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Kommentar: Unabsehbare Folgen

09.08.2022 16:40 Uhr | Lesezeit: 3 min
Gerhard Grünig
Befürchtet durch die "Verordnung Energietransporte Schiene" unabsehbare Folgen für die Transportkapazitäten: Gerhard Grünig, Chefredakteur VerkehrsRundschau
© Foto: Springer Fachmedien München GmbH

Die anstehende „Verordnung Energietransporte Schiene“ wird enorme Folgen für die Logistik in Deutschland haben. Der Vorrang auf der Schiene wird zu Verzerrungen führen, deren Folgen bislang nicht hinreichend bedacht wurden. Ein Kommentar von Gerhard Grünig, Chefredakteur der VerkehrsRundschau.

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Am 14. September geht die „Verordnung Energietransporte Schiene“ zur Entscheidung ins Bundeskabinett. Vereinfacht geht es darum, dass Transporten von Energieträgern - im konkreten Fall Kohle - Vorrang vor allen anderen Transporten eingeräumt wird. Dies geschieht vor dem Hintergrund der erwarteten Gasknappheit und den Überlegungen deshalb die Gasverstromung einzuschränken.

Konkret heißt das, dass bei entsprechender Umsetzung die DB Netz auch bereits zugewiesene Trassen zurückstellen kann oder besser gesagt muss, sofern die Kapazitäten für Energietransporte benötigt werden. Es ist zu erwarten, dass es bei der Umsetzung der Verordnung zu einem Delta bei den Transportkapazitäten kommen wird. Mangelnde Waggon- und Lokkapazitäten sowie fehlende Fahrerlaubnisse für Lokführer sowie deren generell geringe Verfügbarkeit werden dazu führen, dass weder Energie- noch andere Transporte in ausreichendem Maße auf der Schiene durchgeführt werden können. Das wird nach Einschätzungen der VerkehrsRundschau zu einem enormen Unmut in der deutschen Industrie führen!

Verlagerung auf Binnenschiff und Straße wird schwierig

Belegen lässt sich diese Einschätzung mit Zahlen aus dem Saarland, wo die drei für die Energieversorgung relevanten Kohlekraftwerke jeweils rund 300.000 Tonnen Kohle mehr bräuchten - wobei keiner die aktuellen Zahlen so wirklich kennt. Bis dato funktionieren die Lieferketten – wenn auch angespannt. Das kann sich mit der „Verordnung Energietransporte Schiene“ aber schnell ändern. Ob sich Verkehre von der Schiene aufs Binnenschiff oder die Straße verlagern werden, ist aktuell schwer absehbar. Die Binnenschifffahrt kämpft aktuell mit Niedrigwasser, zudem liegen wenige Kraftwerke an Binnenschifffahrtsstraße. Die relevanten Güter sind außerdem kaum für den Transport auf dem Lkw geeignet.

Die angesprochenen Sachverhalte führen dann auch dazu, dass eine steigende Zahl von Experten den sogenannten Streckbetrieb der vorhandenen Atomkraftwerke als die bessere Alternative ansieht. Zumindest wäre der logistische Aufwand viel geringer. Weil die Kapazitäten im Kohletransport die letzten Jahre enorm zurückgefahren wurden, ist eine schnelle Reanimierung schwer möglich. Zumal es im genannten Zeitraum bereits umgesetzt sein und nicht nur zu alter Größe hochgefahren werden soll. Kommt die „Verordnung Energietransport Schiene“ wie geplant, wird das nach Einschätzung der VerkehrsRundschau zu einer enormen Verzerrung in der deutschen Logistik führen!

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