Hamburg. Die Krise in der Schifffahrt ist nach Einschätzung der deutschen Reeder noch nicht vorbei. Bei einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger rechneten drei Viertel der befragten Linien- und Charterreedereien sowie Emissionshäuser und Banken mit sinkenden Frachtraten in den kommenden zwölf Monaten.
Danach erwarten die Marktteilnehmer, dass sich die Schifffahrtsmärkte - unterschiedlich für verschiedene Schiffsarten - erst im nächsten oder übernächsten Jahr wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen. Die Schifffahrt war im Herbst 2008 kräftig eingebrochen und steuert seit Beginn dieses Jahres wieder auf Erholungskurs.
Einig sind sich die Teilnehmer der Erhebung darin, dass Wettbewerb und Marktkonzentration weiter zunehmen werden. Die geplanten Konsequenzen sind unterschiedlich: Charterreedereien wollen verstärkt auf die Verlagerung ins Ausland sowie Spezialschiffe setzen, Linienreedereien dagegen auf Größenvorteile durch Allianzen.
Ferner hat die Krise bei den Reedern zu Liquiditätsengpässen geführt, auf die die Linienreedereien mehrheitlich mit Kostensenkungsmaßnahmen reagiert haben - besonders in den Bereichen Terminals, Transportkosten und Bunker. Um sich auf die nächste Krise vorzubereiten, setzen sie maßgeblich auf höhere Liquiditätsreserven und stärkeres Kostencontrolling.
Die Teilnehmer der Umfrage repräsentieren über 1.000 Schiffe, mehr als drei Milliarden emittiertes Eigenkapital in den letzten fünf Jahren sowie eine Kreditsumme von mehr als 80 Milliarden Euro. (dpa/sno)