Normal, Super oder

Normal, Super oder doch Salatöl?Den größten Posten bei den Kosten nimmt der Kraftstoff ein. Lohnt der Umstieg auf alternativen Kraftstoff oder gar V-Power? Die VR macht die Probe aufs Exempel – und kommt im Sprit-Vergleich zu überraschenden Ergebnissen. Der Blick auf die Preistafeln der Tankstellen treibt einem die Zornesröte ins Gesicht. Erhöhte Nachfrage aus Asien, selbstbewusste Gewinnforderungen der Mineralölkonzerne und Vater Staat, der seinen Säckel füllt. 1,30 Euro pro Liter Diesel ist inzwischen normal. Da denken viele Fuhrunternehmer über Alternativen nach. Doch was lohnt sich?Ein großer Vergleichstest mit vier gängigen Kraftstoffsorten – Diesel, Biodiesel, V-Power-Diesel und Rapsöl – soll bar jeder Polemik und frei vom Einfluss der LKW-Hersteller und Umrüster verwertbare Ergebnisse liefern.Als Teststrecke wählt die Technik-Redaktion der VR einen Teil der Profi-Test-Runde: Start in München, über die A 93 nach Regensburg, in einer Schleife auf der A 3 nach Nürnberg und zurück über die A 9 zum Ausgangspunkt. Eine Strecke, die durch ihre wechselnde Topografie eine gute Bewertung erlaubt.Als Probanden treten an: ein Mercedes Actros 1844, populärstes Modell aus dem Stuttgarter Stall, den der Fahrversuch in Rastatt auf ein Mehrtanksystem umgebaut hat und der die Testrunde jeweils mit Diesel, Biodiesel und V-Power-Diesel befährt. Dazu ein Iveco Stralis mit Zwei-tanksystem vom Umrüster Rapstruck, der abwechselnd mit Diesel und Rapsöl auf Testtour geht. Nullrunde: Starttour mit Standard-SpritDamit sich alle Unwägbarkeiten, wie Temperaturschwankungen oder wechselnde Fahrbahnverhältnisse, egalisieren lassen, begleitet jeweils der VR-Referenz-LKW den Test. Trotz versierter Testfahrer wird wegen der besseren Reproduzierbarkeit der Ergebnisse mit automatisierten Schaltungen und (Brems-)Tempomat gefahren. Zu Beginn starten beide Fahrzeuge mit Dieselkraftstoff. Die Fahrt mit herkömmlichem Treibstoff dient als Nullrunde, an der sich die anderen Kraftstoffe messen lassen müssen. Die dabei erfahrenen Basiswerte finden sich in der Ergebnistabelle (s. o.) als 100-Prozent-Wert. Davon ausgehend berechnen die Tester spätere Verbesserungen oder Verschlechterungen.Spannend wird es also erst auf der zweiten Runde. Mit gespülten Kraftstoffsystemen nimmt der Mercedes die Testrunde mit V-Power unter die Räder, der Iveco wird von Rapsöl angetrieben. Mit dem Wissen aus zahlreichen Fachgesprächen im Hinterkopf sind die Erwartungen eher gering. Den im Vergleich zum Diesel höheren Energiegehalt des Pflanzenöles soll die schlechtere Verbrennung wieder zunichtemachen. Und V-Power, so die befragten Motorentechniker, bewirke nichts, weil man das Motorkennfeld ändern müsste, damit der Antrieb den besseren Kraftstoff auch ausnützen könnte. Doch alle Theorie ist grau – zumindest im Falle des edlen und teuren Dieselsaftes.Mit V-Power genehmigt sich der Actros 1,5 Liter pro 100 km weniger. Das sind satte fünf Prozent! Zudem zeigt sich der Motor deutlich kräftiger und nimmt die meisten Steigungen einen Gang höher, damit schneller und ohne kraftstoffzehrende Rückschaltungen. Am Ende ist der Actros mit V-Power nicht nur erheblich sparsamer, sondern obendrein auch noch 0,6 km/h schneller.Super-Diesel versus Pansch-SpritAuf das überraschende Ergebnis angesprochen, rücken die befragten Motorentechniker mit Erklärungen heraus, mit denen indes keiner öffentlich zitiert werden will. "Überraschend sei nicht das gute Abschneiden von V-Power als vielmehr der Mehrverbrauch mit Diesel", heißt es. Der Edel-Diesel zeigt nur, was der Motor wirklich im Stande ist zu leisten. Während der normale Diesel, inzwischen mit fünf Prozent Biodiesel vermischt, mit deutlich schlechteren Brennwerten und gesunkener Effizienz aufwartet. Von diesem Trend kann nach ersten Ergebnissen auch der Rapsöl-Iveco profitieren. Am Ende liegt der Verbrauch mit dem Pflanzensaft um ein Prozent niedriger als mit Diesel. Die Geschwindigkeit über die Gesamtrunde fällt absolut gleich aus. Allerdings: Auf schwerer Strecke ist der Iveco mit Rapsöl etwas schneller und sparsamer, um auf der leichten Etappe wieder zu verlieren. Das bestätigt die höhere Energieeffizienz des Pflanzenöls. Davon ausgehend, dass ein von Anfang an auf Pflanzenöl optimierter Motor noch besser wäre, sicher ein guter Trend.Während aber der V-Power-Actros im Vergleich zum Standard-Brennstoff quasi in einer Leistungsklasse höher unterwegs war, kann Testfahrer Jan Burgdorf im Iveco absolut keinen Unterschied in der Fahrbarkeit festellen. Selbst der von vielen Skeptikern kolportierte Frittengeruch am Auspuff will sich partout nicht einstellen. Eine Schlappe mit BiodieselWährend der Iveco bereits pausiert, muss der Actros noch einmal mit Biodiesel auf die Teststrecke. Das Ergebnis fiel – gelinde gesagt – katastrophal aus. Zwei Liter oder anders ausgedrückt sechs Prozent Mehrverbrauch gegenüber herkömmlichem Diesel, ein deutlicher Leistungsverlust am Berg und damit am Ende eine Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich unter V-Power-Niveau können absolut nicht überzeugen. Für den versierten Fahrer macht sich der Eindruck breit, dass zahlreiche der 440 Pferde mit Genuss der "Bio-Pampe" eingeschlafen sind.Nachdem alle Ergebnisse vorliegen, heißt es anschließend mit spitzem Stift rechnen. Knapp fünf Prozent Kraftstoffersparnis beim V-Power sind ein Wort. Also künftig an der PKW-Zapfsäule tanken und sparen? Mitnichten! Trotz des niedrigeren Verbrauchs rechnet sich der edle Tropfen nicht. Aktuell beträgt die Preisdifferenz 14 Cent je Liter und damit etwas über zehn Prozent. Da reichen fünf Prozent Ersparnis leider nicht aus, V-Power ernsthaft zu empfehlen. Wer bei seinem TGX 680 oder FH16-660 auch noch die letzten Kraftreserven mobilisieren möchte, ist mit dem Edelstoff gut bedient. Kosten dürfen dann allerdings keine Rolle spielen.Als absoluter Flop stellt sich Biodiesel heraus. Fast sechs Prozent Mehrverbrauch, bei gerade mal noch sieben Prozent Preisdifferenz könnten ja gerade noch aufgehen. Doch leider ist der Betrieb mit Biodiesel auch mit deutlich verkürzten Serviceintervallen verbunden. Im Falle des Iveco reduzieren sich die Serviceintervalle von 150.000 auf 30.000 km – nicht zu vergessen: der Umweltmakel. Viele verschmutzte Ölfilter als Problemabfall, riesige Mengen Altöl und mehr Werkstattaufenthalte lassen einen eher den Kopf schütteln, wenn noch jemand zur Biodiesel-Zapfpistole greift.Ausgehend von vier Jahren Haltedauer und 600.000 km Laufleistung muss der Iveco statt viermal 20-mal in die Werkstatt. 16 zusätzliche Werkstattaufenthalte, zusätzliches Motoröl sowie Öl- und Kraftstofffilter für umgerechnet gut 8000 Euro – und nicht zu vergessen Umrüstkosten. Iveco verlangt für einen Biodiesel-Kit 4999 Euro ab Werk oder 2500 Euro für die Nachrüstung plus Umbaukosten.Selbst für den günstigsten Fall, dass der LKW am Samstag in die Werkstatt geht, also keine Ausfälle entstehen, summieren sich die Zusatzkosten auf rund 13.000 Euro in vier Jahren. Dagegen steht bei Biodiesel eine Ersparnis von schlappen 3650 Euro auf 600.000 km. Da kann der gute Rat am Ende nur heißen: Finger weg vom Biodiesel!Bei Rapsöl sieht die Rechnung anders aus: Auch mit dem reinen Pflanzensaft reduzieren sich die Wartungsintervalle. Unter gleichen Bedingungen ist ergo mit zusätzlichen Wartungskosten von rund 8000 Euro zu rechnen. Die Umbaukosten liegen beim vorliegenden Rapstruck-Iveco bei 4000 Euro. Macht insgesamt gut 12.000 Euro für den Rapsbetrieb.Allerdings liegt die Preisdifferenz zum Dieselkraftstoff bei deutlichen 20 Cent und mehr. Das macht nach vier Jahren eine Ersparnis von rund 40.000 Euro. Nach aktuellem Stand lohnt der Pflanzenölbetrieb also. Die Rechnung geht auf bis zu einer Preisdifferenz von rund zehn Cent/Liter – wenn nichts passiert.Voraussetzung für einen reibungslosen Betrieb ist ein seriöser Umbauer und eine gute Werkstatt. Nach unseren Recherchen bei Speditionen, die Pflanzenöl nutzen, ist ein Zweitanksystem zu bevorzugen. Es gibt ganz ausgeklügelte Nutzer, die im Sommer Sojaöl fahren, im Herbst – wegen des niedrigeren Stockpunktes – Rapsöl und im Winter dann Biodiesel.Leider kann schon ein Schaden an der Einspritzung die schöne Pflanzenöl-Rechnung zunichtemachen. Denn Garantie gibt kein LKW-Hersteller, wenn der Nutzer Natur pur in den Tank füllt. ❙❚■ Gerhard GrünigPflanzenöl-FreigabeEckhard Mönch ist Betreiber der Unteren Kapfenhardter Mühle und verkauft eigen hergestelltes Rapsöl an seiner Rapsöltankstelle zu tagesaktuellen Preisen. Im Leserbrief widerspricht er der Meinung von Iveco-Motorenchef Ellensohn, es gäbe keine vernünftige Normung für das Betreiben mit Pflanzenölen: "Da wir eine Getreide- und Ölmühle im Nordschwarzwald betreiben, ist das Thema Rapsölbetrieb bei LKW für uns sehr interessant. Bezüglich Ihrer Darstellung über den Einsatz von Rapsöl in LKW möchte ich der Aussage von Herrn Ellensohn (Iveco) zufolge, dass es keine Normung für Pflanzen- beziehungsweise Rapsöl gibt, widersprechen." Richtig sei, so Mönche, dass es lange Zeit keine einheitliche Norm für Rapsöl gegeben habe. "Dies führte bei einigen Pflanzenölanbietern dazu, dass ihr selbst hergestelltes Rapsöl bei ungenügender Filtration der Verwendung als Treibstoff für Dieselfahrzeuge nicht genügte und somit zu Ausfällen der Fahrzeuge durch zugesetzte Filter und im schlimmsten Fall zu Schäden an Einspritzpumpe beziehungsweise am Dieselmotor führten. Aufgrund dieser Entwicklung gab es dann übergangsweise die so genannte "Weihenstephan-Norm". Seit ca. eineinhalb Jahren gibt es eine einheitliche DIN-Norm (V 51605) für Pflanzenöle!"Als Anbieter von Pflanzenöl sieht Mönch die derzeit verfolgte Politik in Sachen Pflanzenöl als "total verfehlt" an, eine Politik die mit der Besteuerung von Pflanzenöl für KFZ dem Einsatz alternativer Kraftstoffe, hergestellt in dezentralen Ölmühlen, keine Zukunft mehr einräumt "und damit wieder die großen Mineralölkonzerne den Verbrauchern ihr Diktat aufdrücken". Im Leserbrief fordert Mönch weiter: "Durch viele Gespräche mit unseren Kunden – Speditionen, Busunternehmen, PKW-Fahrern – sind wir der Meinung, dass eine gezielte In-formation über Anwendung, Umbaumöglichkeiten der KFZ sowie die steuerlich richtige Angabe über Pflanzenöl auf großes Interesse stoßen würde."

Normal, Super oder

Erwartete Preisentwicklung für das kommende halbe Jahr

Checkliste: Worauf bei betriebsbedingten Kündigungen zu achten ist

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