Immer mehr Auszubildende brechen ihre Lehre ab – ein Trend, der die gesamte Transport- und Logistikbranche trifft. Für Unternehmen bedeutet das erhebliche Verluste, fehlende Fachkräfte und steigende Kosten. Doch es gibt Strategien, um einen Ausbildungsabbruch zu verhindern, die Azubi-Motivation in der Logistik zu stärken und die Ausbildungsqualität zu verbessern.
Gründe für Ausbildungsabbruch in der Logistik
Der Berufsbildungsbericht 2025 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) belegt, was viele Unternehmen schon gespürt haben: Die Ausbildungsabbrüche haben einen Rekordstand erreicht – drei von zehn Auszubildenden (29,7 Prozent) gaben in der repräsentativen Befragung an, ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig aufgelöst zu haben.
Julian Uehlecke, Referent des Deutschen Gewerkschaftsbundes-Jugend, erläutert diesen Trend: „Es gibt viele Entwicklungen, die da am Ende mit hineinspielen. Während der Coronapandemie konnten keine Berufsausbildungsmessen und weniger Praktika stattfinden.“

Zudem sei in den letzten Jahren das Verhältnis von Angebot und Nachfrage etwas günstiger zugunsten der Auszubildenden geworden.
„Das drückt auch auf Vertragslösungsquoten, weil Auszubildende nicht alles mit sich machen lassen müssen, sondern im Zweifel einen Betrieb finden, der bessere Bedingungen anbietet“, erklärt Uehlecke.
Doch gerade in Zeiten des Nachwuchs- und Fachkräftemangels können es sich Unternehmen der Logistikbranche nicht leisten, Azubis zu verlieren.
Berufsorientierung: Azubi-Abbruch vermeiden durch klare Erwartungen
„Die Gründe für Ausbildungsabbrüche sind vielfältig. Oft starten sie schon, bevor die Ausbildung überhaupt begonnen wurde, weil vielfach die Berufsorientierung im Vorfeld nicht gut war“, führt Uehlecke weiter aus.
Dem stimmt auch Anja Knoblich, Pressesprecherin der Bundesagentur für Arbeit, zu: „Man kann schon vor Start der Ausbildung viel tun, um einen Abbruch zu vermeiden: Beide Seiten sollten gut wissen, worauf sie sich einlassen.“ Oft starten junge Menschen etwas, das aus verschiedenen Gründen nicht zu ihnen passt – sei es die Tätigkeit oder der Umgang innerhalb des Betriebes. „Da hilft eine gute Berufsorientierung. Mit Praktika können die Azubis vorab den Alltag und handelnde Personen im Unternehmen kennenlernen – und auch Unternehmen haben damit eine bessere Chance, die Jugendlichen einschätzen zu können“, rät Knoblich.
→ Praktika helfen, Missverständnisse zu vermeiden, und sind ein Schlüssel, um Auszubildende in der Transportbranche zu halten.
→ Klare Berufsorientierung vor Ausbildungsbeginn verhindert, dass Azubis den falschen Beruf oder Betrieb wählen.
Arbeitszeiten einhalten: Ausbildungsqualität Logistik verbessern
Ein häufiger Grund für Unzufriedenheit sind Überstunden und ausbildungsfremde Tätigkeiten. Laut DGB-Ausbildungsreport 2025 leisten 32,3 Prozent der Azubis regelmäßig Überstunden – viele ohne Ausgleich.
Das schwächt die Azubi-Motivation in der Logistik und erhöht die Gefahr von Abbrüchen. Uehlecke warnt: „Sie sollten ihren Azubis möglichst wenig Überstunden zumuten, denn die sind in der Ausbildung nicht vorgesehen. Es gibt einen Ausbildungsrahmenplan, in dem steht, wieviel Zeit zum Erlernen der Inhalte gebraucht wird – dazu reicht meist die gewöhnliche Arbeitszeit.“
→ Überstunden vermeiden und ausbildungsfremde Tätigkeiten reduzieren – so bleibt die Azubi-Motivation in der Logistik hoch.
Klarheit schaffen: Übernahme und Perspektiven kommunizieren
Ein weiterer Hebel, um Azubi-Fluktuation zu reduzieren, ist Transparenz. „Es scheint, als würden die Arbeitgeber die Last der wirtschaftlichen Unsicherheit in diesen Zeiten auf den Schultern der Azubis abladen und sie besonders lange warten lassen, ob sie übernommen werden oder nicht. Da ist es sehr hilfreich, frühzeitig Klarheit zu schaffen“, findet der Referent. Planungssicherheit ist für junge Menschen entscheidend, um eine erfolgreiche Ausbildung in der Logistik abzuschließen.
→ Frühzeitige Kommunikation zur Übernahme gibt Planungssicherheit und stärkt die Azubi-Bindung in der Logistikbranche.
Azubi-Betreuung in Transport und Logistik verbessern
Ein zentrales Thema ist die Betreuung: „Ein gutes zwischenmenschliches Verhältnis zwischen Ausbildern und Auszubildenden minimiert das Risiko, dass Auszubildende ihren Vertrag vorzeitig lösen“, sagt Uehlecke. Wie die DGB-Jugend jedoch feststellt, seien viele Betreuter für zu viele Azubis gleichzeitig zuständig.

Auch Knoblich ergänzt: „Die Ausbilderinnen und Ausbilder sollten regelmäßig Rücksprachemöglichkeit geben. Das nicht aus den Augen zu verlieren, ist ganz wichtig.“
→ Regelmäßige Feedbackgespräche zwischen Ausbildern und Azubis verbessern die Betreuung und senken die Abbruchquote.
Paradox am Arbeitsmarkt: Fachkräftemangel trotz unbesetzter Stellen
Trotz Klagen über fehlende Bewerber bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Das liege daran, dass Arbeitgeber die Bewerber schnell als ungeeignet einstufen, erklärt Uehlecke: „In der jetzigen Situation, in der die Arbeitgeber laut von Fachkräftemangel sprechen, ist es der falsche Ansatz, eine Ausbildungsstelle unbesetzt zu lassen, nur weil die Betriebe die Hürden zu hoch hängen.“ Deshalb rät er: „Ausbildung ist immer eine Investition in die Zukunft, aber am Ende habe ich eine Fachkraft und wenn ich die Stelle unbesetzt lasse, habe ich am Ende keine Fachkraft.“
Hier setzt die assistierte Ausbildung der Arbeitsagenturen an: Sie hilft, Potenziale von Jugendlichen zu nutzen und den Bedarf von Betrieben zu decken. Wer auf Praktika, Förderung und individuelle Betreuung setzt, kann Azubi-Abbrüche in Logistikunternehmen vermeiden.
→ Assistierte Ausbildung nutzen, um Potenziale von Jugendlichen besser zu fördern und Azubi-Abbrüche in Logistikunternehmen zu vermeiden.
→ Gute Arbeitsbedingungen schaffen – transparente Kommunikation, faire Arbeitszeiten und respektvolles Miteinander sind entscheidend für eine erfolgreiche Ausbildung in der Logistik.
Fazit: Ausbildungsabbruch verhindern – so sichern Logistikunternehmen die Zukunft
Um Auszubildende in der Transportbranche zu halten, braucht es klare Berufsorientierung, geregelte Arbeitszeiten, transparente Kommunikation und eine enge Betreuung.
So gelingt es Betrieben, die Azubi-Motivation zu steigern, Fluktuation zu reduzieren und eine erfolgreiche Ausbildung in der Logistik sicherzustellen.