Österreichische Bundesbahnen

Österreichische BundesbahnenExpansion nach OstenDie Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) halbieren 2011 ihren operativen Verlust. Im Güterverkehr geht die Fahrt in Richtung Südosteuropa und Türkei. Westeuropa kommt auf das Abstellgleis.Die wirtschaftlich angeschlagenen Österreichischen Bundesbahnen werden bis Jahresende den operativen Verlust auf unter 50 Millionen Euro senken, 2010 lag das Minus noch bei 100 Millionen Euro. „Die Sanierung trägt Früchte, besonders zufrieden sind wir mit der Entwicklung der Rail Cargo Hungaria“, sagt Clemens Först, Leiter der ÖBB-Strategie und Unternehmensentwicklung, der VerkehrsRundschau. Österreichs Bahn erlebte in den vergangenen Jahren besonders im Güterverkehr eine Talfahrt. Seit Anfang dieses Jahres wird ein radikales Turnaround-Programm gefahren, das alle Unternehmensbereiche des Konzerns tangiert. Das Ziel: Bis 2013 eine schwarze Null in der Bilanz, ab 2015 sollen zumindest wieder die Kapitalkosten verdient werden. Rückzug aus WesteuropaIm Zuge der Sanierung wird der Konzern strategisch gerade neu ausgerichtet. Für den Güterverkehr bedeutet das einen Rückzug aus den Märkten Spanien und Skandinavien und volle Fahrt in Richtung Südosteuropa bis in die Türkei. Rückzug im Westen heißt, dass die Spedition Express-Interfracht – Tochter der Rail Cargo Austria – die Flagge einholt. Auf der anderen Seite wird in der Türkei zugekauft. Först spricht vom Kauf einer Spedition in den nächsten zwei Jahren, die dann den Vertrieb in der Türkei übernehmen soll, während im Hintergrund die Produktionskapazitäten aufgebaut werden. In Osteuropa will man den Vertrieb stärken und hier die Märkte des bahnaffinen Geschäfts stärker durchdringen und profitabel wachsen. „Wenn wir uns die Güterströme nach Osten genau anschauen, sehen wir große Wachstumspotenziale bis in die Türkei“, sagt Först. Schon jetzt sei Rail Cargo Austria im Güterverkehr mit eigenen Unternehmen und zahlreichen Beteiligungen in Südosteuropa stark präsent. Die Marschrichtung ist darauf ausgerichtet, möglichst mit eigener Produktion die Märkte abzudecken. Seit Jahren betreibt Rail Cargo Austria einen innerösterreichischen Stückgutverkehr, der chronisch defizitär ist. Diesen zu sanieren und später einen externen Partner hereinzunehmen ist hier das strategische Ziel. Diesbezügliche Gespräche mit Spediteuren seien bereits im Laufen. Gemeinsam mit einem Partner wolle man die anstehenden Investitionen in diesem Bereich leichter bewältigen. „Der Stückgutverkehr gehört in Zukunft nicht mehr zum Kerngeschäft im Güterverkehr“, sagt der ÖBB-Unternehmensplaner. Das dürfte Österreichs Spediteure sehr freuen: Sie reklamieren seit Jahren dieses Geschäft für sich und halten der Staatsbahn immer wieder vor, dass sie mit Steuergeld ein Defizitgeschäft finanziert. Kosten in Ungarn sollen sinkenEine große Sanierungsbausstelle haben die ÖBB im Nachbarland Ungarn. Die Rail Cargo Hungaria – vor vier Jahren für 400 Millionen Euro gekauft und heute in den Büchern gerade mal 120 Millionen Euro wert – erholt sich allmählich aus ihrem wirtschaftlichen Tief. Die Sanierung laufe besser als geplant und schon bald würden die ÖBB mit der ungarischen Staatsbahn MAV enger zusammenarbeiten, kündigt Först an. Bei Traktion und Werkstätten soll es zu einem Tauschgeschäft Auslastung und Know-how gegen Preis kommen: Zwei Drittel der Kosten in Ungarn werden von der MAV oder vom Staat bestimmt. Bei dem vom ungarischen Staat festgelegten Infrastrukturbenutzungsentgelt (IBE) erwarten die ÖBB ein Entgegenkommen und bieten als Gegenleistung die Aufrechterhaltung der Flächenpräsenz im Güterverkehr. Damit werde der Wirtschaftsstandort Ungarn gestärkt und das sollte Budapest ein Entgegenkommen beim IBE wert sein. ❙❚■ Josef Felix Müller, Korrespondent in WienDie Österreichischen Bundesbahnen wollen ihre defizitäre Gütersparte sanierenClemens Först, Leiter der ÖBB-Strategieabteilung

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