Überwachen beugt dem Ausfall vor

Reifen sind bekanntlich ein großer Kostenfaktor, der oftmals unterschätzt wird. Was empfehlen Sie Ihren Kunden für ein möglichst langes Reifenleben? Welche technischen Hilfsmittel bieten Sie an, Stichwort Reifendrucküberwachung?Nach unseren Erfahrungen ist der Kostenfaktor Reifen nicht so hoch, wie man oft glaubt. Tatsächlich entfallen nur rund drei Prozent der Anschaffungskosten eines Fahrzeuges auf den Reifen. Doch Reifen können einen großen Einfluss auf die Gesamtbetriebskosten haben, und zwar mehr als 40 Prozent. Der Schlüssel zur Optimierung der Gesamtbetriebskosten liegt in einem auf den Kunden passgenau zugeschnittenen Gesamtkonzept. Allein durch die Wahl des richtigen Reifens, durch die entsprechende Wartung und den Service entstehen dem Kunden große Einsparungspotenziale.Reifendruckkontrollsysteme haben in diesem Gesamtkontext einen maßgeblichen Einfluss. Sie ersetzen nicht nur klassische Wartungstätigkeiten wie das regelmäßige Überprüfen des Reifendrucks, und sparen damit die Kosten und Standzeit der Lkw. Prädiktiv arbeitende RDKS können zudem die Mobilität einer Flotte sicherstellen, weil sie helfen können, Beschädigungen, die zu einem Ausfall des Fahrzeuges führen, von vornherein zu vermeiden. Mit unserem Reifendruckkontrollsystem Goodyear TPMS lässt sich schon heute die Zahl der Fahrzeugausfälle, die auf Reifenprobleme zurückzuführen sind, um durchschnittlich 85 Prozent reduzieren.Die Spedition spart hier mehrfach: Neben den Kosten für Neureifen fallen keine Aufwendungen für einen Reifennotdienst und die Straßenmeisterei an. Darüber hinaus werden eventuelle Folgeschäden am Lkw und die Lieferverzögerung beim Kunden vermieden. Zudem empfehlen wir für ein möglichst langes Reifenleben unser "Vier-Leben-Konzept", dabei wird der Reifen, wenn sein Profil abgefahren ist, nachgeschnitten, später runderneuert und dann ein zweites Mal nachgeschnitten. Im Allgemeinen kann eine Flotte die Kilometerleistung ihrer Lkw-Reifen um circa 25 Prozent steigern. Die Kosten sind dabei durch die Runderneuerung um ca. 10 Prozent niedriger, als wenn ausschließlich Neureifen verwendet werden.Ein neues "Werkzeug" bei Goodyear ist die Tracing-Lösung. Welche Vorteile hat der Anwender dadurch?Unser Fleet Tracker lokalisiert Fahrzeuge, Trailer und Güter und hilft, das Reifenmanagement zu verbessern. Er erfasst mit hoher Genauigkeit, wie viele Kilometer mit einem Reifen gefahren wurden. Dadurch können Flottenmanager und Servicebetriebe den optimalen Zeitpunkt zum Nachschneiden, Runderneuern oder zum Austausch der Reifen bestimmen und so die Gesamtbetriebskosten senken.Außerdem lassen sich Wartungs- und Wechseltermine mit dem Fleet Tracker exakt prognostizieren und planen, sodass der Flottenbetrieb reibungslos weiterlaufen kann. Abgefahrene Reifenprofile werden so rechtzeitig ersetzt, dass die Karkasse intakt und für zukünftige Runderneuerungen nutzbar bleibt. Der Fleet Tracker ist der jüngste Neuzugang in unserer Goodyear Proactive Solutions-Familie, unserem Servicepaket intelligenter Lösungen für Flottenmanager. Dazu gehören außerdem das zuvor schon erwähnte TPMS, ein prädiktiv arbeitendes Reifendruckkontrollsystem, das den Reifendruck über einen an der Felge angebrachten Sensor misst, und der Drive-Over-Reader (DOR), der den Reifendruck mittels im Boden montierter Sensorplatten erfasst.Bei unserem TPMS analysieren von Goodyear eigens entwickelte Algorithmen das Risiko eines zu niedrigen Luftdrucks, von Luftverlust oder anderen Beschädigungen am Reifen. In Folge verschickt das System eine Warnmeldung, sodass der Flottenmanager proaktiv den notwendigen Service veranlassen kann. Die entsprechenden Vorteile habe ich bereits weiter oben beschrieben.Für welche Fahrzeugklassen - Lkw, Transporter - ist Tracing anwendbar?Unsere klassische Zielgruppe sind die Lkw ab 7,5 Tonnen. Grundsätzlich kann der Fleet Tracker jedoch universell eingesetzt werden, da er batteriebetrieben ist und einfach angebracht werden kann. In ersten Gesprächen haben unsere Kunden beispielsweise über eine Nutzung an einem Kran oder Baucontainer nachgedacht.Empfehlenswert ist der Einsatz des Fleet Trackers, wenn wertvolle Güter transportiert werden: Im Falle eines Diebstahls kann die Fahrthistorie damit nachvollzogen werden. Auch für kommunale Fahrzeuge wie Müllautos oder Busse im öffentlichen Nahverkehr kann die Routenverfolgung einen zusätzlichen Mehrwert bieten, zum Beispiel, um sicherzustellen, dass die geplanten Routen eingehalten werden.An der Vorderachse von Fernverkehrs-Lkw wird der 385/55 R 22,5 immer populärer. Wann sollte der Kunde Ihrer Meinung nach zum 385er greifen und wann ist der 315/70 R 22,5 im Vorteil?Die Reifengröße 385/55 bietet vor allem Vorzüge in Sachen Fahrkomfort: Werden sie auf der Vorderachse gefahren, erhöht sich die Fahrstabilität der Zugmaschine, insbesondere bei Fahrzeugen mit schweren Lasten wie Tankaufliegern. Außerdem reagieren sie weniger empfindlich auf Spurrillen als Reifen in der Dimension 315/70. Und aufgrund ihres größeren Volumens können sie mit einem um circa 1,2 bar geringeren Luftdruck gefahren werden, was ebenfalls den Fahrkomfort steigert.Die Traglast bleibt dabei übrigens gleich, denn der 385/55er-Reifen trägt 0,5 Tonnen mehr als der 315/70er in der High-Load-Ausführung. Die Größe 315/70 bietet diese Vorteile nicht, ist aber preisgünstiger.Problematisch ist der Naturkautschuk. Forscht Goodyear an Alternativen?Wir achten auf nachhaltige Praktiken in Bezug auf Naturkautschuk und suchen gleichzeitig aktiv nach Alternativen, die die gleiche oder eine bessere Produktqualität und -leistung bieten. Ein solches Material ist beispielsweise Löwenzahnkautschuk. Wir sind Teil des PENRA-Programms, einem Exzellenzprogramm für Naturkautschuk-Alternativen, das die Durchführbarkeit der Beschaffung von Naturkautschuk aus russischem Löwenzahn erforscht. Kautschukbäume benötigen normalerweise sieben Jahre, um den für die Kautschukproduktion benötigten Latex zu produzieren, während Löwenzahn alle sechs Monate geerntet werden kann. Russischer Löwenzahn ist zudem widerstandsfähig und kann in gemäßigten Klimazonen und auf kargen Böden wachsen.Ein weiteres Beispiel ist unsere Innovation auf dem Gebiet des synthetischen Kautschuks, der herkömmlicherweise aus erdölbasierten Materialien hergestellt wird. In einem gemeinsamen Programm mit DuPont Industrial Biosciences haben wir das biobasierte Monomer BioIsoprene entwickelt und patentiert, das Goodyear dabei helfen kann, hochwertigen synthetischen Kautschuk herzustellen, ohne auf einen Rohstoff auf Erdölbasis angewiesen zu sein. Dank dieser Fortschritte beim Synthesekautschuk verwenden wir heute 10 Prozent weniger Naturkautschuk in unseren Produkten als vor zehn Jahren.Zudem haben wir uns der verantwortungsvollen Beschaffung von Naturkautschuk verpflichtet. Wir sind eines der Gründungsmitglieder des Tire Industry Project (TIP), einer Initiative der 11 weltweit größten Reifenhersteller, die gemeinsam mit anderen Interessengruppen in der Naturkautschuk-Lieferkette zusammenarbeiten, um zu deren Umgestaltung beizutragen. Dies führte im Oktober 2018 zur Gründung der Globalen Plattform für nachhaltigen Naturkautschuk, kurz GPSNR, zu deren Prioritäten die Verbesserung der Achtung der Menschenrechte, die Verhinderung von Landraub und Entwaldung, der Schutz der biologischen Vielfalt und der Wasserressourcen, die Verbesserung der Erträge und die Erhöhung der Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Lieferkette gehört.Stichwort Nutzlastoptimierung: Fragen Kunden konkret nach dem Gewicht eines Reifens? Welcher wäre bei Goodyear die richtige Wahl, wenn es im Fernverkehr besonders auf ein niedriges Gewicht ankommt?Nehmen wir einmal das Beispiel Glastransporter. Hier zählt bei der Ermittlung des Fahrzeuggesamtgewichtes jedes einzelne Gramm. Durch die Auswahl des entsprechenden Reifentyps können bis zu 115 Kilogramm Reifengewicht eingespart werden. Als Berechnungsbasis für diesen Anwendungsfall haben wir einen 12-fach bereiften Sattelzug angenommen, der mit Goodyear Fuelmax Performance-Reifen anstelle von beispielsweise Fuelmax oder Kmax Gen-2 ausgestattet wurde.Die Entscheidung muss im jeweiligen Einzelfall sorgfältig abgewägt werden, denn diese Gewichtseinsparungen können nur auf Kosten anderer Leistungskennwerte realisiert werden. Möglicherweise leidet die Kilometerleistung, dafür wird jedoch die Verbrauchseffizienz verbessert.

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