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Verkehrsgewerbe leidet unter Brückensperrung in NRW

10.03.2015 10:58 Uhr
Verkehrsgewerbe leidet unter Brückensperrung in NRW
Christoph Kösters, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik
Nordrhein-Westfalen (VVWL).
© Foto: VVWL

Ab heute wird die Rheinbrücke Neuenkamp bei Duisburg in eine Fahrtrichtung für Lkw gesperrt. Welche Folgen das für die Transportwirtschaft hat, erklärt Christoph Kösters, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL).

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Welche Folgen hat die Sperrung der Rheinbrücke Neuenkamp für die Transportwirtschaft in Nordrhein-Westfalen?
Die A 40 ist zusammen mit der A 42 eine wichtige Ost-West-Achse durch das Ruhrgebiet und weiter Richtung Niederlande und Belgien. Sie ist auch besonders bedeutsam für den Hafenstandort Duisburg. Der Fernverkehr muss aufgrund der Sperrung jetzt über die A 42 geführt werden oder noch weiter im Norden über die A 2. Daraus ergeben sich Umwege mit entsprechendem Zeitverlust.

… und der Regionalverkehr?
Betroffen sind beispielsweise Unternehmen im Containertrucking oder regionale Versorgungsverkehre. Die Umwege führen dazu, dass beispielsweise pro Tag nur zwei statt üblicherweise drei Rundläufe gefahren werden können. Das bedeutet eine wirtschaftliche Belastung für den Verteilerverkehr. Staus auf den ohnehin schon viel befahrenen Ausweichstrecken verursachen einen zusätzlichen Zeitverlust. Die gesamte Tourenplanung muss verändert werden.

Ist diese Sperrung vergleichbar mit der Rheinbrücke auf der A 1 bei Leverkusen?
Da die Fahrtrichtung Venlo für Lkw (noch) offen ist, könnte man optimistisch behaupten, es wäre nur halb so schlimm. Außerdem besteht hier noch die nahe gelegene Rheinquerung über die A 42 – im Gegensatz zu Köln, wo sämtliche Alternativen ebenfalls abgelastet sind. Für die betroffenen Unternehmer, die im westlichen Ruhrgebiet unterwegs sind, ist der Grad der Belastung mit Leverkusen allerdings durchaus vergleichbar, denn durch die einspurige Verkehrsführung für Pkw in Richtung Essen bilden sich hier täglich immense Staulagen in einer ohnehin schon stauanfälligen Region.

Ist die Situation in NRW besonders schlimm im Bundesvergleich?
Gemessen an der Anzahl der gesperrten Brücken ist das so. Über 30 Brücken in NRW sind derzeit für den Lkw gesperrt. Von 152 untersuchten Brücken sind insgesamt 71 Bauwerke – darunter sämtliche Brücken auf der A 45 – so marode, dass sie komplett erneuert werden müssen.

Warum trifft es NRW im Vergleich mit anderen Bundesländern besonders schlimm?
Es spielen viele Faktoren eine Rolle. Nordrhein- Westfalen verfügt über ein besonders dichtes Fernverkehrsnetz. Durch die Einwohnerdichte und den hohen Industrieanteil haben wir im Ruhrgebiet ein besonders starkes lokales Verkehrsaufkommen. Zudem stammt das Autobahnnetz inklusive Brücken überwiegend aus den 60er- und 70er-Jahren. Das Grundproblem besteht bundesweit, aber in NRW ist es aufgrund der genannten Faktoren besonders spürbar.

Sind die alten Bundesländer in den letzten Jahren zu kurz gekommen bei der Finanzausstattung?
Was Ausbau und Lückenschlüsse betrifft, war man zu zurückhaltend. Daran ist das Land NRW nicht ganz unschuldig, weil lange Zeit kaum baureife Projekte vorhanden waren. Nehmen Sie das Beispiel der A 1 zwischen Dortmund und Osnabrück. Seit Jahren wird ein 6-spuriger Ausbau diskutiert und man streitet, ob man nun eine privatwirtschaftliche Kofinanzierung zulassen will, weil die private Finanzierung dem Steuerzahler am Ende möglicherweise teuer kommt. Wir meinen, da sollte man aufgeschlossener sein, denn auch die permanenten Staus kommen uns teuer zu stehen – und eine Finanzierung aus dem Haushalt ist ja oft gar keine echte Alternative, weil die Mittel absehbar nicht zur Verfügung stehen.

Da wird sie die Nachricht erfreut haben, dass der Bund aus dem Investitionsprogramm zusätzliche Mittel für die Verkehrsinfrastruktur bereit stellen will - auch auf kommunaler Ebene in den klammen Bundesländern.
Wir können uns nur der Forderung des NRW-Verkehrsministers Groschek anschließen, bei der Verteilung der Finanzmittel NRW besonderes im Auge zu behalten. Aber auch wenn die Kommunen und das Land jetzt glücklicherweise mehr Geld zur Verfügung haben, bleibt eine Finanzierungslücke bei den Bundesfernstraßen. Es werden immer noch nicht die Mittel bereit gestellt, die die Daehre- und Bodewig-Kommissionen zum reinen Erhalt unserer Infrastruktur ermittelt haben. Die Politik ist auf dem richtigen Weg, vollkommen umgesetzt hat sie die Erkenntnisse allerdings noch nicht.

Das Interview führte VR-Redakteur Dietmar Winkler

Hintergrund:
Wegen dringender Reparaturarbeiten in Folge von Rissen in der Stahlkonstruktion muss die Rheinbrücke Neuenkamp auf der A 40 bei Duisburg teilweise für den Schwerverkehr gesperrt werden. Lkw über 3,5 Tonnen dürfen ab diesen Dienstag nur noch in Fahrtrichtung Westen passieren. In Gegenrichtung ist die Fahrbahn nur einspurig nutzbar. Für den regionalen Güterverkehr bringt dies Umwege und Staus, der Fernverkehr wird großräumig umgeleitet. (diwi) 

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