Sicher abgewinkelt

Klein, wacklig und instabil: Seit Sommer vergangenen Jahres sind neben Radfahrern auch Fahrer von E-Scootern gefährdet. Ihre schmale Silhouette kann einen Lkw beim Abbiegen überraschen, wenn der flinke E-Rollerfahrer sich blitzschnell parallel neben das Fahrerhaus schiebt. In Fahrzeugen von Mercedes-Benz wird der Fahrer zunächst optisch dort gewarnt, wo er ohnehin hinsehen muss: im Display der MirrorCam. Dort auf der Beifahrerseite leuchtet ein gelbes Dreieck auf. Bei Kollisionsgefahr blinkt es dort rot, nach zwei Sekunden bleibt die Anzeige permanent rot. Gleichzeitig ertönt ein akustisches Signal. Dieses System ist nun seit Mitte 2020 auch als Original-Zubehör Abbiege-Assistent basic lieferbar. Es kann in den Atego sowie in jene Actros, Antos und Arocs, die nicht mit integriertem, ab Werk verfügbarem Assistenten nachgerüstet werden können, eingebaut werden. Klare Definition und Abgrenzung Förderfähige Systeme sind bereits seit knapp zwei Jahren definiert: gemäß Verkehrsblatt 19-2018 Nr. 149 als ein technisches System, das "den Fahrenden eines Kraftfahrzeugs auf nahe Radfahrende hinweist". Der Hinweis wird als abstraktes Signal erwartet. Soll heißen: Eine stets funktionsfähige und richtig positionierte Kamera gilt lediglich als Hilfsmittel, ist per se alleine also kein Abbiegeassistent. Kamera als Standard reicht nicht Unverständlich ist daher die aktuelle Standardausstattung von Volvo. Für die neuen Modelle des FH, FM, FMX und FH 16 bietet Volvo Trucks eine im rechten Außenspiegelgehäuse integrierte Kamera an. Diese macht den Bereich rechts neben dem Lkw sichtbar, überträgt ihr Bild auf den Bildschirm in der Mittelkonsole, enthält aber keine Warnfunktion. Wer auf diese nicht verzichten will, kann, nein, muss zusätzlich ein radargestütztes Nachrüstsystem ordern, das die Schweden ab Werk anbieten. Diese Option gilt auch für die Neufahrzeuge der Tochtermarke Renault Trucks. Anders handhabt Hersteller Iveco die Integration des derzeit noch freiwillig einsetzbaren Helfers. Je nach Kundenwunsch werden Systeme eingebaut - beide sind laut Iveco förderfähig. Aber auch in Ulm ist Sicherheit in Serie mit bestimmten Konditionen verknüpft: Kunden, die sich für einen Iveco S-Way Magirus Edition entscheiden, profitieren von Variante 1 und erhalten automatisch die rechts in der Seitenverkleidung integrierte Vorausschau. Großer Radar-Detektionsbereich Diese Variante basiert auf einem 24-GHz- FMCW-Radarsensor. Mit einem breiten horizontalen Sichtfeld von bis zu +/- 85 Grad erfasst sie einen Bereich von etwa zwölf Metern Länge und drei Metern Breite neben dem Fahrzeug. Bewegte und stationäre Objekte lassen sich unterscheiden und beschränken so mögliche Fehlalarme auf ein Minimum. Über ein an der A-Säule angebrachtes LED-Display wird der Fahrer optisch gewarnt. Sobald er den Blinker setzt, gibt es zusätzlich was auf die Ohren. Optional bietet Iveco eine kamerabasierte Abbiegewarnhilfe für den Toten Winkel. Hier ist außen an der Kabine eine Kamera angebracht, die einen Erfassungsbereich von etwa sechs Metern Länge und 2,5 Metern Breite neben dem Fahrzeug auf den Monitor an der A-Säule überträgt. Aktiviert wird das System über den Blinker beziehungsweise über ein Geschwindigkeitssignal und/oder Lenkeinschlagswinkel. Auch hier erfolgt die Warnung bei erkannten Objekten im Toten Winkel zweistufig: einmal optisch über einen roten Kasten um das erkannte Objekt im Monitor und akustisch über einen Buzzer. Statische und sich entfernende Objekte werden herausgefiltert. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollen die Verantwortlichen bei Scania. Daher bewerben die Schweden ihr Nachrüstsystem Scania Side Defender "mit zwei Überwachungsmodi" gleichzeitig als Abbiegeassistenten wie auch als Spurwechselwarnsystem. Der ebenfalls radarbasierte Assistent von Mekratronics ignoriert systembedingt Straßenschilder oder sonstige "Immobilien" bei weniger als 30 Stundenkilometern zum Beispiel im Innenstadtbereich, warnt aber auch bei Spurwechsel bei mehr als 30 Stundenkilometern. Robustheit garantiert die Konformität gemäß den IP69K-Anforderungen. Mehr zum Thema finden Sie unter #Assistenzsysteme www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Noch ist Schonzeit: Ab 2022 wird auf europäischer Ebene der Einbau von Abbiegeassistenten in Lkw und Bussen aller neuen Fahrzeugtypen Vorschrift, ab 2024 generell auch in allen Neufahrzeugen. Die Hersteller bieten verschiedene Lösungen an.

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