Der Lufthansa-Konzern will nach Angaben der dpa in den kommenden Jahren die Verwaltung deutlich verkleinern. Bis 2030 sollen 4000 Stellen wegfallen, teilte das Unternehmen auf dem Kapitalmarkttag in München mit. Prozesse sollen stärker digitalisiert, automatisiert und gebündelt werden. Damit bestätigte der Konzern frühere Medienberichte.
Neben dem Stellenabbau setzt Lufthansa ihre mittelfristigen Finanzziele höher. Europas größte Fluggesellschaft mit zuletzt rund 103.000 Beschäftigten will künftig einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 8 bis 10 Prozent des Umsatzes erreichen. Bisher lag das Ziel bei 8 Prozent. Für das laufende Jahr erwartet das Management, den Vorjahreswert von 1,6 Milliarden Euro deutlich zu übertreffen.
Airlines und Geschäftsfelder werden neu strukturiert
Die verschiedenen Airlines des Konzerns sollen enger gebündelt und zentral gesteuert werden. Dazu gehören neben der Kernmarke Lufthansa auch Swiss, Austrian und Brussels Airlines sowie die Minderheitsbeteiligung an der italienischen Ita. Die Direktfluggesellschaft Eurowings soll gestärkt werden. Auch die Bereiche Logistik und Wartung, insbesondere im Verteidigungssektor, will das Unternehmen ausbauen.
Lufthansa Cargo zur Abstimmung über einen Streik aufgerufen
Die Aktionäre können laut Lufthansa weiterhin mit einer Dividende von 20 bis 40 Prozent des Konzerngewinns rechnen. Ziel der Maßnahmen sei es, das Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen.
Parallel dazu steht ein möglicher Arbeitskampf im Raum. Am Dienstag (30. September) endet die Urabstimmung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Sie hatte ihre Mitglieder bei der Lufthansa-Kerngesellschaft und der Frachtsparte Lufthansa Cargo zur Abstimmung über einen Streik aufgerufen. Hintergrund sind Streitigkeiten um die Betriebsrenten. Die Gewerkschaft fordert deutlich höhere Arbeitgeberbeiträge zu den Rentenfonds. In sieben Verhandlungsrunden gelang es bislang nicht, eine Einigung zu erzielen.
Lufthansa bezeichnete die Forderungen als nicht finanzierbar
Der Chef der Kernmarke Lufthansa Airlines, Jens Ritter, bremste während der laufenden Urabstimmung die Erwartungen. "Unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erlaubt schlichtweg keinerlei Mehrbelastungen", sagte Ritter in einem von Lufthansa intern veröffentlichten Interview. "Wir haben nicht ansatzweise das Geld für eine weitere Verbesserung der ohnehin schon sehr guten betrieblichen Altersvorsorge."
Ritter betonte zugleich seine Gesprächsbereitschaft. "Wir müssen weiter nach Lösungen suchen, um eine Eskalation zu vermeiden. Ein Streik würde unseren Handlungsspielraum zusätzlich einschränken."
Möglicher Streiktermin noch offen
Nach Angaben der VC ist für einen Streik eine Zustimmung von mindestens 70 Prozent der Abstimmungsberechtigten erforderlich. Enthaltungen und nicht abgegebene Stimmen zählen dabei als Nein.
Direkt nach der Auszählung dürfte ein Streiktermin demnach allerdings nicht feststehen. In früheren Tarifkonflikten räumte die Gewerkschaft dem Unternehmen nach einer Urabstimmung oft noch die Möglichkeit ein, ein neues Angebot vorzulegen.