Beschleunigte Qualifikation: Starthilfe für den Nachwuchs

Berufskraftfahrer:innen
Nachwuchs ist in der Branche der Berufskraftfahrer:innen sehr gefragt
© Foto: bruno135_406/Adobe Stock

Um dem Berufskraftfahrermangel in Deutschland zu begegnen, können Nachwuchskräfte über beschleunigte Qualifikationen schneller hinters Steuer kommen. Die TÜV SÜD Management Service GmbH zertifiziert Fahrschulen für diese Ausbildungen, wenn sie über Bildungsgutscheine finanziert werden.

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Datum:
13.02.2025
Lesezeit:
4 min



Etwa jeder Dritte in der Branche der Berufskraftfahrer:innen war im Jahr 2021 laut Statistischem Bundesamt 55 Jahre alt oder älter, die unter 25-Jährigen machten demnach nur drei Prozent der damals 480.000 Berufskraftfahrer:innen aus. Seit Jahren steht fest: Es herrscht Personalmangel.

Um schnell für den nötigen Nachwuchs zu sorgen, gibt es daher neben der klassischen, dreijährigen Berufskraftfahrerausbildung zwei Schnelleinstiege für angehende Berufskraftfahrer:innen, die beide über Fahrschulen hinters Lkw-Steuer führen. Der erste Weg führt nach absolviertem Lkw- oder Busführerschein (Klasse C/CE respektive D/DE) über die beschleunigte Grundqualifikation. Dabei handelt es sich um eine Ausbildung mit 194 Unterrichtseinheiten mit abschließender IHK-Prüfung.

Die zweite Option ist von der Agentur für Arbeit konzipiert und gefördert: Dafür wurde die dreijährige Berufskraftfahrer-Ausbildung in sechs einzelne Bausteine geteilt, die Berufskraftfahrer:innen in spe jeweils mit einer Kompetenzfeststellung abschließen. Die erste Teilqualifikation - das Paket "Lkw-Fahrer für Güterverkehr" - dauert ein halbes Jahr und umfasst den Lkw- oder Bus- sowie einen Gabelstapler-Führerschein, die beschleunigte Grundqualifikation, Ladungssicherungsseminare, das Thema Gefahrgut und ein Praktikum.

"Wer erst mal für das Praktikum im Betrieb ist, wird dort meist direkt für eine Festanstellung rekrutiert, weil der Markt so leer ist", berichtet Eva Öhler, Product Compliance Manager Bildungswesen bei der TÜV SÜD Management Service GmbH.


Über TÜV SÜD Management Service

TÜV SÜD Management Service führt Auditierungen, Begutachtungen sowie Validierung und Zertifizierung von Managementsystemen, insbesondere von Qualitäts-, Umwelt- und Sicherheits-Managementsystemen, bei produzierenden und dienstleistenden Unternehmen aller Branchen durch.
Die Dienstleistungen umfassen dabei die Bereiche Kompatible Normen, wie beispielsweise ISO 9001 oder ISO 14001, Nachhaltigkeit (z. B. DIN SPEC 91436 Zero Waste), Cybersecurity (z. B. ISO 27001), Mobility (u. a. IATF 16949), Lebens- und Futtermittel (z. B. IFS Food), Service-Zertifizierungen und Bildung ab. TÜV SÜD Management Service ist deutschlandweit und international mit zahlreichen Standorten vertreten.


Von der Fahrschule zu TÜV SÜD

Die studierte Erziehungswissenschaftlerin, Soziologin und gelernte Fahrlehrerin kennt die Branche gut. Nach zweijähriger Tätigkeit als Fahrlehrerin hat sie 2006 in Erftstadt eine Fahrlehrer-Ausbildungsstätte mitaufgebaut. Im Zuge dessen arbeitete sich Öhler neben ihrer pädagogischen Arbeit als Qualitätsmanagementbeauftragte in die Zertifizierungswelt ein (damals AZWV, seit 2012 AZAV = Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung).

2009 fand durch das Berufskraftfahrerqualifikationsgesetz auch die Berufskraftfahreraus- und -weiterbildung Einzug in ihr Tätigkeitsfeld. 2018 wechselte Öhler auf die Seite des Zertifizierers und absolvierte dafür eine Auditorenausbildung für die ISO 9001. Seit 2021 arbeitet sie in der fachkundigen Stelle von TÜV SÜD innerhalb der TÜV SÜD Management Service GmbH, ist Auditorin für die ISO 9001 sowie für AZAV und unter anderem für die Trägerzulassung verantwortlich.

Damit unterstützen Öhler und ihre Kolleg:innen Fahrschulen beim Kampf gegen den Fahrermangel. Denn wenn eine Fahrschule einen der schnellen, über Bildungsgutscheine der Agentur für Arbeit finanzierten Wege für künftige Berufskraftfahrer:innen anbieten will, muss sie sich als Bildungsträger dafür zertifizieren - und hier kommt die fachkundige Stelle ins Spiel.

Seit Start der AZWV im Jahr 2005 gibt es diese bei TÜV SÜD - bei der TÜV SÜD Management Service GmbH.

Der Weg zum Zertifikat

Konkret braucht eine Fahrschule eine für jeweils fünf Jahre gültige Trägerzulassung, um dann die Maßnahmenzulassung zu beantragen (Gültigkeit: drei Jahre), also seine Bildungsprodukte zertifizieren zu lassen und über die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter Bildungsgutscheine anbieten zu können. Man muss für die AZAV-Erstzertifizierung circa ein halbes Jahr einplanen.

Um die Trägerzulassung zu erlangen, muss eine Fahrschule neben der Fahrschulerlaubnis und gegebenenfalls den entsprechenden Zweigstellenerlaubnissen für die Klassen C/D die Anerkennung als Berufskraftfahrer-Ausbildungsstelle (§ 9 BKrFQG) vorweisen.

"Zudem gibt es bestimmte Anforderungen an Qualifikationen des Lehrpersonals, an Räumlichkeiten für eine gewisse Teilnehmeranzahl sowie an Ausbildungsinhalte, etwa eine ADR-Anerkennung, wenn Gefahrgut geschult werden soll", ergänzt Öhler. Auch müssen entsprechende Fahrzeuge und die Ausstattung mit Medien und Lehrmaterialien zur Verfügung stehen.

Ferner werden die Kosten des geplanten, angebotenen Bildungsprodukts durch die fachkundige Stelle geprüft. Dafür gibt die Bundesagentur für Arbeit alle zwei Jahre einen Bundesdurchschnittskostensatz vor - als Richtwert für die Ausbildungskosten pro Stunde.

Im Stufe-1-Audit wird die Zertifizierungsfähigkeit geprüft, im Stufe-2-Audit wird die Zertifizierung durch den Auditor geprüft. Fällt eine positive Entscheidung für die Zertifizierung, wird der Vorgang an die fachkundige Stelle weitergeleitet, wo im Vier-Augen-Prinzip geprüft und final entschieden wird.

Nach positiver Zertifizierung wird ein jährliches Überwachungsaudit durchgeführt, während die fachkundigen Stellen selbst ebenfalls jährlich durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DakkS) begutachtet werden.

Träger- und eine Maßnahmenzulassung
Damit Fahrschulen geförderte Ausbildungen anbieten können, brauchen sie eine Träger- und eine Maßnahmenzulassung
© Foto: STOATPHOTO/Adobe Stock

Prüfzeichen: positive Wirkung

"Fahrschulen, die die Zertifizierung erfolgreich bei uns durchlaufen haben und das Prüfzeichen verwenden dürfen, profitieren vom TÜV SÜD Siegel mit einer entsprechend positiven Außenwirkung", so Öhler.


TÜV SÜD Ansprechpartner

TÜV SÜD Management Service GmbH
Product Compliance Manager
Bildungswesen
Eva Öhler
Tel.: +49 89 50084-347
E-Mail: fachkundigestelle@tuvsud.com




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