Von Eckhard-Herbert Arndt
Hamburg. Der Hamburger Hafen hat Ärger mit einem Vorzeigeprojekt: dem neuen, Mitte Juni offiziell in Betrieb genommenen Verkehrsleitsystem (Port Road Management System). Eine tragende Säule dieses Systems, das nach Aussage der Hamburg Port Authority (HPA) in dieser Form weltweit einzigartig ist, ist „DIVA". Die einprägsame Abkürzung steht für „Dynamische Information zum Verkehrs-Aufkommen im Hafen". Verkehrsteilnehmer, die auf der sogenannten Haupthafenroute durch den Freihafen fahren, werden über 14, an strategisch bedeutsamen Standorten aufgestellten großen LED-Schautafeln über das Verkehrsgeschehen und etwaige Störungen informiert.
Das System weist auf Alternativrouten hin
Die umfangreichen Datenmengen werden über mehr als 300 Sensorstellen im Hafengebiet gesammelt. Darüber hinaus werden im eigens neu eingerichteten Port Road Management Center (PRMC) Bildinformationen aus fest installierten Kameras in die Erstellung des Verkehrslagebildes mit einbezogen.
Die aufbereiteten Daten werden über ein digitales Lagebild auf die Schautafeln gespiegelt. Es gibt ein ein stark vereinfachtes Strukturbild des Hamburger Hafens wider. „Als Fahrer erkennen Sie Störungen auf einen Blick und können entscheiden, ob Sie Wartezeiten in Kauf nehmen oder eine Alternativroute wählen", heißt es dazu knapp und selbstbewusst auf der Homepage der HPA. Immerhin: Täglich rollen fast 30.000 Fahrzeuge durch den Hafen, wobei der LKW-Anteil bei gut 36 Prozent liegt.
Diva "scheitert" an der Großbaustelle Köhlbrandbrücke
Soweit die Theorie zur Arbeit des neuen, rund vier Millionen Euro teuren Verkehrsleitsystems. Die Praxis sieht derzeit allerdings anders aus, wie die HPA seit Anfang der Woche einräumen muss. Abgesehen davon, dass derzeit aufgrund zahlreicher Straßen-Baustellen in und um Hamburg sowie im Freihafen Ausweichstrecken so gut wie gar nicht zur Verfügung stehen, teilt das Verkehrsleitsystem den LKW-und Autofahrern aktuell auch noch Falschinformationen mit. Der Hinweis „Freie Fahrt" führt vor allem im Bereich der Großbaustelle Köhlbrandbrücke, die den westlichen mit dem östlichen Hafenteil wie eine Klammer miteinander verbindet, direkt in den Stau, bestätigte HPA-Sprecherin Karin Lengenfelder gegenüber der VerkehrsRundschau. Das Problem: Das Leitsystem erkennt die seitens der HPA im Brückenbereich bewusst herbeigeführten Fahrbahnwechsel – zur Verbesserung des Verkehrsflusses – nicht richtig und zeigt „Freie Fahrt" an, wo eigentlich nichts mehr geht. Wer aber einmal auf der Brücke ist, für den heißt es dann nur: Zähne zusammenbeißen und den Stau ertragen. Lengenfelder: „Wir haben das Problem erkannt. Unsere Techniker arbeiten intensiv an einer Lösung." Trotz eines monatelangen Probevorlaufes fielen die jetzt zutage tretenden Probleme immer noch in die „Testphase". Lengenfelder nüchtern: „Ganz klar, es gibt Optimierungsbedarf."
Port Road Management System soll auch über Hamburg hinaus Nutzen stiften
Eine erste Konsequenz hat die HPA aus der DIVA-Panne bereits gezogen: Da, wo auf der quadratmeterbreiten LED-Tafel der Bereich Köhlbrandbrücke angezeigt wird, erscheint jetzt auch ein Hinweis auf Baustelle und Staugefahr.
Bei der HPA ist man trotz der Kinderkrankheiten vom Erfolg der neuen Telematik-Einrichtung überzeugt. Seit Monaten laufen bereits Gespräche darüber, das aktuelle Verkehrslagebild im Hamburger Hafen auch auf den wichtigen Autohöfen und Rastanlagen entlang der Autobahnen rund um den „Hamburger Speckgürtel" zu übertragen. Dabei sollen vor allem LKW-Fahrer, die den Hamburger Hafen erreichen müssen, gleich weiterfahren oder lieber noch etwas warten sollten. Weil im Hafen Verkehrsstau ist.