Mit weiblicher Kompetenz haben Männer immer mal wieder ihre Schwierigkeiten. Mit weiblicher Macht sowieso. Beides zusammen löst bei ansonsten hartgesottenen Managern gelegentlich eine fast schon bemitleidenswerte Unsicherheit aus, gepaart mit dem Hang, sich um Kopf und Kragen zu reden. Spediteur Hugo Fiege etwa, der sich in seiner Ankündigung auf Angela Merkel vor einer Woche beim Logistikkongress freute, dass eine Frau Bundeskanzlerin auch ein bisschen Ahnung von Logistik hat. Das hat gesessen. Die BVL-Würdenträger in Reihe eins sahen aus, als hätten sie eine schmerzhafte Wurzelbehandlung hinter sich, zu der sich wenig später akute Atemnot gesellte, als VDA-Präsident Matthias Wissmann sich vergaloppierte: „Wir freuen uns weniger über die Tante, die zum Klavierspielen kommt, als über den Onkel, der Geschenke mitbringt.“ Die Kanzlerin quittierte die Ausritte ihrer Vorredner souverän: „Fragt sich, was wichtiger ist? Die Tante oder das Geschenk?“. Touche. Dabei hat die Kanzlerin der Logistik in der Tat ein Geschenk gemacht, ein wertvolles dazu. Zum ersten Mal hat ein Regierungschef/in auf einem Logistikkongress gesprochen. Ein Ritterschlag, auf den die Branche lange warten musste. Der Anlass war mit Bedacht gewählt. Immerhin hat die BVL es verstanden, den Kongress vom Familientreffen der Branche zum Logistikkongress der Superlative zu entwickeln. 3500 Besucher und durchweg prominente Hauptredner, das kann sich sehen lassen. Leider fehlten in diesem Jahr die aktuellen Logistiktrends fast völlig. Sicherheit im Warenverkehr, Frachtraumverknappung, Preisentwicklung, Fachkräftemangel, Kompetenzen der Logistik im Unternehmen – Fehlanzeige. Geschenke bringen Verantwortung mit sich. Für einen Leitkongress der Logistik heißt das, die maßgeblichen Logistikthemen diskutieren, Akzente setzen und Lösungen aufzeigen. Anita Würmser, Chefredakteurin
Kommentar der Woche: Merkels Geschenk
VR-Chefredakteurin Anita Würmser analysiert das Thema der Woche