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Weltschifffahrt im Jahr 2030: Wassertanker versorgen ganze Kontinente

13.09.2010 16:00 Uhr
Weltschifffahrt im Jahr 2030: Wassertanker versorgen ganze Kontinente
Wassertransporter der Zukunft, angetrieben von Wind- und Sonnenengie
© Foto: Wärtsilä

Motorenhersteller Wärtsilä stellt eine Studie mit möglichen Szeniarien für den Schiffbau im Jahr 2030 vor

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Hamburg. China ist Weltmacht. China hat die größte Handelsflotte der Welt. China und auch andere asiatische Staaten lassen größere Mengen ihrer Konsumgüter in Afrika produzieren und befördern diese dann im Seetransport zu ihren heimischen Verbrauchermärkten. Geht es nach einer Expertengruppe des finnischen Großmotorenherstellers Wärtsilä, dann könnte die Welt in 20 Jahren, also um das Jahr 2030, so oder ähnlich aussehen. Gut zwei Jahre hat ein Kern-Expertenteam, unterstützt von Dutzenden weiterer Fachleute aus dem Konzern, aber auch von außerhalb, eine Fülle von Fakten gesammelt, sie ausgewertet und zu einem Werk verdichtet, das den vielsagenden Namen trägt "Schifffahrtsszenario 2030". Jaako Eskola, Group Vice President Ship Power, von Wärtsilä, stellte die Studie auf der Weltschiffbauleitmesse "SMM 2010" in Hamburg vor.

"Yellow River"-Szenario: China wird die Weltmarktführerschaft im Schiffbau übernehmen

Die Dominanz des Reichs der Mitte, näher ausgeführt in der "Yellow River"-Variante, ist keinesfalls aus der Luft gegriffen. Schon heute ist das Reich der Mitte die führende Weltexportnation, nachdem Deutschland diesen Platz jahrzehntelang verteidigt hat. China treibt mit einer beispiellosen Energie den Ausbau der eigenen Schiffbauindustrie voran mit dem Ziel, auch hier die Weltmarktführerschaft zu erreichen und Staaten wie Südkorea oder Japan auf hintere Ränge zu verweisen. Und China entwickelt seine Handelsflotte einem atemberaubenden Tempo und sucht für seine Reedereien in ausgesuchten Häfen konkrete Beteiligungsmöglichkeiten an Terminals. Last but not least kümmert sich China seit gut zehn Jahren intensiv um Afrika, wobei das Land vor allem eines im Blick: die Sicherung der gewaltigen Rohstoffvorkommen des Kontinentes, von Erzen, über Öl bis hin zu Lebensmitteln wie Fisch.

"Open Seas"-Szenario: Das Thema Nachhaltigkeit bestimmt den Schiffbau 

Im Szenario "Open Seas" ist die Welt ist ganz und gar auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die Menschheit hat es gelernt, die natürlichen Ressourcen des Meeres zu nutzen. Spezialschiffe, angetrieben mit Strom, der aus gewaltigen Solarpaneelen gewonnen wird, durchkämmen bestimmte Meeresräume, um systematisch Algen zu ernten. Auch heute schon ist die Forschung intensiv damit beschäftigt, die Schätze des Meeres zu heben. Das Spezialschiff, das 2030 diese Algen ernten könnte, ist ein Hightech-Frachter, der ohne Besatzung auskommen könnte. Sein Rumpf ist so optimiert worden, dass er so wenig Reibungswiderstand wie möglich bietet.

"Rough Seas"-Szenario: Trinkwasser wird in Spezialtankschiffen transportiert

Das große Thema "Umwelt" und "Umweltschutz" ist auch für das Szenario "Rough Seas" bestimmend. Die Welt und die Weltbevölkerung leben in einer konfliktgeladenen Zeit. Der Klimawandel hat unter anderem dazu geführt, dass Süßwasser auf vielen Kontinenten zu einem extrem knappen Gut geworden ist. Spezialtankschiffe befördern Trinkwasser interkontinental und in solchen Mengen, wie heute Rohöl transportiert wird. Der Unterschied ist, dass das Rohöl in 20 Jahren als Energieträger aufgrund des weitgehenden Aufbrauchens dieser fossilen Rohstoffquelle praktisch keine Rolle mehr spielt. Wasser ist so wertvoll, dass die Tankschiffe sogar unter den Schutz von internationalen Marine-Flottenverbänden gestellt werden müssen. Wassertanker gibt es auch schon heute, doch werden sie zur regionalen Versorgung eingesetzt, zum Beispiel im Mittelmeerbereich.

Die schwerfälligen, langsamen Wassertanker nutzen dabei einen Kombinationsantrieb aus mit LNG angetriebenem Dieselmotor und dem Wind als natürlicher Antriebskraft. Dabei setzen die Techniker nicht auf Segel, sondern auf die Flettner-Rotoren, die bereits in den 1920er-Jahren entwickelt und auch auf zwei Versuchsschiffen eingesetzt wurden. Weil damals der Dieselmotor als neuer Schiffsantrieb ganz langsam Verbreitung fand und Öl als unendliche Ressource betrachtet wurde, verschwand diese Entwicklung wieder in der Schublade. Sie ist inzwischen revitalisiert worden. Der vor wenigen Wochen in Dienst gestellte deutsche Schwergutfrachter "E-Ship 1" ist mit vier Flettner-Rotoren ausgerüstet.

Das Seeschiff wird auch in 20 Jahren noch ein wichtiges Transportmittel im interkontinentalen Handel sein

Gemein ist allen drei "Szenarien", dass sie das Thema "Klimawandel" und dessen Folgen für die Menschheit intensiv berücksichtigen. Ob alles so eintritt wie beschrieben, ist für die Autoren zweitrangig. Auch das ist das Verbindende innerhalb des Gesamtwerkes: das Seeschiff, schon heute der Lastenträger für den interkontinentalen Handel, ist auch in 20 Jahren unverzichtbar. Der Verbrennungsmotor, wie er unter anderem auch bei Wärtsilä entwickelt und gebaut wird, wird auch in 20 Jahren noch der mit Abstand wichtigste Schiffsantrieb sein. Lediglich der Schiffstreibstoff von morgen dürfte anders sein als das heute noch übliche und inzwischen als hochschädlich eingestufte Schweröl.  (eha) 

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KOMMENTARE


Felix

23.11.2022 - 10:14 Uhr

Am Äquator fällt die 5 bis 6 fache Menge an Regen, relativ zu Deutschland. Zu großen Teilen fällt dieser Regen direkt ins Meer. Die Bohrinsel der Zukunft fängt also Regenwasser auf. Der Tanker der Zukunft bringt es dort hin wo es sonst keines gibt. Ein großer Tanker kostet etwa 100mio. Wenn der dann 500.000qm Wasser transportiert, das für einen Cent pro Liter verwendet werden kann, macht der 5mio pro Fahrt. 12 Fahrten pro Jahr und das Teil ist nach 2 Jahren finanziert. Um 1kg Tomate zu produzieren wird etwa 180L bzw 1,8€ benötigt. Das ist viel, aber nicht zu viel.


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