Hamburg. „Nichts geht mehr“. Auf diesen Punkt ließ sich die Situation am frühen Mittwoch Morgen – in der Zeit von fünf Uhr bis neun Uhr - in weiten Teilen des Hamburger Hafens zusammenfassen. Der Grund: Durch den massiven Schneefall während der Nachtstunden wurden die Zufahrtsrampen der wichtigen Köhlbrandbrücke, die den östlichen mit dem westlichen Hafenteil verbindet, zugeschneit. Doch auch auf den Autobahnen von und nach Hamburg gab es aufgrund des heftigen Schneefalls Dutzende Kilometer lange Staus.
Hunderte von LKW saßen im Zu- und Abfahrtsbereich der Köhlbrandbrücke fest. Damit wurden automatisch die Verkehrsabläufe in anderen Hafenteilen in Mitleidenschaft gezogen. Hans Stapelfeldt, stellvertretender Vorsitzender des Landesverband Straßenverkehrsgewerbe Hamburg (LSH), ärgerte sich gegenüber der VerkehrsRundschau über die aus seiner Sicht unzureichenden Schneereinigungs-Anstrengungen der zuständigen Hamburger Stadtreinigung. „Das ist eine Priorität-Eins-Brücke. Die Stadtreinigung wusste doch seit den Wettervorhersagen am Dienstagabend, dass da etwas auf uns zukommt. Da hätte man entsprechend handeln müssen.“ Von seinem Betrieb, der schwerpunktmäßig im Container-Trucking tätig ist, saßen allein 35 Zugmaschinen für Stunden fest. Stapelfeldt: „Nur für das Lkw-Transportgewerbe im Hafen beziffere ich allein den finanziellen Schaden auf rund 270.000 Euro für diesen Zeitraum.“
Doch auch die Umschlagterminals dürften massiv betroffen gewesen sein, weil der Zu- und Ablauf der Container auf der Straße zum Erliegen kam. Erst ab 9 Uhr morgens kam es zu einer Auflösung der Staus im Hafen. Stapefeldt: „Wir überlegen, ob und wie wir Schadensersatzansprüche geltend machen können.“
Reinhard Fiedler, Sprecher der Hamburger Stadtreinigung, lässt die Kritik nicht auf sich sitzen. „Wir haben alles Erdenkliche getan, um die Brücke vom Schnee zu befreien. Doch gegen fünf Zentimeter Neuschnee in ein paar Stunden kamen wir nicht an. Zudem haben wir die doppelte Menge Tausalz auf den Quadratmeter ausgebracht als üblich“, sagte Fiedler zur VerkehrsRundschau. Die Streusalz-Einsätze fanden am Vorabend gegen 23 Uhr statt und wurden in den Morgenstunden gegen zwei und fünf Uhr wiederholt.
Zu der extremen Stausituation kam es, als verschiedene LKW sich auf den Zufahrtsrampen der Brücken mit Beginn der Verkehrsrushhour im Hafen festfuhren und damit alles blockierte. Fiedler: „Da ging dann nichts mehr. Selbst unsere Fahrzeuge konnten nicht streuen.“ Mit Unterstützung der Polizei wurde schließlich eine Art Streugasse auf der Brücke geschaffen, um das Salz auszubringen. Schließlich stellte sich auch der Erfolg ein. Die Köhlbrandbrücke wird derzeit im Tagesdurchschnitt von rund 41.000 Fahrzeugen genutzt, darunter ein gutes Drittel LKW. (eha)