Hamburg. Die Hamburger Sietas-Werft schreibt ein Stück deutsche Schiffbaugeschichte und baut als erste deutsche Werft ein Offshore-Windkraft-Transport- und Installationsschiff. Das teilte das Hamburger Unternehmen am Mittwochmorgen mit und kündigte für den Nachmittag eine Ad-hoc-Pressekonferenz an, zu der auch die offizielle Vertragsunterzeichnung gehört. Bestellt wird das Schiff durch die niederländische Van Oord-Gruppe, einem international renommierten Hafen- und Wasserbau – sowie Bagger-Unternehmen mit Sitz in Rotterdam. Die bislang vergebenen Aufträge über den Bau der sogenannten Errichterschiffe wanderten bislang zum großen Leidwesen der deutschen Schiffbauindustrie nach Fernost.
Der Auftrag konnte nach eigenen Angaben „gegen starke Konkurrenten" gewonnen werden. Damit hat die Hamburger Traditionswerft, die Anfang 2009 als Folge der Weltwirtschafts- und Schifffahrtskrise noch kurz vor dem „Aus" stand, einen ersten Meilenstein auf dem Wachstumsmarkt Offshore-Windkraft gesetzt. Der Auftrag sichert die Beschäftigung für die rund 1000 Beschäftigten der Werft. Er biete den Arbeitnehmern „während der laufenden Sanierung der Werft eine klare Perspektive für die Zukunftsgestaltung", sagte Rüdiger Fuchs, Vorsitzender der Sietas-Gruppe-Geschäftsführung. Teil der Sanierung ist, dass die Werft vorläufig keine Containerschiffe mehr bauen wird. Das letzte Containerschiff wurde im November 2009 in Hamburg an die niederländische Reederei JR Shipping abgeliefert.
Die 1868 gegründete Van-Oord-Gruppe ist eines der Vorzeigeunternehmen aus dem Kreis der niederländischen Bagger- und Wasserbau-Unternehmen. Der Konzern erwirtschaftete 2009 einen Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro und beschäftigt gut 4200 Mitarbeiter weltweit. Für den Zeitraum 2007 bis 2011 setzt das Unternehmen ein umfangreiches Investitionsprogramm mit einem Gesamtwert von einer Milliarde Euro um. Im Fokus steht dabei der Ausbau und die Erneuerung der umfangreichen, eigenen Spezialschiffflotte.
In dieser Woche gibt es für die Sietas-Werft noch einen weiteren Grund zum Feiern. Am Donnerstag wird an der Überseebrücke im Hamburger Hafen die Taufe des derzeit größten Schwergutschiffs der Welt vollzogen. Die „Svenja" entstand für die Spezialreederei SAL Schiffahrtskontor Altes Land aus Steinkirchen und ist eines von insgesamt zwei Spezialschiffen, die die Reederei bestellt hat. Die Bordkrane erlauben im Tandem-Betrieb die Aufnahmen von Lasten mit bis zu 2000 Tonnen. Die niederländische Spezialreederei Jumbo Shipping in Rotterdam beispielsweise hat Schwergutschiffe mit einer Hebekapazität von maximal 1800 Tonnen in Fahrt. (eha)