Düsseldorf. Eine Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom ist am Wochenende ans Licht gekommen. Offenbar hat das Unternehmen zwischen 2005 und 2006 Gespräche von Aufsichtsräten und Journalisten verfolgt. Nach Informationen der Tageszeitung „Handelsblatt“(Montagsausgabe) war es Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel, der einen Mitarbeiter der Konzernsicherheit beauftragt haben soll, die Bespitzelung in die Wege zu leiten. Ziel war, herauszufinden, wer der Presse heiße Informationen gibt. Die Konzernsicherheit hat dazu laut „Spiegel“ einen externen Dienstleister bestellt, der die Verbindungsdaten verglichen hat. Ausgewertet wurden offenbar „mehrere hunderttausend Datensätze“, womit eine Berliner IT-Firma extern beauftragt worden war. Vorstandschef René Obermann - zu der fraglichen Zeit für die Handy-Sparte verantwortlich - verspricht nun eine lückenlose Aufklärung. Die Bundesregierung hat eine zügige Aufklärung der Telekom-Bespitzelungsaffäre gefordert und zugleich Konzernchef René Obermann den Rücken gestärkt. „Wenn sich diese Vorwürfe bewahrheiten, ist das ein schwerer Vertrauensverlust, der umgehend aufgeklärt werden muss“, sagte der Sprecher von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), Torsten Albig, heute in Berlin. Der Bund begrüße alle von der Telekom in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft angestoßenen Maßnahmen. Obermann habe Steinbrück in einem Telefonat informiert, dass die Staatsanwaltschaft Bonn eingeschaltet worden sei. Bei der Aufklärung der Affäre genießt der Telekom-Chef die Rückendeckung des staatlichen Großaktionärs: „Es gibt überhaupt gar keinen Anlass für uns, dass Vertrauen gegenüber Herrn Obermann infrage zu stellen.“ In den betreffenden Jahren 2005 und 2006 stand das Unternehmen massiv unter Druck, da die Führungsmannschaft um den damaligen Chef Kai-Uwe Ricke keine Lösungen für die drängendsten Probleme fand. Die Kunden liefen in Massen zur Konkurrenz über und der Gewinn schmolz dahin. Über die internen Auseinandersetzungen im Management und die Hilflosigkeit von Ricke berichteten damals die Medien ausführlich. Ricke wie auch der frühere Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel dementieren, Auftraggeber der Spitzelaktionen gewesen zu sein. In den Fokus rückt auch der frühere Personalvorstand Heinz Klinkhammer, der zu der fraglichen Zeit für die Konzernsicherheit verantwortlich war. "Alle Aufträge an die Konzernsicherheit hätten über meinen Schreibtisch gehen müssen", sagte Klinkhammer dem „Handelsblatt“. "Ich wusste davon aber nichts. Die Bespitzelungsaufträge sind offensichtlich an mir vorbeigeleitet worden." Dem Vernehmen nach sollen vor allem die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Ziel der Spionageattacke gewesen sein. Intern galten sie als mögliches Informationsleck, da oftmals Details von bevorstehenden Stellenstreichungen vorab an die Öffentlichkeit gelangten. Auffällig ist, dass der seit November 2006 amtierende Telekom-Chef Obermann die Verantwortung für die Konzernsicherheit nach der Stabsübergabe selbst übernahm. Wie ein Sprecher bestätigt, wurden die Richtlinien für die Abteilung verschärft. Obermann habe dies getan, da er ein ungutes Gefühl gehabt habe. Im Konzern wird nun befürchtet, dass die Spitzelaktion nur die Spitze des Eisberges ist. Die Auswertung der Verbindungsdaten ergibt nur, wer mit wem wie lange telefoniert hat. Über den Inhalt der Gespräche verraten sie nichts. „Dafür müsste man abhören, was für die Telekom leicht wäre“, sagt ein mit solchen Vorgängen vertrauter Berater.
Telekom-Bespitzlungsaffäre: Zumwinkel unter Verdacht
Laut Medienberichten soll Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel einen Mitarbeiter der Konzernsicherheit beauftragt haben, eine Bespitzelung von Aufsichtsräten und Journalisten in die Wege zu leiten.