Fast neun Millionen Mark direkter Schaden beim größten Rotterdamer Containerumschlag-Unternehmen ECT (Europe Combined Terminals) und mehrere Millionen Mark bei den Reedereikunden des Hafendienstleisters – das ist die Bilanz des fast zweiwöchigen Arbeitskampfes bei ECT. Er ging am Dienstagmorgen zu Ende, nachdem sich Gewerkschaften und Unternehmensleitung nach einem Verhandlungsmarathon einig wurden. Danach erhalten die rund 2.400 ECT-Mitarbeiter in den beiden kommenden Jahren insgesamt drei Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Gewerkschaften konnten sich mit ihrer Forderung von vier Prozent nicht durchsetzen, behielten allerdings die Oberhand bei einer anderen, zentralen Forderung: dem Erhalt des automatischen Inflationsausgleichs zum Lohn/Gehalt. Diesen wollte die ECT-Unternehmensleitung abschaffen, da er aus ihrer Sicht die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebes zunehmend belastet. Verantwortlich dafür ist die galoppierende Inflation in den Niederlanden. Die Inflationsrate bewegte sich im April auf 4,9 Prozent und hatte damit ein 20-Jahreshoch erreicht. Offen ist derzeit, ob die Gewerkschaftsbasis dem Erreichten zustimmt. Vor allem beim einflussreichen FNV Bondgenoten ist man sich dessen nicht so sicher. Die Mitglieder haben jetzt fünf Wochen Zeit, das Ergebnis zu studieren und ihre Entscheidung mitzuteilen. Zuversichtlicher ist man beim kleineren CNV Bedrijvenbond. Die ECT-Geschäftsleitung reagierte mit gemischten Gefühlen auf den Abschluss. Vor allem die Beibehaltung des Inflationsausgleichs behagt dem Unternehmen nicht. Denn eine Trendwende bei der Inflationsentwicklung in den Niederlanden ist nicht erkennbar. Zudem sorgt man sich bei ECT um das eigene Image bei den Kunden. Der Versuch der Unternehmensleitung, die Streiks per einstweiliger Verfügung zu unterbinden, schlugen fehl, was für zusätzlichen Prestigeschaden sorgte. (vr/eha)
Rotterdam: Größter Containerumschlagbetrieb arbeitet wieder
9 Millionen Mark Schaden bei ETC durch zweiwöchigen Arbeitskampf