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Massive Spannungen zwischen SNCF und DB

19.12.2008 10:09 Uhr
Massive Spannungen zwischen SNCF und DB
Guillaume Pepy (Bild: SNCF)
© Foto: SNCF

Die Franzosen halten der Deutschen Bahn „Arroganz“ vor

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Paris. Nicht nur auf höchster politischer Ebene scheint es momentan kaum noch eine Verständigung zwischen den Regierungen in Paris und Berlin zu geben. Auch in anderen Bereichen wird das Verhältnis zunehmend gespannt, so etwa nach Pariser Zeitungsberichten am Airbus-Sitz in Toulouse mit analogen Entsprechungen in Hamburg, wie die VerkehrsRundschau dort schon vor einigen Monaten erfahren konnte. Besonders innig und freundschaftlich sind auch die Beziehungen im Bahnbereich zwischen DB und SNCF nie gewesen. Seit der von Brüssel eingeleiteten Liberalisierung des Schienentransports stehen sich beide Unternehmen jedoch erstmals als direkte Konkurrenten gegenüber und der Ton hat sich jüngst deutlich verschärft, wie die Wirtschaftszeitung „Les Echos“ berichtete. Unter der neuen Konstellation seien „alle Schläge erlaubt“, erklärte SNCF-Chef Guillaume Pepy dazu. Er reagierte damit auf ein gemeinsames Schreiben von Hartmut Mehdorn (DB) und Mauro Moretti (italienische Staatsbahn) an den EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani. Darin fordern diese die Öffnung auch des nationalen Personentransports bis 2012. Von der EU vorgesehen und abgesegnet ist bislang lediglich die Liberalisierung der internationalen Variante, die 2010 erfolgen soll. Die deutsche Seite hat die Öffnung des Ersteren jedoch schon vollzogen und Italien plant dies für das übernächste Jahr. Im Vorgriff darauf hat die französische Staatsbahn 20 Prozent vom Kapital der Firma NTV erworben, die das zukünftige Hochgeschwindigkeitsnetz auf der Apenninenhalbinsel errichten soll. Die Mitbewerber DB und Ferrovie dello Stato hatten dabei das Nachsehen, weshalb Pepy meint, sie erwiesen sich mit dem Schreiben an Tajani als schlechte Verlierer. Ein weiterer Konfliktherd ist die DB-Absicht, die bisher von den Briten gehaltenen Anteile am Hochgeschwindigkeitszug Eurostar zu kaufen, der London mit Paris und Brüssel verbindet. Dies bezeichnet der französische Bahnchef als „voreilig, anmaßend und arrogant“. Man dürfe die Frage stellen, ob sich der Eurostar-Service unter DB-Beteiligung verbessern werde. Wie das Beispiel der neuen Hochgeschwindigkeitsverbindung TGV Est zeige – sie wird von SNCF und DB gemeinsam befahren –, seien bisher 25 Prozent der für die deutsche Seite vorgesehen gewesenen Züge wegen Materialproblemen bei der DB von den Franzosen gefahren worden. Sauer aufgestoßen ist Paris auch die Klage, die die DB vor dem Verwaltungsgericht in Bordeaux gegen einen Auftragszuschlag im Bereich Personenverkehr zugunsten der SNCF-Tochter Keolis eingereicht hat. „DB hat sich entschieden, den europäischen Markt mittels einer juristischen Strategie zu erobern“, zitiert „Les Echos“ dazu Guillaume Pepy, der eine solche Politik für „aggressiv“ hält. Im Gegenzug hat auch der SNCF-Chef harte Bandagen angelegt und die DB-Frachtguttochter ECR beschuldigt, sich des Intranets der Franzosen bedient zu haben, um Güterzugfahrer abzuwerben. Man habe keinerlei Informationen darüber, worauf sich diese Anschuldigungen gründeten, und erwarte von SNCF-Seite entsprechende Aufklärung, erklärte dazu auf Nachfrage von „Les Echos“ ein ECR-Sprecher. Im Übrigen würden solche Praktiken von ECR auch nicht gebilligt. Den Vorwurf, aggressiv vorzugehen, hat Hartmut Mehdorn seinerseits nicht auf sich beruhen lassen. In einem als geharnischt dargestellten Brief an seinen Pariser Kollegen Guillaume Pepy gibt er ihn expressis verbis zurück und schreibt: „Die Öffnung des deutschen Marktes hat ein sehr aggressives Vorgehen seitens französischer Unternehmen ausgelöst, und wenn es ein Unternehmen gibt, das Grund zur Klage hätte, ist dies die Deutsche Bahn gegenüber SNCF, und dies schon seit Jahren.“ (jb)

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