Berlin. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) fühlt sich durch eine neue Studie in seinen Bedenken bestätigt. „Die Skepsis, die ich gegenüber den Gigalinern habe, ist vertieft worden“, sagte Tiefensee jetzt in Berlin nach einem Treffen mit der Verkehrsbranche. Er hoffe, dass Bund und Länder sich noch im ersten Halbjahr auf ein gemeinsames Vorgehen einigen könnten. Mehrere Bundesländer haben Gigaliner-Modellversuche zugelassen. Bahnbefürworter fürchten massive Einbußen für den Güterverkehr auf der Schiene. Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) hält die Bedenken für unbegründet. Ein Modellversuch in Nordrhein-Westfalen verlaufe positiv, berichtete er in Düsseldorf. Bislang sei fünf Spediteuren erlaubt worden, auf genau festgelegten Strecken mit den rund 25 Meter langen LKW zu fahren. Auf zwei Routen seien solche Gigaliner bereits unterwegs. Auf einer Verkehrsminister-Konferenz im Herbst soll laut Wittke über eine Ausweitung des Modellversuchs auf andere Bundesländer beraten werden. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Uwe Beckmeyer, bezeichnete den Einsatz von Gigalinern als ökologisch und ökonomisch unvernünftig. Die Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zeige, dass allein im Kombinierten Verkehr 14 Millionen Tonnen Fracht von der Schiene auf die Straße verlagert würden. Der ADAC forderte Tiefensee auf, den Wildwuchs an Ausnahmegenehmigungen in den Ländern zu stoppen. Man brauche mehr Gutachten, um die Belastung von Straßen, Brücken und Tunneln durch die schweren LKW zu prüfen. Tiefensee lehnte dies ab. Es gebe genug Daten, um eine Entscheidung zu treffen. Bahn-Chef Hartmut Mehdorn warnte vor einer Benachteiligung der Schiene: „Wir fürchten, dass durch die Gigaliner Verkehr von der Schiene auf die Straße verlagert werden würde.“ LKW mit 40 Tonnen reichten für Schwertransporte aus. Das Transportgewerbe und der Verband der Automobilindustrie (VDA) sehen die Riesenlaster positiver. Es habe in den Modellversuchen bislang keinen einzigen Unfall gegeben, sagte VDA-Präsident Bernd Gottschalk. Der Benzinverbrauch und der CO2-Ausstoß könnten um bis zu 30 Prozent reduziert werden, weil weniger Lastwagen unterwegs seien. Gottschalk favorisiert eine europaweit einheitliche Lösung. Gigaliner sind unter anderem bereits in den Niederlanden, Dänemark und Finnland unterwegs. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee hat die Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) vorgelegt. Sie ist ab sofort im Internet verfügbar. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat sich intensiv mit den Auswirkungen auf die Infrastruktur und die Verkehrssicherheit beschäftigt. Kessel+Partner hat für uns die Frage der Verkehrsverlagerung im Kombinierten Verkehr untersucht. Beim Kombinierten Verkehr müsse mit verkehrspolitisch unerwünschten Verlagerungen von Gütern von der Schiene auf die Straße gerechnet werden. Insbesondere der Kombinierte Verkehr Schiene/Straße hätte bis 2015 mit einem Ladungsrückgang von bis zu 30 Prozent zu rechnen. Nicht betrachtet wurde dabei bisher die mögliche Verlagerung des Schienengüterverkehrs insgesamt auf die Straße. Die BASt-Studie hat folgende Resultate: Es seien Schäden für die Verkehrsinfrastruktur zu erwarten, insbesondere bei den Brücken. Die Gefährdung der Verkehrssicherheit steige auf Grund der erheblichen kinetischen Energie der Gigaliner. Dies könne bei einem Auffahrunfall auf der Autobahn verheerende Folgen haben. Die Leitplankensysteme sind nicht für 60-Tonner ausgelegt. Ein Ausbau der Autobahnparkplätze für die überlangen LKW wäre notwendig. Bei der Tunnelsicherheit müsste aufgrund der Gigaliner nachgebessert werden. Das muss vertieft werden, über den Kombinierten Verkehr hinaus." Beide Studien, die der BASt und die zum Kombinierten Verkehr von Kessel+Partner, sind ab sofort im Internet unter http://www.bmvbs.de abrufbar: BASt-Studie Gigaliner: http://www.bmvbs.de/Anlage/Original_987986/BASt-Studie+Gigaliner.pdf K+P Studie Gigaliner http://www.bmvbs.de/Anlage/Original_987987/K%2BP+Studie+Gigaliner.pdf
Verkehrsminister sieht Gigaliner skeptisch – die Studien zum Download
Bund und Länder streiten weiter über die Zulassung von 25 Meter langen und bis zu 60 Tonnen schweren Lastwagen auf deutschen Straßen.