Kiel. Nach den großen Verlusten im Jahr 2009 gewinnt der Nord-Ostsee-Kanal (NOK) für die Schifffahrt wieder an Bedeutung. Bemerkenswert für die Wasser-und Schifffahrtsdirektion Nord in Kiel (WSD Nord), dass die künstliche Wasserstraße im ersten Halbjahr verstärkt auch von Bulkern und Tankern befahren wurde. Und: „Der Trend zu größeren Schiffen ist nicht zu übersehen", erläuterte Jörg Heinrich, Dezernatsleiter Schifffahrt bei der WSD Nord, gegenüber der VerkehrsRundschau. Auch das gehört zu den Auffälligkeiten: Es nutzten seit Jahresbeginn wieder mehr Container-Feederschiffe den Kanal, der gegenüber dem Seeweg um Skagen zu einer Ersparnis von 250 Seemeilen (460 Km) beziehungsweise bis zu zehn Stunden führt.
Im ersten Halbjahr registrierte die für den NOK zuständige WSD-Nord rund 12.000 Seeschiffe im Transit mit zusammen 38,7 Millionen Tonnen Ladung und knapp 62 Millionen BRZ. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren das knapp 10.800 Frachter, gut 30,2 Millionen Tonnen Ladung und etwa 51 Millionen BRZ. Für die Berechnung der Kanalentgelte aber auch der Lotsenvergütungen ist die Größe BRZ von Bedeutung. Heinrich weiter: „Der April und der Mai waren mit 2690 beziehungsweise 2940 Schiffen die verkehrsstärksten Monate."
Was die Sonderentwicklung bei den Bulkern betrifft, wurden in den ersten sechs Monaten gleich elf dieser Frachter mit jeweils mehr als 35 000 BRZ durch den Kanal in Richtung Kiel geschleust. Heinrich: „Im langjährigen Mittel waren das im Jahr fünf dieser übergroßen Schiffe. Lediglich 2007 hatten wir einen Rekord mit insgesamt 15 Passagen." Diese Großfrachter stellen derzeit das Größte dar, was den NOK befahren kann. Der maximale Tiefgang liegt bei 9,50 m. In den kommenden Jahren soll die Bundeswasserstraße schrittweise ausgebaut und für größere Schiffe fit gemacht werden.
Weitere positive Entwicklung erwartet
Auch für das zweite Halbjahr rechnet Heinrich mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung. „Ich halte bis Jahresende ein Wachstum von 25 bis 30 Prozent gegenüber 2009 bei BRZ und Ladung für realistisch. Bei der Schiffsanzahl gehe ich derzeit von einem Plus in der Größenordnung von zehn bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus."
Die positive Entwicklung und günstige Zukunftseinschätzung der WSD Nord wird auch von den Lotsen geteilt. Aktuell gehören den beiden Lotsenbrüderschaften in Kiel und Brunsbüttel rund 300 dieser erfahrenen Nautiker an. Heinz-Helmut Bork, seit 19 Jahren als Kanallotse von Kiel aus tätig, freut sich für sich und seine Kollegen „über Mehrarbeit". Für die aufstrebenden Verkehrsmengen macht er neben Konjunktureinflüssen auch die Entwicklung bei den Charter- und Bunkerpreisen verantwortlich. Bork: „Die sind im Steigen begriffen." Bork weiter: „Die Kanalpassage bewirkt für den Reeder damit einen doppelten Spareffekt, nämlich sowohl bei der Zeit als auch bei den Bunkerkosten."
Einen wichtigen Beitrag zur stärkeren Nutzung des NOK leisten für Bork auch die großen Schifffahrtsagenturen am Kanal. „Die sind in den vergangenen Monaten sehr aktiv bei ihren Kunden gewesen, um für die Nutzung des Kanals zu werben." (eha)