Skeptische Spediteure

Citipost: Einer der Privatanbieter, die der Deutschen Post schon jetzt das Leben schwer machen Skeptische SpediteureAb dem 1. Januar 2008 gehört das Postmonopol endgültig der Vergangenheit an. Doch für die Speditionen ist die völlige Öffnung des Briefmarktes kein Anlass zum Jubeln.Ganze zehn Jahre hat es gedauert, bis jetzt zum 1. Januar 2008 auch die letzte Bastion des Postmonopols in Deutschland fällt. Wenn das kein Grund ist für die Spediteure, die Öffnung eines immerhin fünf Milliarden Euro schweren Marktes (s. Kasten unten) zu feiern. Doch weit gefehlt: keine Jubelarien der Spediteure und auch keine Spedition, die sich anschickt, ein beachtliches Stück des umfangreichen Kuchens im Briefmarkt zu sichern. Beides hat seine Gründe. Mindestlohn soll Einstieg erschwerenDenn auch wenn der deutsche Gesetzgeber zum Jahreswechsel die Voraussetzungen für freien Wettbewerb im Briefmarkt schafft, ist Andreas Müller, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung des Wettbewerbs und lauteren Verhaltens im Speditions-, Logistik- und Transportgewerbe, nicht davon überzeugt, dass damit die letzten Barrieren gefallen sind. Als Beispiel nennt er das Bestreben der Deutschen Post (DP), einen für alle Anbieter geltenden Mindestlohn einzuführen. Zusammen mit Verdi hat die DP sich auf eine Grenze von 9,80 Euro pro Stunde (Westdeutschland; Ostdeutschland: 9,00 Euro) für Briefzusteller festgelegt. Sollte die Post sich damit durchsetzen können, hätte das laut den bislang bereits im Briefmarkt aktiven Anbietern fatale Folgen. Denn sie zahlen ihren Angestellten bis zu 3 Euro weniger.Ein anderer Vorteil der DP: Sie genießt das so genannte Mehrwertsteuerprivileg. Während die privaten Anbieter ihren Preis mit 19 Prozent Mehrwertsteuer kalkulieren müssen, kann die DP ihr Briefporto ohne diesen Aufschlag anbieten. Doch wackelt dieses Privileg. Denn in Brüssel läuft laut Markus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlaments, derzeit ein Verfahren gegen die Bundesregierung, weil die der Post diesen Vorteil einräumt. Noch ist ungewiss, wann der Europäische Gerichtshof dazu eine Entscheidung fällt. Aus Sicht von Ferber ist die Lage jedoch klar: „Entweder zahlt keiner Mehrwertsteuer oder alle“, sagte der CSU-Politiker.Vom Brief- zum Logistikmonopol?Angesichts der Bemühungen der DP, ihre Vormachtstellung zu verteidigen, sagte Müller: „Das Ende des Briefmonopols darf aber nicht der Beginn des Logistikmonopols sein.“ Denn noch heute schmerzt es die Spediteure, wie die DP ihr Monopol ausgenutzt hat. So kritisierte Herbert Putzmann, erster Vorsitzender des Wettbewerbsvereins und Geschäftsführer der Spedition Emons, dass die DP mit den Gewinnen aus dem Briefmonopol ihre Aktivitäten im Transport- und Logistikmarkt subventioniert habe. „Wettbewerber wurden gekauft oder Aufträge zu günstigen Konditionen erstanden mit der Folge, dass dieses Geschäft den Speditionen verloren ging“, beklagte Putzmann. „Wir haben keine Angst vor den Großen“, betonte Kay A. Espey, zweiter Vorsitzender des Wettbewerbsvereins. „Im Wettbewerb mit den Staatsunternehmen haben wir aber keine gleich langen Spieße. Das ist das Problem“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Spedition L.W. Cretschmar. Anders als im Paketmarkt, wo mit der Liberalisierung auch viele Speditionen als Anbieter agierten, ist bei den flächendeckenden Universalanbietern im Briefmarkt derzeit keine Spedition im Gespräch. Emons und L.W. Cretschmar machen da keine Ausnahme. „Das hängt mit der Abwicklung der letzten Meile zusammen“, erklärte Espey. Die Bedienung von Privatkunden sei nicht Kerngeschäft der Speditionen. Aber auf andere Weise ist die Spedition L.W. Cretschmar doch im Briefmarkt tätig: als Mitglied der Kooperation Xanto, die die Linienverkehre innerhalb des PIN-Logistiknetzwerkes abwickelt. ❙❚■ Michael CordesMit dem Versenden von Briefen lässt sich nicht nur Umsatz machen, sondern auch Geld verdienen. Auf 9,8 Milliarden Euro beläuft sich das Umsatzvolumen im gesamten Briefmarkt in Deutschland. Die Hälfte davon erstreckt sich auf den Monopolbereich der Deutschen Post (DP). Dabei handelt es sich um Briefsendungen mit einem Gewicht von unter 50 Gramm, sofern deren Einzelpreis weniger als das Zweieinhalbfache des Preises für entsprechende Postsendungen der untersten Gewichtsklasse beträgt. Der Teil des Briefmarktes, in dem sich private Anbieter tummeln dürfen, ist jedoch weiterhin fest in der Hand der DP. So beträgt der Umsatzanteil des gel-ben Riesen in diesem Marktsegment 89,7 Prozent. Die DP erzielt jedoch nicht nur respektable Umsätze, sondern macht auch hohe Gewinne. Nach Angaben des Wettbewerbsvereins betrug die Umsatzrendite der DP 2006 im gesamten Geschäftsfeld Brief 15,4 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt: 750 Millionen Euro jährlich hat die Post verdient, zitiert der Verein Experten. Und trotzdem: Derzeit haben mit PIN und TNT nur zwei private Anbieter angekündigt, flächendeckend im Briefmarkt der DP Konkurrenz zu machen. Riesiger Markt: 4,9 Milliarden Euro werden für den Wettbewerb geöffnetDas Versenden von Briefen ist ein lukratives Geschäft. Dennoch haben sich erst zwei Anbieter gefunden, die der Post bundesweit Konkurrenz machen wollen. Der Briefmarkt in Zahlen

Skeptische Spediteure

Checkliste: Worauf bei betriebsbedingten Kündigungen zu achten ist

Transfrigoroute-Branchendialog

MEISTGELESEN

Umweltbundesamt : Lkw-Maut auf alle Straßen ausweiten

Insolvenzverfahren: Die Spedition Konz ist gerettet

Heppner schließt ABC Logistik in Düsseldorf

NEWSLETTER