Algier/Abu Dhabi/Istanbul. Saudi-Arabien hat für diesen Sonntag alle zum Krisengipfel nach Dschidda eingeladen, die im internationalen Ölgeschäft die Strippen ziehen: Staatschefs, Minister, Konzernvorstände und Investmentbanker. Gemeinsam will man die Schuldigen für den scheinbar unaufhaltsamen Anstieg des Ölpreises auf dem Weltmarkt finden und möglichst auch noch Wege aus der Krise aufzeigen. Doch schon bevor in der schwülheißen Hafenstadt Dschidda der erste Gipfelteilnehmer aus seiner klimatisierten Limousine gestiegen ist, um in dem heruntergekühlten Konferenzsaal Platz zu nehmen, steht für die arabischen Öl-Experten fest: Weitere Produktionssteigerungen, wie sie neulich von Saudi-Arabien angekündigt worden waren, sind nicht zu erwarten. Nach Einschätzung arabischer Öl-Experten wird es bei dem Treffen vor allem darum gehen, beschwichtigende Reden zu halten, um die Spekulationsblase vielleicht doch noch zum Platzen zu bringen. „Wir schließen eine Produktionssteigerung momentan aus, weil das Angebot derzeit um 500.000 Barrel pro Tag größer ist als die Nachfrage“, erklärt der amtierende Präsident der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), Algeriens Energieminister Schakib Chalil. Die OPEC werde über ihre Förderquoten nicht in Dschidda, sondern erst wieder bei der nächsten regulären Konferenz am 9. September entscheiden. „Wenn es einen tatsächlichen Mangel geben würde, dann wären wir auch bereit, die Produktion zu steigern, aber momentan übersteigt das Angebot sogar die Nachfrage“, erklärt der Vertreter der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bei der OPEC, Ali al-Jabhuni. Im Laufe der kommenden zehn Jahre werde sich dies aber sicher ändern, räumt er ein, auch aufgrund der steigenden Nachfrage aus Ländern wie Indien und China. Wegen dieser Prognose und schrumpfender Ölreserven setzen inzwischen auch große Öl-Nationen wie Katar und die Emirate auf den massiven Ausbau ihrer Gasförderung und auf erneuerbare Energien. „Betrachtet man die Marktdaten und die Produktionskosten, so müsste der Ölpreis derzeit eigentlich zwischen 60 und 80 Dollar liegen“, erklärt Ramzi Salman, ein Berater des Energieministeriums von Katar. Der rasante Anstieg der vergangenen Monate sei in erster Linie das Ergebnis von „Zockern“ aus dem Investment-Sektor, die auf noch höhere Preise spekulierten. Alleine in den ersten drei Monaten dieses Jahres seien mit Öl-Termingeschäften rund 70 Milliarden US-Dollar (rund 45 Milliarden Euro) umgesetzt worden. Zwar spült der Preisanstieg nicht nur erfolgreichen Spekulanten sondern auch den Konzernen und Export-Nationen viel Geld in die Kassen. Doch Saudi-Arabien und auch andere OPEC-Staaten können sich an dem Petrodollarsegen, den ihnen der Anstieg auf zeitweise fast 140 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) beschert, nicht wirklich erfreuen. Schließlich führen die aus dem Preisanstieg resultierenden höheren Kosten für andere energieintensive Wirtschaftssektoren zusammen mit dem schwachen US-Dollar auch in ihren Ländern zu einer Inflation, die für sozialen Sprengstoff sorgt. Die Dollar-Schwäche trifft die Golfstaaten gleich zweifach, denn erstens wird ihnen Öl in Dollar bezahlt und zweitens sind ihre eigenen Währungen an den Dollar gekoppelt.
Öl-Krisengipfel: Mehrere OPEC-Staaten lehnen Produktionssteigerung ab
Saudi-Arabien hat alle zum Krisengipfel nach Dschidda eingeladen, die im internationalen Ölgeschäft die Strippen ziehen: Staatschefs, Minister, Konzernvorstände und Investmentbanker