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Piratenprozess: Millionenschaden nach Angriff auf „Taipan“

28.03.2011 16:04 Uhr

Allein Schäden am Schiff beliefen sich auf rund 620.000 Euro / Reederei will Konsequenzen ziehen

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Hamburg. Der Piraten-Angriff auf den Hamburger Frachter „Taipan" im April 2010 hat einen Schaden von mehr als einer Million Euro verursacht. Das sagte der Geschäftsführer der Reederei Komrowski, Roland Höger, am Montag als Zeuge vor dem Hamburger Landgericht. Allein die Schäden am Schiff beliefen sich nach seinen Angaben auf rund 620.000 Euro. Dazu kämen die Kosten des Betriebsausfalls, Abwicklungskosten und Folgeschäden - zusammen nochmals rund 446.000 Euro. Der Großteil der Summe sei durch eine Versicherung gedeckt. Dennoch habe man Konsequenzen aus der Kaperung gezogen: „Entweder wir meiden das Gebiet, oder wir rüsten mit bewaffneten Wachleuten und Versicherungen auf", sagte Höger.

Der rund 20 Millionen Euro teure Frachter war mitsamt Besatzung von einer israelischen Firma gechartert worden und fuhr unter deutscher Flagge - weshalb bewaffnete Wachleute zu diesem Zeitpunkt nicht an Bord sein durften. Am Morgen des 5. Aprils 2010 habe dann der Kapitän der „Taipan", Dierk Eggers, bei Höger angerufen. Ein Angriff durch Piraten stehe kurz bevor, sagte Eggers. Kurz danach meldete er der Reederei den ersten Beschuss. „Danach war die Kommunikation mit dem Schiff nicht mehr möglich", berichtete Höger.

Im Hafen von Dubai habe er sich danach selbst einen Überblick über die entstandenen Schäden gemacht. Einschusslöcher, Durchschläge durch die gesamte Brücke und substanzielle Schäden im Bereich der Elektronik: „Das Schiff war nicht mehr fahrtüchtig." Drei Wochen dauerte es, bis die „Taipan" ihre Fracht weiter ausliefern konnte.

„Die Piraten-Problematik ist eine Problematik unserer Industrie", sagte der Geschäftsführer am Montag. Nur noch „sehr große und sehr schnelle" Schiffe würde die Reederei durch die betreffenden Gebiete schicken. Durch die Bedrohung im Indischen Ozean sei zudem eine ganz neue Branche entstanden: Bewaffnete Wachleute werden von Firmen zur Sicherung der Fahrt angeboten. Kosten: Bis zu 100.000 US-Dollar pro Transit. Ohne Boni sei es ohnehin schwer, noch Besatzung für die Route zu bekommen. „Ohne bewaffnete Schutzleute finden wir das auch gar nicht mehr vertretbar", sagte Höger. Den Einwand der Verteidigung, die mutmaßlichen somalischen Piraten könnten aus sozialem Elend heraus gehandelt haben, hielt er dagegen nicht für gerechtfertigt. „Soziale Missstände gibt es an vielen Orten, ohne dass die Menschen kriminell und gewalttätig werden."

Über die sozialen Hintergründe aus dem Heimatland der Angeklagten soll am 20. April ein Somalia-Experte vor Gericht berichten. Mit seiner Aussage ist die Beweisführung vonseiten des Gerichts abgeschlossen - jedoch könne noch nicht vorhergesehen werden, welche Anträge von der Verteidigung gestellt werden. Deshalb sollen vorsorglich weitere Termine bis nach dem Sommer angesetzt werden. Immer wieder hatten Krankheiten der Angeklagten, dutzende Anträge oder vertagte Anhörungen zu Verzögerungen geführt.

Zu Beginn des Prozesses war ein Urteil für Ende März angesetzt, momentan hofft die Kammer noch auf eine Entscheidung bis Ende Mai. Seit November 2010 müssen sich zehn mutmaßliche somalische Piraten wegen Gefährdung des Seeverkehrs und erpresserischen Menschenraubs in der Hansestadt verantworten. (dpa) 

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