Neubrandenburg. Mecklenburg-Vorpommerns Transportunternehmer suchen dringend Berufskraftfahrer-Nachwuchs. „Unsere Betriebe bekommen derzeit nur rund ein Drittel so viel Auszubildende wie nötig wären, um die eigene Zahl an Brummi-Fahrern zu halten", sagte Hans-Georg Bemmann vom Vorstand der Logistikinitiative Mecklenburg-Vorpommern am Dienstag in Neubrandenburg. Gründe seien der starke Rückgang bei Schulabgängern und das Image des Berufes. Auch bei Lager- und Hafenlogistikern fehle Nachwuchs, Speditionskaufleute gebe es noch. Die Initiative berät derzeit mit Schulen und Ausbildern, wie junge Leute wieder stärker für Speditionsberufe interessiert werden könnten.
„Es wird immer schwieriger, Fachpersonal zu bekommen", sagte Bemmann. Die Branche sei als Berufszweig nicht so bekannt, wie Ärzte oder Banker. Das soll sich ändern. So wolle man mit Schulen verstärkt Praktika anbieten, mehr „Tage der offenen Tür" sollen Interessierte anlocken. „Es gibt auch Vorteile bei unseren Berufen", sagte Bemmann.
So hätte Hafen- und Lagerlogistiker geregelte Arbeitszeiten. Berufskraftfahrer sei ein technisch anspruchsvoller und kommunikativer Job. Die jungen Leute dürften wegen der Ausbildung schon mit 18 Jahren sogenannte 40-Tonner fahren, sonst erst ab 21 Jahren. „Natürlich sind diese Leute nicht jeden Tag zu Hause, aber sie lernen auch ganz andere Regionen kennen."
Zwar liegen die Verdienste noch immer unter denen in den alten Bundesländern, gibt Bemmann zu. Aber im Nordosten verdienten Kraftfahrer laut Landestarif etwa 1500 bis 1800 Euro netto und lägen damit deutlich über der Gastronomie, die auch Nachwuchsmangel beklagt. Inwieweit sich die Arbeitnehmerfreizügigkeit mit Polen ab Mai auswirke, könne er nicht sagen. „Deutsch sprechen ist aber eine Grundvoraussetzung als LKW-Fahrer."
Bemmann weiß wovon er spricht. Der Geschäftsmann leitet die Nevag-Spedition in Neubrandenburg mit rund 300 Mitarbeitern, davon 250 Berufskraftfahrer. „Wir müssten jährlich 12 Kraftfahrer ausbilden, kriegen aber nur 3 bis 5 Lehrlinge." Ein weiteres Problem sei, dass die jungen Leute erst mit 18 die Prüfungen für LKW-Führerscheine ablegen dürften, aber mit 16 aus der Schule kämen.
In größeren Unternehmen müssten die Auszubildenden dann erst in die Werkstätten und Lager bis sie «auf den Bock» dürften. Dies sei in der DDR anders gewesen: Damals hätten junge Leute schon mit 17 „Berufskraftfahrer in Begleitung" sein können. „Das würde uns schon helfen." So könnten die jungen Fahrer dann mit Tonnagebegrenzung und Begleitung vielleicht schon 20-Tonner für kürzere Touren fahren. Im Landesverband des Verkehrsgewerbes, dem Branchenverband der Speditionen im Nordosten, sind rund 300 Firmen mit rund 3000 Beschäftigten vertreten. (dpa)