Digitalisierung und optimierte Prozesse in der Chemielogistik

Bis zu 1500 Lkw werden täglich an einem Chemiestandort wie dem der BASF in Ludwigshafen abgefertigt. Mit der Folge, dass es immer mal wieder zu Verzögerungen kommt, etwa wegen Unklarheiten zu Öffnungszeiten, konkreten Adresspunkten, der notwendigen technischen- oder Sicherheitsausrüstung. Erklärtes Ziel der Chemieunternehmen ist es deshalb, die Durchlaufzeiten der Lkw und die Zahl der Ablehnungen zu minimieren. "Ein wichtiger Hebel ist dabei die Digitalisierung der Lkw-Abfertigung", erklärt Stefanie Kraus, CEO des Start-ups Loady. "Um diese auch bei Industrietransporten automatisieren zu können, haben wir eine Datendrehscheibe für geltende Ladeanforderungen entwickelt." Denn bislang haben sowohl die Lieferanten als auch die Spediteure mit ihren eigenen Systemen und Daten beziehungsweise fallweise unvollständigen, veralteten und fehlerhaften Datensilos gearbeitet. BASF erster gemeinsamer Kunde Eben hier setze Loady mit seinem standardisierten Datenmodell für Lade- und Entladeanforderungen und API-Schnittstellen in die Logistiksysteme an, erklärt Kraus. Der Clou: Vergangenen Dezember haben Loady und das Start-up Trusted Carrier eine Kooperation geschlossen (siehe Kasten). "Mit unserer Partnerschaft wollen wir die aktuellen Bruchstellen überwinden und den Anmeldeprozess weiter vereinfachen", begründet Kraus die Allianz. Eine Kombination der Datensätze aus Loady und Trusted Carrier ermögliche es nun, für jeden Transport Checklisten zu erstellen - im Sinne von "Ist das der richtige Lkw/Auflieger für diesen Transport? Hat der Fahrer alles dabei, was er braucht? Weiß er, wie er sich vor Ort zurechtfindet?". Diese können beim Disponenten und beim Empfang am Tor manuell oder integriert in einem Yard-Management-System elektronisch geprüft werden. Und erster gemeinsamer Kunde ist BASF in Ludwigshafen, wo man gerade dabei ist, die Prozesse der Lkw-Abfertigung zu automatisieren. Neue Partnerschaft Die beiden Plattform-Anbieter Loady und Trusted Carrier haben vergangenen Dezember eine Partnerschaft zur Unterstützung digitaler Logistikabläufe geschlossen. Die beiden Plattformen ermöglichen der Industrie und den Speditionsunternehmen, Stammdaten zu verwalten und über Schnittstellen zu teilen. Im Fall von Trusted Carrier geht es um aktuelle Daten zu Fahrzeugen und Fahrern, bei Loady dagegen um Anforderungen für das Be- und Entladen an Standorten und Ladestellen. Vorteile für Kube & Kubenz Eine der ersten Speditionen, die auf Trusted Carrier und Loady aktiv sind, ist die Spedition Kube & Kubenz in Hamburg. Das Unternehmen beliefert seit vielen Jahren Chemieunternehmen. "Vor einigen Jahren arbeiteten wir an manchen Standorten noch mit Faxen", berichtet Konstantin Kubenz, Geschäftsführer von Kube & Kubenz. "Da wir vor allem mit Gefahrstoffen arbeiten, gibt es an den Werkstoren natürlich sehr strikte Eingangskontrollen. Sprich: Wenn unsere Papiere oder das Equipment dort nicht für korrekt befunden werden, werden unsere Lkw schon mal zurückgeschickt." Durch die Zusammenarbeit mit Loady und Trusted Carrier habe er also deutliche Effizienzvorteile, erklärt er im Interview mit der VR (siehe unten). Was ist Kubenz' größter Wunsch, um für seine Firma und andere Spediteure die Prozesse in der Logistik noch einfacher zu gestalten? "Am hilfreichsten wäre es für uns, wenn sich endlich alle Beteiligten in der Chemie-Lieferkette auf einheitliche Standards einigen könnten." Vorerst sei das aber Utopie. Immerhin: Die European Chemical Transport Association, in der auch Kube & Kubenz Mitglied sei, arbeite daran mit Hochdruck. Kube & Kubenz: Das bringt Loady und Trusted Carrier Warum arbeitet Ihr Unternehmen mit Loady und Trusted Carrier? Ganz einfach: Die Kooperation von Loady und Trusted Carrier streamlined (dt.: verschlankt) die Prozesse am Werkstor, das spart auch uns Zeit und somit Geld. Dank Loady, eine Plattform, in der nun jeder in der Lieferkette seine Anforderungen und Informationen selbst verwalten und pflegen kann, ist sichergestellt, dass der richtige Tank mit der richtigen Ausrüstung gestellt wird. Und dank Trusted Carrier kann schon vor dem Fahrtantritt unserer Lkw der Validierungsprozess der Papiere im Zuge der ADR-Kontrolle digital vollzogen werden. Sprich, ob etwa alle nötigen Zertifikate für einen Transport gemäß ARD vorliegen und valide sind. Zudem werden alle Dokumente vom Fahrer validiert. Am Werkstor muss sich der Fahrer dann nur mittels QR-Code anmelden und kann, nach einer schnellen Inaugenscheinnahme, einfahren. Was sparen Sie sich dadurch ein? Durch die Zusammenarbeit mit Loady haben wir Zugriff auf wichtige Daten, die uns in der Dispo viel helfen. So haben wir schon vor Fahrt-Antritt unserer Lkw gesicherte Informationen, welcher Schlauch in welcher Länge erforderlich ist. Dank Trusted Carrier sparen wir uns pro Auftrag rund eine Stunde Wartezeit pro Lkw am Werkstor.