Atlanta/Berlin. Eine Ende September in den USA präsentierte Studie liefert neue Einschätzungen über die Höhe der Logistikkostenanteile in Industrie und Handel. Demnach machen die Logistikkosten bei nordamerikanischen Unternehmen durchschnittlich 11 Prozent des Gesamtumsatzes aus, in Westeuropa betrage der Logistikkostenanteil 6 Prozent und in Südostasien 8 Prozent. Die Zahlen ergeben sich aus einer E-Mail-Befragung von Logistikführungskräften in Industrie, Handel und Behörden. Die im Vergleich zu Asien und Europa höheren Kostenanteile in Nordamerika werden in der Studie damit begründet, dass an der Befragung in Nordamerika mehr Unternehmen aus der Konsumgüterwirtschaft teilgenommen haben, deren Logistikkostenanteil generell höher liege.
An der Umfrage beteiligt haben sich insgesamt 400 Unternehmen, davon 221 aus Nordamerika, 53 aus Westeuropa, 118 aus Südostasien und 8 aus Südafrika. Die Unternehmen verteilen sich auf die Industriebranchen Luft- und Raumfahrt, Automobilwirtschaft, Chemie, Hightech, Elektrotechnik, Telekommunikation, Medizin, Konsumgüter sowie Handel und Behörden. Durchgeführt wurde die Untersuchung im Frühsommer 2003 von der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young, dem Georgia Institute of Technology und dem Logistdienstleister Fedex.
Über die wahre Höhe der Logistikkostenanteile in Deutschland gibt es unter den führenden deutschen Wissenschaftlern derzeit eine Meinungsverschiedenheit. Während die TU Berlin unter Leitung von Professor Helmut Baumgarten für Deutschlands Kernindustrien Logistikkostenanteile von rund 10 Prozent ermittelt hat, beziffert Professor Peter Klaus von der Universität Nürnberg-Erlangen, der die Ergebnisse der TU-Berlin-Studie anzweifelt, diese bezogen auf die gesamte deutsche Wirtschaft mit nur 2,5 Prozent. Der nun von Cap Gemini Ernst & Young, dem Georgia Institute of Technology und dem Logistdienstleisters Fedex für Westeuropa veröffentlichte Wert von 6 Prozent liegt zwischen den Ergebnissen aus Berlin und Nürnberg.
Da aber mit 53 von 466 angeschriebenen westeuropäischen Unternehmen sich nur 11 Prozent an der Befragung beteiligt haben, besitzt dieser neue Wert nach einhelliger Meinung von Marktforschungsexperten keinen repräsentativen Charakter. Dafür wäre eine Rücklaufquote von mindestens 30 Prozent und idealer Weise 70 Prozent notwendig. Außerdem fehle bei dieser Studie eine eindeutige Definition, wie sich die Stichprobe der 466 Unternehmen ergebe und welche Bereiche im Unternehmen zur Logistik zählten, so die Meinung von Marktforschungsexperten.