Wachstum angepeilt

Mittelständler nennen ungern Ertragszahlen. Bernhard Simon, CEO des Logistikunternehmens Dachser, machte da auf seiner Jahrespressekonferenz in München keine Ausnahme. "Wir sind mit den erwirtschafteten Überschüssen zufrieden", sagte er und verwies stolz auf die 51 Prozent Eigenkapitalquote, die das Familienunternehmen 2016 erzielt hat. 2015 waren es noch 44 Prozent. Umsatzwachstum rückläufig Unterm Strich fällt die Jahresbilanz des Dachser-Chefs dennoch durchwachsen aus. Der konsolidierte Bruttoumsatz lag 2016 um 1,7 Prozent höher als im Vorjahr, während die Sendungen (80 Millionen Sendungen) und die Tonnage (38,2 Millionen Tonnen) jeweils um 2,4 Prozent zulegten. 2015 hatte das Unternehmen jedoch noch ein kräftiges Plus beim Konzernumsatz von 6,5 Prozent und bei den Sendungsmengen von 4,0 Prozent vermeldet. Tragende Säule war 2016 wieder das Geschäftsfeld Road Logistics, in dem Dachser die Segmente European Logistics (Transport und Lagerung von Industriegütern) und Food Logistics zusammenfasst. Sie trugen zu drei Viertel zum Gesamtumsatzvolumen bei. So legte Road beim konsolidierten Bruttoumsatz 2016 um 3,7 Prozent auf 4,31 Milliarden Euro zu. "Das ist ein Wachstum von 153 Millionen Euro. Wir erzielten diesen erfreulichen Schub ausschließlich aus eigener Kraft", so Simon. Im Geschäftsfeld European Logistics verzeichnete Dachser eine Umsatzsteigerung von 2,4 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Basierend auf dem Nettoumsatz, das heißt ohne Zölle und Einfuhrumsatzsteuer, hat laut Simon die Zunahme 2016 in diesem Bereich allerdings bei 4,1 Prozent gelegen. Wachstumstreiber waren insbesondere die Region "North Central Europe", also die Benelux-Länder, Polen, Dänemark und Schweden - sie entwickelten sich laut Simon "überdurchschnittlich gut". Auch die deutsche Landesgesellschaft habe von den wachsenden, grenzüberschreitenden Verkehren profitiert. Wachstumschampion 2016 war die Lebensmittellogistik-Sparte "Food Logistics", die ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent auf 812 Millionen Euro steigern konnte. Zum Erfolg haben laut Simon zum einen profitable Neukunden beigetragen, zum andern die Aufgabe von unrentablem Geschäft, das Dachser in den Geschäftsjahren 2014 und 2015 akquiriert hatte. "Wir haben sehr wohl gemerkt, dass Schwungmasse nicht alles ist", gestand der CEO ein. Enttäuschend entwickelte sich im vergangenen Jahr indes der Bereich "Air & Sea Logistics". Die Sendungszahlen blieben laut dem Unternehmenschef zwar konstant, der Umsatz sank jedoch in 2016 um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1,54 Milliarden Euro - bedingt durch die niedrigen Frachtraten insbesondere im Seeverkehr sowie negative Währungseffekte. "Luft- und Seefracht ist ein volatiles Geschäft, das nie gekannte Ausschläge zu verzeichnen hatte", begründete der CEO den Rückgang. Sorgen bereiten dem CEO die aktuellen Diskussionen zum Thema City-Logistik in vielen Städten Europas. Er befürchtet hier für den Lieferverkehr Restriktionen, die nicht nur die KEP-Branche betreffen, sondern auch das gesamte Stückgutgeschäft. "Unser Segment, das für die Zustellung von 500 oder 1000 Kilogramm schweren Paletten auch Lkw benötigt, wird in der Diskussion weniger verstanden", betonte er. Dachser erarbeite hierfür aber Lösungen - auch mit Lastenrädern und E-Lkw, die man auf der diesjährigen Transport Logistic in München präsentieren werde. Unterm Strich bleibt Simon auch für 2017 zuversichtlich - "sollten die für uns relevanten internationalen Logistik-, Finanzund Wirtschaftsmärkte in diesem Jahr nicht in einen Krisenmodus übergehen, wird Dachser auch 2017 ein signifikantes organisches Wachstum bei zentralen Kennzahlen verzeichnen" - und wird demzufolge in diesem Jahr 177 Millionen Euro (Vorjahr: 125 Millionen Euro) investieren. Das Geld soll vor allem in den Ausbau der Netzwerk-Standorte, der IT-Systeme und in Forschung und Entwicklung fließen. "Wir beschäftigen uns intensiv und umfassend mit logistischen Lösungen der Zukunft sowie deren Digitalisierungsgrad", betonte Simon. Man dürfe aber eines nicht vergessen, unterstrich der Unternehmenschef: "Logistik entscheidet sich im Fulfillment. Die digitale Welt lebt vom Fulfillment in der analogen Welt. Sonst ist man sehr schnell wieder vom Markt verschwunden." Das sei der Weg von Dachser. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Dachser www.verkehrsrundschau.de/dossiers Dachser in Zahlen In 37 Ländern aktiv Dachser erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen konsolidierten Bruttoumsatz von 5,71 Milliarden Euro (+ 1,7 Prozent). Mit der Business Line "European Logistics" ist Dachser in Europa derzeit an 363 eigenen und 68 Partnerstandorten in 37 Ländern aktiv. Zudem bietet Dachser über zwei Millionen Palettenstellplätze in fast 200 Warehouses. Das Unternehmen beschäftigte zum Jahresende 2016 27.450 Mitarbeiter. In Deutschland sind 14.315 Mitarbeiter für Dachser tätig - davon 1417 Auszubildende. Insgesamt integriert das Unternehmen derzeit (Stand März 2017) 100 Flüchtlinge in 28 Niederlassungen. cd