Berlin/München. Nachdem die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPOLG) den Einsatz überlanger LKW abgelehnt hat, melden sich jetzt die Unterstützer des Feldversuchs zu Wort. Als „den Versuch wert" bezeichnete der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, die Absicht Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer, überlange LKW auf fünf Jahre befristet auf Deutschlands Straßen fahren zu lassen. „Nur durch einen breit angelegten Feldversuch kann geprüft werden, ob die sogenannten Gigaliner tatsächlich die Straßen entlasten und damit auch mehr Verkehrssicherheit erreicht wird", sagte Witthaut.
„Die Wirtschaft insgesamt fordert und braucht den Lang-LKW", betonte Christian Labrot. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) weist insbesondere den Vorwurf des DPOLG-Vorsitzenden Rainer Wendt, der von der „Profitgier der Spediteure" gesprochen hatte, zurück. Die Einsparungen durch den Einsatz neuer Fahrzeuge kämen nicht der Transportbranche allein, sondern als „quasi durchlaufender Posten der allgemeinen Wirtschaft" zu Gute.
„Deutschland braucht eine lösungsorientierte Debatte über den Güterverkehr der Zukunft", betonte der Verband der Automobilindustrie (VDA) in einer Stellungnahme. Der Lang-LKW sei eine Möglichkeit, um die Effizienz im Straßengüterverkehr zu steigern und leiste einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ein Feldversuch in Deutschland sei notwendig, um weitere Erkenntnisse über den Einsatz von überlangen LKW zu gewinnen, betont der VDA.
Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) hält es für innovationsfeindlich, den geplanten Feldversuch mit Polemik und Falschinformationen im Vorfeld zu diskreditieren. In Hinblick auf die Diskussion auf EU-Ebene sagte BGL-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt: „Ein Verzicht auf eine eigenständige Position bedeutet, von der EU eines Tages Lösungen zu akzeptieren, welche Co-Modalität der Verkehrsträger und Umwelteffizienz klein schreiben. Ideologie schadet diesem Anliegen und lähmt Initiativen für nachhaltige Verkehrssysteme der Zukunft."
Für den BGL sei zudem entscheidend, dass neue Fahrzeugabmessungen das problemlose Umsteigen von Transportbehältern zwischen den Verkehrsträgern Straße, Schiene, Binnen- und Seeschiff ermöglichen. Dazu sei es erforderlich, das Maß der Trägerfahrzeuge auf die heute gebräuchlichen Transportbehälter im Land- und Seeverkehr abzustimmen.
Dieses Ansinnen wies Verkehrs-Staatssekretär Andreas Scheuer (CSU) in einem Gespräch mit der VerkehrsRundschau zurück. Es bleibe bei den vereinbarten Maximalmaßen von 25,25 Meter und dem zulässigem Höchstgewicht von 40 Tonnen im regulärem Einsatz und 44 Tonnen im Kombinierten Verkehr. Zudem bestätigte Scheuer, dass nach dem Ausscheiden der Grünen aus der Hamburger Regierung, die Minderheitsregierung der CDU den Feldversuch unterstütze. Konkrete Auswirkungen habe diese neue Haltung des Stadtstaates Hamburg jedoch nicht, zumal in Hamburg Wahlen anstehen. Die Wahlforscher sehen im Vorfeld der Hamburger Bürgerschaftswahlen in drei Wochen eine klare Mehrheit für eine künftig SPD-geführte Regierung. (sb)