Berlin. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) fordert von der Deutschen Bahn als Konsequenz aus dem Zugunglück mit zehn Toten in Sachsen-Anhalt eine rasche Nachrüstung mit automatischen Bremssystemen. "Ich habe die Deutsche Bahn AG aufgefordert, das PZB-Nachrüst-Programm unverzüglich voranzutreiben - mit einer richtigen Prioritätssetzung", sagte Ramsauer am Mittwoch in Berlin. Union und FDP forderten gemeinsam, alle noch fehlenden Strecken in Deutschland mit Punktförmigen Zugbeeinflussungssystemen (PZB) nachzurüsten.
Bisher sind 3400 Kilometer eingleisige und 800 Kilometer zweigleisige Strecken nicht mit diesem System ausgestattet, bei dem Züge nach dem Überfahren von Haltesignalen automatisch abgebremst werden. Seit 2008 wurden laut Bahn bereits 600 Bahnkilometer mit dem System nachgerüstet. Von den eingleisigen Strecken ohne PZB befinden sich 80 Prozent in Ostdeutschland. Wettbewerber der Bahn hatten wiederholt auf die dadurch entstehenden Risiken im Zugverkehr hingewiesen. Bei Hordorf waren ein Güter- und ein Personenzug des Betreibers Veolia am 29. Januar frontal zusammengestoßen. Der Lokführer des Güterzugs soll laut Verkehrsministerium zwei Haltesignale überfahren haben.
Auf der Unglücksstrecke bei Hordorf sollte ein PZB-System bis Ende des Jahres installiert werden. Laut der Eisenbahn- Betriebs- und Bauordnung (EBO) ist dies erst ab einer Geschwindigkeit von mehr als 100 Kilometern pro Stunde vorgeschrieben, dies war auf diesem Abschnitt der Strecke Magdeburg-Halberstadt nicht der Fall. Ramsauer sagte, er erwarte, dass von der Bahn "solche Strecken vorrangig ausgerüstet werden, auf denen bereits gefährliche Ereignisse passiert sind. Dazu gehört auch die Strecke Magdeburg-Halberstadt".
Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Patrick Döring, betonte, dass man sich darauf verständigt habe, die entsprechenden rechtlichen Regelungen so zu ändern, "damit in Zukunft alle eingleisigen Strecken, auf denen Personen- und Güterverkehr unterwegs sind, mit automatischen Bremssystemen ausgestattet sind." Das Überfahren von Haltesignalen könne so in Zukunft verhindert werden. (dpa)