden aus 2020 sind noch nicht abschließend geregelt. Aufgrund dieser Überhänge ist eine verlässliche Vorhersage, ob es günstiger wird oder nicht, kaum möglich. Die Preisentwicklung hängt von der Risikoeinschätzung einer Assekuranz für dieses Jahr ab, die je nach Kunde und Segment unterschiedlich ausfällt. Die Versicherer hatten übrigens 2020 wegen der geringeren Schäden im Transport- und Logistiksektor im Durchschnitt nicht bloß weniger Ausgaben, sondern wegen der eben beschriebenen Umsatzabhängigkeit der Policen auch geringere Einnahmen. Wicke: Davon abgesehen verzeichnen wir in anderen Bereichen eine Zunahme der Risiken, für die Versicherer Rücklagen bilden müssen, um im Schadenfall leistungsfähig zu sein. Da ist vor allem die zunehmende Gefahr, Opfer von Cyber-Attacken zu werden, und das Risiko für Geschäftsführer und Vorstände, wegen eines organisatorischen Verschuldens verklagt zu werden. Insolvenzverwalter versuchen bei Unternehmen in Finanzschwierigkeiten öfter, von leitenden Angestellten Geld für die Gläubiger einzutreiben. Da geht es um Privatvermögen. Die Manager-Haftung wird im Laufe der Corona-Krise für D&O-Versicherer (Directors & Officers) ein großes Thema. Wie wichtig sind Cyber- und D&O-Versicherungen für Transporteure und Logistiker? Wicke: Wir beobachten, dass Schäden durch Cyber-Attacken immer öfter vorkommen und immer mehr kosten. Auch kleine Unternehmen sind davon nicht ausgenommen, weil auch sie von einer funktionierenden IT abhängen. Bei der Manager-Haftung kann man das Risiko im Zusammenhang mit der Krise dagegen noch nicht absehen. Gute Führungskräfte bekommt man derzeit gar nicht mehr, wenn das Unternehmen keine D&O-Versicherung vorweisen kann Renner: In 2020 haben sich die Phishing-Versuche - also der Betrug über gefälschte Webseiten oder individualisierte E-Mails - um den Faktor 220 erhöht. Die Professionalisierung der Angreifer und die Home-Office-Situation tragen dazu bei. Deshalb fordern Auftraggeber mehr IT-Sicherheit bei Supply-Chain-Dienstleistern. Sie achten hier auch auf Versicherungsschutz. ag In Kürze Kunden im Krisenmodus und ein ehemaliger Wettbewerber, der die Mehrheit übernimmt: Das Corona-Jahr 2020 hat für den auf Transport und Logistik spezialisierten Versicherungsmakler Schunck aufregende Neuerungen bereitgehalten. Digital und kundennah gelang es meist, Probleme zu lösen. 2021 wird kaum langweiliger. Versicherungsmakler Schunck stellt sich breiter auf Der Versicherungsmakler Schunck ist seit der Gründung im Jahr 1919 eng mit der Transport- und Logistikbranche verbunden. Mit Blick auf den erfolgreichen Fortbestand und die Unternehmensnachfolge durchläuft er eine strategische Umstrukturierung. Ecclesia, einer der größten Versicherungsmakler Deutschlands, hat zum 1. Januar 2021 rund 75 Prozent der Anteile von dem bisherigen Alleingesellschafter Albert K. O. Schunck übernommen, der die Unternehmensgruppe weiterhin in vierter Generation leitet. Daneben gibt es vier weitere Geschäftsführer: Peter Kollatz ist zuständig für die Fachbereiche Transport-, Verkehrshaftungs-, Haftpflicht- und Sachversicherung sowie Recht und Schadenservice. Klaus Rückel verantwortet die interne Verwaltung. Thomas Wicke leitet den Vertrieb und die Kundenbetreuung. Neu im Leitungsteam ist Richard Renner. Er war zuletzt Geschäftsführer bei dem Cyber-Sicherheitsexperten Perseus Technologies, soll mittelfristig die Aufgaben von Albert K. O. Schunck übernehmen und die Digitalisierungsstrategie weiter ausbauen. ag

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