Volle Transparenz - auch im Lager

Die Jacob GmbH aus Kernen-Rommelshausen bei Stuttgart stellt jährlich 190 Millionen Teile her, hauptsächlich Kabelverschraubungen und -einführungssysteme, vertreibt diese weltweit - und ist dafür in der Logistik erstklassig aufgestellt. Denn betriebswirtschaftliche Software und Lagerlogistik wurden hier auf Basis einer Software von Proalpha eng miteinander verzahnt. Sukzessive hat das Unternehmen damit eine durchgängige Prozesslandschaft geschaffen und den Umsatz in den vergangenen Jahren um mehr als 50 Prozent gesteigert, bei gleicher Mitarbeiterzahl. Die Durchlaufzeiten ließen sich außerdem um drei bis vier Tage reduzieren. "Unsere Prozesse sind komplett transparent und automatisiert. Die Bearbeitungszeiten vom Wareneingang bis zur Freigabe für den Vertrieb sind deutlich kürzer als zuvor, was unsere Effizienz nochmals deutlich verbessert hat", sagt der kaufmännische Leiter von Jacob, Bernd Bohl. Ein weiteres Beispiel: Wenn in einer der bundesweit rund 100 Filialen der Back-Factory die Cola knapp wird, kümmert sich Software von Godesys um das Auffüllen der Kühlschränke. Auf Basis der Absatzzahlen aus dem Kassensystem werden diese tagesgenau mit den nötigen Waren bestückt. Stellt das System beispielsweise fest, dass im Kühlschrank nur noch 15 Flaschen stehen und diese erfahrungsgemäß für die kommenden zwei Tage reichen, wird die Filiale automatisch einen Bestellvorschlag für die benötigten Kaltgetränke erhalten. Das ist ideal, denn die mitunter recht kleinen Standorte haben nicht immer üppige Lagerkapazitäten. Der Kunde muss dennoch nicht auf sein Kaltgetränk verzichten. Wertschöpfung durch BI-Lösungen Es ist ein deutlicher Trend: Um im fortlaufend härter werdenden Konkurrenzkampf zwischen immer neuer und immer schneller auf den Markt tretenden Playern langfristig wettbewerbsfähig bleiben zu können, digitalisieren viele Unternehmen momentan auch intensiv ihre intralogistischen Prozesse. Sie verzahnen kaufmännische Software mit den Lösungen für das Finanzwesen, die Warenwirtschaft und die Logistik-Software. Wertschöpfung entsteht dabei durch additive Business-Intelligence-Lösungen (BI), die aus all diesen Lösungen jede Menge Daten sammeln, zusammenführen, diese anschließend verdichten und mit ihren Dashboards als aussagekräftige Kennzahlen zur Auswertung bringen. Vorstände und Geschäftsführer bekommen auf diese Weise gehaltvolle Informationen von beispielsweise optimal zu bestellenden Cola-Gebinden bis hin zu den Durchlaufzeiten von auszuliefernden Kabelverschraubungen. Datenqualität entscheidend In welchem Maße digitale Technologien die Logistik derzeit verändern, zeigt auch eine repräsentative Studie des Branchenverbands Bitkom, der im Frühsommer 2019 über 500 Unternehmen mit Logistikprozessen zu ihren größten Herausforderungen befragt hat: Hier steht die Digitalisierung mit einer Nennung von 79 Prozent an dritter Stelle. Eine große Mehrheit verspricht sich demnach durch digitale Technologien Vorteile, sei es die Beschleunigung des Transports, langfristig sinkende Logistikkosten und weniger anfällige Transportketten. "BI-Anwender sehen den Wert der Daten. Das bedeutet, dass für sie Themen wie Datenqualität, Data Governance und Datenstrategie in den Mittelpunkt rücken", sagt Carsten Bange, Gründer und Geschäftsführer des Analystenhauses BARC aus Würzburg. Es erhebt jedes Jahr den "BI Trend Monitor". Mit 2.865 befragten BI-Nutzern bietet die Studie einen umfassenden Überblick über die aktuellen Trendthemen auf dem weltweiten Business-Intelligence-Markt. Und da zeigt sich eben auch für die Intralogistik, wie entscheidend die maximale Datenqualität der von den Dashboards ausgelieferten Informationen ist. Denn: Die schönste Aufbereitung von Daten in Dashboards oder auch die Bereitstellung von Analysefunktionalität sei nichts wert, wenn sie nicht die richtigen Daten erhalten oder die Qualität nicht stimmt, betont BI-Experte Bange. Jede Nutzergruppe hat andere Ziele Die wichtigste Frage für Unternehmen lautet deshalb naturgemäß, wie sie diese Kennzahlen-Qualität erreichen. Aus Sicht von Frank Naujoks (siehe Interview) liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Genauigkeit des Einsatzes. "Jede Nutzergruppe hat andere Ziele. Deshalb muss im Vorwege der Installation eines solchen Systems klar sein, wer welche Kennzahlen zu welchem Zweck benötigt und ob die Lösungen dies hergeben", so der Managing Consultant der Aachener Unternehmensberatung Trovarit (siehe auch Interview). Passen Lösung und Anwendungszweck dann gut zusammen, lassen sich viele Prozesse transparenter gestalten und optimieren, von der Durchlaufzeit bis zur Bestellmenge. Auf diese Kennzahlen kommt es an Der Softwarehersteller Datapine nennt die wichtigsten Kennzahlen für die Intralogistik. Darauf sollten die Dashboards bestenfalls eine stichhaltige Antwort liefern: -Lieferzeit: Halten Sie Ihre vereinbarten Lieferzeiten ein?- Liefergenauigkeit: Wie viele Ihrer Lieferungen haben keinerlei Zwischenfälle?- Transport- und Lieferkosten: Wie genau setzen sich diese zusammen?- Lagerkosten: Wie hoch ist der Kostenanteil für die Lagerung der Waren?- Gesamtanzahl der Sendungen: Wie viele Sendungen werden bearbeitet?- Lagerbestandsgenauigkeit: Wie adäquat erfassen Sie den Lagerbestand?- Lagerumschlagshäufigkeit: Wie oft werden Vorratsbestände umgeschlagen?-I nventar-Umsatz-Verhältnis: Ist "Übervorrat" (overstock) ein Problem?sh