Ertragsausfall und Co: Warum Firmen gut versichert sein sollten

Ein Sturm deckt das Dach des Logistiklagers ab, Regen dringt ein. Das Lager ist wochenlang nicht nutzbar, der Betrieb steht still. Einnahmen erzielt die Spedition kaum noch, der Umsatz bricht ein. Kosten wie Miete, Gehälter, Leasing- und Kreditraten laufen aber weiter. Den Schaden an Gebäude und Einrichtung ersetzt die Sach- und Inhaltsversicherung. Doch für den Ertragsausfall kommt sie nicht auf. Dafür braucht es eine spezielle Police: die Betriebsunterbrechungsversicherung. Für Firmen ist sie im Ernstfall überlebenswichtig. "Schon eine eingeschränkte Betriebstätigkeit oder -unterbrechung von 15 bis 20 Tagen kann Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen", weiß Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Sind die finanziellen Reserven knapp, kommen Betriebe schnell in Zahlungsschwierigkeiten - es droht die Insolvenz. "Betriebsunterbrechungsschäden sind oft höher als der reine Sachschaden", warnt die Expertin. 527 Millionen Euro zahlten die Versicherer im Jahr 2023 - im Durchschnitt knapp 200.000 Euro pro Schadensfall. Sie ersetzen die laufenden Kosten sowie den Ertragsausfall, bezahlen Aufräum- und Reinigungsarbeiten und kommen in der Regel für zusätzliche Aufwendungen auf, die sicherstellen, dass der Geschäftsbetrieb schnell wieder anläuft. Dazu gehören Mehrkosten für die Anmietung von Lagerflächen, Ersatzgeräten und -fahrzeugen oder Überstundengehälter für Beschäftigte. Naturgefahren nehmen zu Da Unternehmen verpflichtet sind, den Schaden gering zu halten, kommt es auf eine schnelle und enge Abstimmung zwischen Betrieb und Versicherung an, um geeignete Maßnahmen zur Schadensminderung zu ergreifen. "Rechnen sich diese betriebswirtschaftlich, übernehmen Versicherer auch die Kosten", sagt Käfer-Rohrbach. "Beide Seiten haben ein gemeinsames Interesse: Die Firmen sollen schnell wieder ihren Betrieb aufnehmen können." Damit die Assekuranz im Ernstfall zahlt, muss das jeweilige Risiko jedoch im Versicherungsschutz enthalten sein. "Eine Feuer-Betriebsunterbrechung ist die wichtigste Absicherung, denn Feuer birgt immer ein Großschadenpotenzial", erklärt die GDV-Expertin. Doch auch Naturgefahrenschäden durch Starkregen, Überflutung, Sturm oder Hagel nehmen zu. Firmen sollten daher ihren Versicherungsschutz überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Separate Police sinnvoll Finanzielle Schäden drohen zudem, wenn der Betrieb durch einen Rohrbruch, Einbruch, Diebstahl und Vandalismus, den technischen Ausfall von Maschinen oder einen Streik stillsteht. Nicht jede Versicherung deckt dies ab. Die kleine Betriebsunterbrechungsversicherung ist beispielsweise nur ein Zusatzbaustein der Sachversicherung. Das heißt, dass auch nur die in dieser Police aufgeführten Gefahren im Fall einer Betriebsunterbrechung versichert sind. Zudem ist die Deckungssumme pauschaliert. Ihre Höhe orientiert sich an der Inhaltsversicherung und reicht daher oft nicht aus. Für Unternehmen, die nur über geringes Inventar, aber hohe Auftragswerte verfügen, ist diese Absicherung völlig ungeeignet. Der Worst Case: Wurde die Deckungssumme schon bei der Inhaltsversicherung zu niedrig bemessen - und entspricht somit nicht dem versicherten Wert -, wirkt sich diese Unterversicherung auch auf die Entschädigung für die Zeit der Betriebsunterbrechung aus. Versicherer kürzen beide Zahlungen anteilig - Firmen bleiben auf einem Teil des Schadens sitzen. Der GDV rät daher zum maßgeschneiderten Schutz: einer separaten Betriebsunterbrechungspolice, die betriebliche Risiken umfassend absichert. "Die zu versichernde Höchstschadenssumme wird im Vorfeld genau ermittelt, um eine Unterversicherung zu vermeiden", erklärt Käfer-Rohrbach. Assekuranzen verwenden dazu Summenermittlungsbögen, die betriebswirtschaftliche Werte des letzten Geschäftsjahrs abfragen. Die Deckungssumme errechnet sich mithilfe des Rohertrags, also des Gesamtumsatzes abzüglich des Materialaufwands. Da jedoch zukünftige Ertragsausfälle versichert werden, die auch höher ausfallen können als in der Vergangenheit, bleibt ein gewisses Restrisiko. Deshalb sollte der Versicherungsvertrag eine Vorsorgeklausel enthalten: Im Schadenfall wird dann die Entschädigungssumme um einen vorher festgelegten Betrag aufgestockt. Auch mit einer Nachhaftungsklausel lässt sich ein finanzieller Puffer einbauen. Hier zahlt der Versicherer bei einer Betriebsunterbrechung infolge eines versicherten Sachschadens noch eine zusätzliche Entschädigung in Prozent der vereinbarten Deckungssumme. Fachexpertise holen Die meisten Policen gehen von einer Betriebsunterbrechung von einem Jahr aus und kalkulieren auf der Basis die Versicherungssumme. Dieser Bewertungszeitraum, Haftzeit genannt, kann aber auch zu kurz bemessen sein, wenn Unternehmen zerstörte Gebäude nach einem Brand neu errichten und Fahrzeuge sowie Maschinen kaufen müssen. Firmenchefs sollten sich daher Fachexpertise, wie einen spezialisierten Makler, ins Haus holen, um das Risiko realistisch einzuschätzen und den Versicherungsschutz auf den Betrieb abzustimmen. Kosten für die Police Die Betriebsunterbrechungs- oder Ertragsausfallversicherung ist keine Police von der Stange. Versicherte Gefahren und Deckungssumme werden auf den Betrieb zugeschnitten. Das individuelle Risiko bestimmt daher die Versicherungsprämie. Auch die betrieblichen Sicherheitsstandards fließen in die Bewertung mit ein. Die Preisunterschiede sind entsprechend groß. Sie reichen von einigen hundert Euro - als Baustein einer Sachversicherung mit pauschaler Deckung - bis zu mehreren tausend Euro im Jahr für einen maßgeschneiderten Schutz. Wer nur einzelne Risiken wie Feuer absichert, zahlt deutlich weniger als für einen Rundumschutz, der auch eine Betriebsunterbrechung durch "unbenannte Gefahren" versichert (All-Risk-Deckung). Dies sind Risiken, die nicht explizit in den Versicherungsbedingungen ausgeschlossen wurden.