Treffen sich fünf Spediteure und diskutieren die aktuelle Marktentwicklung: "Hebst Du auch den Preis für die Transporte nach Warschau um drei Prozent an?" Oder: "Wollen wir nicht einen Sicherheitsaufschlag von fünf Euro einführen?"
Wer Gast einer solchen Gesprächsrunde ist, sollte als Logistikunternehmer vorsichtig sein – vor allem wenn die Treffen mit den "netten" Kollegen vom Wettbewerb regelmäßig stattfinden. Schnell kann aus dem gemütlichen Beisammensein im Hinterzimmer ein Preiskartell werden. Die Wettbewerbsbehörden decken immer häufiger vermeintliche oder auch ganz bewusst geschaffene Kartelle auf. Vor allem die Kronzeugenregelung sorgt vermehrt dafür, dass Licht in das Schattenreich der Hinterzimmer dringt. Das Risiko steigt dabei mit der Summe der Marktanteile, die eine Gruppe von Spediteuren auf sich vereint. Aber auch vermeintlich kleine Gruppierungen, die auch als Bagatellkartell bezeichnet werden, können sich nicht sicher sein, von den Behörden verschont zu werden.
Am Ende entscheidet dann häufig ein Gericht – und hier gilt, wie jeder weiß: "Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand." Das zeigt sich auch beim aktuellen Kartellverfahren in Österreich. Es bleibt die Erkenntnis: Preisabsprachen sind gesetzeswidrig, das galt schon immer. Unternehmen müssen aber mehr darauf achten, jeden Anschein von illegalem Handeln zu vermeiden. Logistikunternehmer sollten deshalb Hinterzimmertreffen meiden. Verzichten müssen Sie auf Gespräche mit Ihren Wettbewebern deshalb aber nicht. Nutzen Sie neutrale Plattformen wie sie Konferenz- und Messeveranstalter bieten. Auch Verbandstreffen sind erlaubt, sofern Ihre Vereinigung darauf achtet, dass bestimmte Regeln eingehalten werden. Gut geführte Branchenverbände berücksichtigen diesen Punkt. Denn wichtig ist auch: Die Angst vor Kartellvorwürfen darf den Dialog in der Transport- und Logistikbranche nicht unterbinden.
Andre Kranke, Redakteur