Wenn es stimmt, dass man sich an alles gewöhnt, so ist es mindestens ebenso wahr, dass man sich manches ganz schnell abgewöhnt. Gewöhnt hat man sich im letzten Jahr an schlechte Markt- und Unternehmensmeldungen aus der Transport- und Logistikbranche. Gründlich abgewöhnt hat man sich dagegen die guten Nachrichten und Erfolgsmeldungen, die Schlagzeilen mit extra positivem Ausrufezeichen. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass man den neuen Tönen in den Verlautbarungen der Unternehmen und Marktanalysen kaum trauen möchte. Aber es ist tatsächlich unübersehbar: Die Horrormeldungen werden weniger, die guten Nachrichten nehmen zu. Der gefühlte Katastrophenindex bewegt sich derzeit auf angenehm niedrigem Niveau und fällt hoffentlich bald unter die wahrnehmbare Schmerzgrenze.
Das laue Lüftchen ist spürbar auch in den letzten Statements von Unternehmern und Marktbeobachtern. Nach einem katastrophalen Jahr klingen die Stimmen aus der Luftfrachtbranche erstmals wieder etwas hoffnungsvoller. In der aktuellen VerkehrsRundschau-Marktanalyse sagen Experten dem Luftfrachtmarkt 2010 nach den verheerenden Einbrüchen der Krise erstmals wieder Mengenzuwächse beim Im- und Export voraus. Ein Reeder sieht das „Licht am Ende des Tunnels“ bei Frachtraten und Gütermengen, weil China mit zuletzt zehn Prozent Wirtschaftswachstum als Taktgeber der weltweiten Seeverkehrswirtschaft wieder zu alter Hochform aufläuft. Das klingt ja fast schon nach Aufschwung. Und daran könnte man sich glatt gewöhnen.
Dietmar Winkler, Redakteur