Vergleich Ford Transit FWD/AWD

Vergleich Ford Transit FWD/AWDErst im Gelände schlägt seine StundeAuch Ford hat nach längerem Anlauf eine Allradversion des Transit ins Programm genommen. Doch der Fronttriebler ist die modernere, dank ESP auch traktionsmäßig nicht schlechtere Lösung. Der AWD wirkt dagegen recht unausgegoren. Gleich zu Anfang die Preisfrage: 4700 Euro zusätzlich ruft Ford für den neuen Allradantrieb (AWD) im Transit auf. Viel Geld, das quasi noch mehr wird, wenn man überlegt, dass bei einem 3,5-Tonner eigentlich der Fronttriebler (FWD) völlig ausreichend ist. Erst bei höherer Tonnage spielt unserer Erfahrung nach der über die Hinterräder (RWD) angetriebene oder allrädrige Transit seine Vorzüge aus. Der FWD kostet nochmal gut 1100 Euro weniger als das AWD-Basisfahrzeug, der Hecktriebler mit 2,4-Liter-Common-Rail-Turbodiesel und 140 PS.Was man mit dem Fronttriebler für weniger Geld an Mehrwert erhält, ist vor allem ein größerer Laderaum mit niedrigerem Zustieg ohne Zwischenabsatz am Heck. Und nicht zu vergessen etwa 200 Kilo mehr Nutzlast gegenüber dem RWD, der AWD wiegt nochmal 80 Kilo mehr. Darüber hinaus bekommt der Kunde ein Fahrzeug mit harmonischerem und agilerem Handling. Der im FWD quer eingebaute 2,2-Liter-TDCI läuft geschmeidiger, dreht freudiger und zieht elastisch durch, ohne zu brummen. Da ist der größere, im AWD/RWD längs eingebaute 2,4-Liter-TDCI ein rustikaleres Kaliber. Er quittiert niedrige Drehzahlen mit heftigeren Vibrationen und Dröhnen, holt erstmal tief Luft, bevor er dann einen gewaltigen Punch von 375 Nm auf die Kurbelwelle wuchtet. Tückisches Fahrverhalten im AWDDiese Charakteristik unterstreicht vor allem im unbeladenen Zustand die unrühmliche Tradition des Transit als „Heckschleuder“. Gezähmt wird der normale RWD mittlerweile durch das fein und frühzeitig regelnde adaptive ESP. Das bekam Ford allerdings nicht ins Allradsystem integriert, sodass paradoxerweise der 4x4-Transit auf dieses wichtige Feature verzichten muss. Außerdem fällt mit dem Allrad auch noch die elektronische Differenzialsperre weg, sodass der 4x4-Ford bei Nässe erstmal hilflos mit den Rädern scharrt und bei stärkerem Leistungseinsatz fies mit dem Heck wegwischt, bis die magnetische Kupplung aufmacht und die Kraft auch an die Vorderräder verteilt. FWD: Gelungene Integration des ESPDa sieht man vom Fronttriebler nur noch die Rücklichter in der Ferne. Denn obwohl es vorderradgetriebene Transporter mit besserer Traktion gibt wie etwa den Fiat Ducato, sorgt das im FWD serienmäßige ESP schnell dafür, dass die Kraft auch in Vortrieb umgesetzt wird. Bizarrerweise lässt der FWD den AWD gerade auch beim Anfahren am Berg hinter sich, weil mit Hillholder und dank spontanerem Antritt des Motors der „Take off“ spielend einfach von der Hand geht. Der Transit-AWD-Fahrer, der auch auf den Hillholder verzichten muss, balanciert da noch Handbremse und Gaspedal, um nicht zurückzurollen und vorwärtszukommen. Und notiert dann ein ruppigeres Greifen der Kupplung, ein leichtes Verspannen der Lenkung sowie ein mahlendes Geräusch von der Vorderachse. Etwas besser geht es mit dem „AWD-Manual“-Modus – per Taste aktivierbar –, bei dem die Magnetventile der Ölpumpe geöffnet sind und das System quasi in „Lauerstellung“ für schnelleren Kraftschluss sorgt. Obwohl der AWD extrem kurz übersetzt ist, ist die Gefahr, ihn abzuwürgen, übrigens deutlich größer als im verbindlicheren Fronttriebler. Der setzt seine Verbindlichkeit unterwegs fort in Form eines agileren und fahraktiveren Handlings. Wer es übertreibt, wird von sanftem Untersteuern auf die Grenzen der Fahrphysik hingewiesen respektive vom ESP zurückgepfiffen. In Kurven wankt die Karosse des tieferliegenden FWD auch nicht so stark wie der hochbauende AWD. Bei beiden mau: die träge reagierenden, wenig zupackenden Bremsen. Auf der Autobahn holt der FWD dann zum entscheidenden Schlag aus: Im sechsten Gang des etwas leichter und knackiger zu schaltenden Getriebes (im AWD verstärktes Getriebe), steht die Nadel des Drehzahlmessers bei 130 km/h bei akzeptablen 2500/min, während der 2,4-l-Motor im AWD bei 3200/min hochdreht. Im FWD könnte die oberste Stufe sogar noch länger übersetzt sein in Anbetracht des üppigen Drehmoments. Dass sich das im Verbrauch niederschlägt, ist fast selbstverständlich: Der Fronttriebler beschied sich als Hochdach mit mittlerem Radstand mit sparsamen 8,9 l/100 km, während der AWD im Schnitt 10,2 l/100 km durch die Brennräume zog.Die Stunde des AWD schlägt dort, wo man Transporter normal nicht bewegt – egal ob FWD oder RWD: im Gelände. Hier wären die beim FWD so elegant integrierten elektronischen Bremssysteme gegebenenfalls sogar hinderlich für den Vortrieb. Der AWD kämpft sich also wacker durch wadentiefen Schlamm und erklettert schwindelerregende Kuppen, als wäre es nichts. Ein hochspezialisierter Schlechtwegetransporter also, der AWD, und nur hier mag er seine Berechtigung haben. Wer einen universellen Allrad für alle Tage zu moderatem Preis und mit geringem Mehrverbrauch braucht, kommt in dieser Nische am T5 4Motion (s. VR 10/10) nicht vorbei. ❙❚■ Johannes Reichel2,4-l-Vierzyl.-Reihen-Dieselmotor, CR-Direkteinspr., VTG, 4 Vent. pro Zyl., Euro 4, Steuerkette, Leistung: 140 PS (103 kW) bei 3500/min, max. Drehmoment: 375 Nm bei 2000-2250/min, Service: 50.000 km man. Sechsgang-Schaltgetr., Heckantrieb mit zuschalt. Frontantrieb, Übers.: i=4,27LxBxH: 5230x1974x2384 mm, Ladevolumen: 8,3 m³; Ladekante: 699 mm, Wendekreis: 11,9 m; zul. GG: 3500 kg, Leergew. (Testfz.): 2370 kg, Nutzlast: 1130 kg, Testg.: 3210 kg, Achslast v/h: 1750/ 2250 kg, Anhängel.: 2800 kg, zul. GG.: 6300 kg, 80-l-Tank Verbrauch Testrunde (223,6 km): 10,2 l/100 kmFord Transit FT350 140 TDCI RWD: 29.175,- Extras: AWD 4700,- DPF 600,- AHK 450,- Ford Transit FT350 AWDVergleich Ford Transit FWD/AWD2,2-l-Vierzyl.-Reihen-Dieselmotor, CR-Direkteinspr., VTG, 4 Vent. pro Zyl., Euro 4, Steuerkette, Leistung: 140 PS (103 kW) bei 3500/min, max. Drehmoment: 350 Nm bei 1800-2400/min, Service: 30.000 km man. Sechsgang-Schaltgetriebe, VorderradantriebLxBxH: 5230x1974x2384 mm, Ladevolumen: 8,8 m³; Ladekante: 541 mm, Wendekreis: 11,9 m; zul. GG: 3500 kg, Leergew. (Testfz.): 2100 kg, Nutzlast: 1400 kg, Testg.: 2950 kg, Achslast v/h: 1700/ 2150 kg, Anhängel.: 2800 kg, zul. GG.: 5500 kg, 80-l-Tank Verbrauch Testrunde (223,6 km): 8,9 l/100 kmFord Transit FT350 140 TDCI FWD: 28.050,- Serie: ESP+Hillholder, EDS, Trennwand; Extras: DPF 600,- AHK 450,- Express Line 650,- Tank 100 l 175,-Ford Transit FT350 FWD

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