Schneller Lückenschluss

In der Corona-Krise war und ist zügiges Handeln gefragt - nicht nur in der Politik, sondern auch bei Unternehmen, die ihren Betrieb an die jeweils geltenden Beschränkungen anpassen müssen. Das betrifft vor allem die Personalplanung, denn einer so massiv gestiegenen Nachfrage in kurzer Zeit, wie es etwa in der Lebensmittellogistik der Fall war, kann man nur begegnen, wenn genügend Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Umgekehrt sind manche Unternehmen aber auch froh, Arbeitnehmer von der Payroll abgeben zu können, wenn Auftragsmangel herrscht. Ein gutes Beispiel, wie eine Kooperation während Krisenzeiten aussehen kann, lieferten Aldi und McDonald's Ende März. Während Restaurants des Fastfood-Konzerns aufgrund des Lockdowns geschlossen werden mussten, hatte der Discounter damit zu kämpfen, der enormen Nachfrage nach Toilettenpapier und Co. gerecht zu werden. Die beiden Unternehmen schlossen daher eine Personalpartnerschaft, bei der Mitarbeiter von McDonald's an Aldi vermittelt und dort nach Bedarf eingestellt wurden. Nach ihrem Einsatz beim Lebensmittelhändler konnten sie wieder zu ihrem eigentlichen Arbeitgeber zurückkehren. Dass die Corona-Krise den Personalbedarf von Unternehmen stark beeinflusst, hat sich auch bei Fehrenkötter Transport & Logistik bemerkbar gemacht. Der Betrieb aus dem westfälischen Ladbergen bietet sowohl Transport- als auch Personaldienstleistungen an. "Wir haben festgestellt, dass es während des Lockdowns mehr Bewerber gab, die sich als Zeitarbeiter zur Verfügung stellen wollten", berichtet Geschäftsführer Joachim Fehrenkötter. Seit Mai steige nun wieder die Anfrage von Unternehmen nach Leiharbeitern. Obwohl die Firma vor allem auf Arbeitnehmer im Bereich Lebensmittelproduktion spezialisiert ist, vermitteln sie auch Lagerfachkräfte, Staplerfahrer und Berufskraftfahrer an Speditionskunden. So leiht sich etwa die Nagel Group schon seit zehn Jahren Personal bei Fehrenkötter. Personalpartnerschaft als Alternative Doch was sollten Unternehmen beachten, wenn sie Zeitarbeiter in Anspruch nehmen wollen? Grundsätzlich gilt bei der Arbeitnehmerüberlassung (AÜ), dass der Entleiher (also nicht der eigentliche Arbeitgeber) das Weisungsrecht und die Organisationshoheit besitzt, etwa die Arbeitsqualität kontrolliert und die Arbeitszeiten festlegt. Die Zeitarbeitnehmer sind in den Betrieb des Entleihers eingegliedert. Davon abzugrenzen ist die Personalpartnerschaft. Hier vereinbaren Arbeitnehmer und Arbeitgeber einvernehmlich, das Arbeitsverhältnis eine bestimmte Zeit "ruhen" zu lassen. In dieser Zeit schließt der Arbeitnehmer mit einem anderen Einsatzunternehmen ein neues, befristetes Arbeitsverhältnis. Wie im Fall vom Aldi und McDonald's sprechen die beiden Betriebe dies in der Regel vorher ab. "Im Unterschied zur Arbeitnehmerüberlassung erhält der Arbeitnehmer hier ein gänzlich neues Arbeitsverhältnis", erklärt Martin Kupka, Fachanwalt für Arbeitsrecht bei der Münchner Kanzlei Kupka & Stillfried. Da hier das Einsatzunternehmen den Lohn zahlt, könne die Personalpartnerschaft in Corona-Zeiten eine mögliche Alternative zur Kurzarbeit sein, wenn der eigentliche Arbeitgeber wirtschaftlich strauchelt, so der Rechtsexperte. Aufpassen bei der Ausnahmeregel Um Arbeitnehmer an ein Unternehmen verleihen zu dürfen, ist in der Regel eine Erlaubnis von der zuständigen Arbeitsagentur nötig. Weil aber nach Ansicht des Bundesarbeitsministeriums derzeit wegen der Corona-Pandemie eine Ausnahmesituation herrscht, ist aktuell auch eine gelegentliche AÜ ohne diese Erlaubnis unter den folgenden Voraussetzungen möglich: - Die betroffenen Arbeitnehmer müssen der Überlassung zugestimmt haben. - Der Verleiher beabsichtigt nicht, dauerhaft als Arbeitnehmerüberlasser tätig zu sein. - Die einzelne Überlassung erfolgt zeitlich begrenzt auf die aktuelle Krisensituation. Rechtsanwalt Kupka sieht hier allerdings ein mögliches Risikopotenzial für die Entleiher. Denn wie "gelegentlich" ausgelegt wird, sei juristisch umstritten, sodass trotz dieser Auffassung der Regierung eine gewisse Unsicherheit bleibe. "Sollte ein Gericht später feststellen, dass die Voraussetzungen tatsächlich nicht vorlagen, fand die AÜ rechtswidrig statt", warnt er. Die Folge wäre, dass der Arbeitsvertrag zwischen Verleiher und Leiharbeitnehmer unwirksam wird und stattdessen zwischen Entleiher und dem Leiharbeitnehmer entsteht. Heißt unter anderem, dass der entsprechende Angestellte dann beim Entleiher Kündigungsschutz genießen kann. Transportunternehmen rät Firmenchef Fehrenkötter, darauf zu achten, ob die Personaldienstleister Erfahrung in dem Segment haben. Seine Empfehlung: "Gezielt nach Referenzkunden fragen." Und wie schnell kann sein Unternehmen passendes Personal vermitteln? "Lagermitarbeiter von einen Tag auf den anderen. Fahrer haben wir bei uns allerdings auch nicht auf der Wartebank sitzen", sagt er. Einen passenden Berufskraftfahrer zu finden, würde etwa zwei bis drei Wochen dauern. In Kürze Während bei manchen Firmen während des Corona-bedingten Lockdowns Nachfrageflaute herrschte, kamen andere mit ihren Aufträgen kaum mehr hinterher. Arbeitgeber sollten daher über die Möglichkeiten Bescheid wissen, wie sie den Personalbedarf ihres Unternehmens flexibel justieren können. Online - Leitfaden zur Arbeitnehmerüberlassung Damit Spediteure und Transportunternehmer genau wissen, worauf sie achten müssen, wenn sie Arbeitnehmer für ihren Betrieb entleihen wollen, stellt die VerkehrRundschau einen detaillierten Leitfaden zur Verfügung. Step by Step sind darin alle notwendigen Schritte der Arbeitnehmerüberlassung erklärt. Zu finden ist er auf VerkehrsRundschau plus, dem digitalen Angebot für VR-Abonnenten unter:www.verkehrsrundschau.de/plus/personal

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