Frankfurt/Main. „Wir wollen eine aktive Rolle spielen“, sagte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber am Donnerstag angesichts der anhaltenden Diskussion um die Zukunft von Alitalia, Iberia und anderen Airlines. Allerdings müssten Chancen und Risiken immer berücksichtigt werden. „Natürlich liegt auch in der Ruhe die Kraft“, sagte Mayrhuber. Bei Alitalia wisse er nicht, wie ein Verlust von täglich 1,6 Millionen Euro beseitigt werden könne. Es seien viele Fragen wie zum Beispiel Strecken- oder Personalreduzierungen offen. Trotzdem sei der italienische Markt grundsätzlich interessant. Bei Iberia erwartet Mayrhuber zunächst ein Angebot von British Airways, die bereits zehn Prozent an der Gesellschaft hält. Den Preis für Iberia hatte Lufthansa zuvor bereits als zu teuer bezeichnet. Auch ein nicht abgeschlossenes Geschäft könne manchmal ein gutes Geschäft sein, meinte Mayrhuber. In den ersten drei Quartalen des Jahres hatte Lufthansa ihr Nettoergebnis auf knapp 1,6 Milliarden Euro fast vervierfacht. Darin spiegelt sich allerdings auch der Verkauf der 50-Prozent-Beteiligung am Tourismuskonzern Thomas Cook und die Einberechnung der übernommenen Swiss in die Konzernbilanz wider. Der Umsatz legte von 15,0 auf 16,4 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis wies die Lufthansa für die ersten neun Monate mit knapp 1,1 Milliarden Euro aus, im Vorjahreszeitraum waren es 691 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen nun mit einem operativen Ergebnis von rund 1,3 Milliarden Euro. Damit wurde die bisherige Prognose von deutlich mehr als eine Milliarde Euro konkretisiert. Die Lufthansa-Aktie kletterte am Mittag um 0,54 Prozent auf 20,96 Euro. In der Finanzplanung hat der Konzern inzwischen einkalkuliert, die Mehrheit der Fluggesellschaft British Midland (BMI) zu übernehmen. Bislang gehören der Lufthansa knapp 30 Prozent. Rund 50 Prozent gehören dem BMI-Chef Michael Bishop, der eine Option besitzt, diesen Anteil an die Lufthansa zu verkaufen. Die restlichen 20 Prozent gehören der skandinavischen Fluglinie SAS. Mit der Übernahme von British Midland könnte Lufthansa ihre Position in Großbritannien deutlich ausbauen. Ein Preis wurde nicht genannt. Insgesamt will die Lufthansa ihre Investitionen in den nächsten Jahren fast verdoppeln. Das Volumen werde in den Jahren 2009 und 2010 jeweils rund 2,5 Milliarden Euro betragen, sagte Finanzvorstand Stephan Gemkow. Im laufenden Jahr sind rund 1,3 Milliarden Euro vorgesehen. Grund sind vor allem Flugzeugkäufe. Derzeit sind 174 Maschinen bestellt, darunter auch 15 Großraumjets des Typs Airbus A380. Mit den neuen Maschinen will Lufthansa sowohl die Flotte modernisieren als auch erweitern. In der Debatte um ein Nachtflugverbot am größten deutschen Flughafen in Frankfurt bekräftigte Mayrhuber, dass die Lufthansa Nachts nicht komplett auf Flüge verzichten könne. Nach Unternehmensangaben würden im Jahr 2020 pro Nacht im Schnitt 41 Flugbewegungen in Frankfurt benötigt. Als „volkswirtschaftlich nicht tragfähig“ nannte er Pläne, ein Flughafensystem von Frankfurt und dem rund 100 Kilometer entfernt liegenden Flughafen Hahn zu bilden. Dann könne man genauso gut auch ein Flughafensystem Frankfurt und Köln anstreben, weil es dort immerhin schon einen ICE-Bahnhof gebe.
Lufthansa will im Übernahmepoker mitmischen
Die Lufthansa hat nach einem Rekordgewinn in den ersten neun Monaten 2007 ihr Interesse an der Übernahme weiterer Airlines bekräftigt.