Paris. Die jüngsten mehrwöchigen Streiks in den sieben französischen Seehäfen haben Spuren hinterlassen. In der Bretagne rief jetzt ein „Kollektiv zur Befreiung der Handelshäfen im Westen" zu einer grundlegenden Revision ihrer Funktionsweise auf. Die bisherige Praxis bringe die Wettbewerbsfähigkeit und Verlässlichkeit der gesamten Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie in Gefahr, heißt es in einem Appell zur Einberufung einer Konferenz zu diesem Thema mit allen Beteiligten und Betroffenen. Die Formel dafür greift auf die Französische Revolution zurück und lautet „Etats généraux".
Das Kollektiv rechnet vor, dass für die Entladung eines Schiffes in Rotterdam zweieinhalb Tage benötigt werden, in den französischen Atlantikhäfen jedoch fünf bis sieben Tage. Außerdem seien dort die Liegekosten um 25 Prozent höher als in Holland. Es müsse bei der Konferenz darum gehen, „neue Ziele zu formulieren, insbesondere bezüglich der Arbeitsorganisation, des Umgangs mit den Kunden, der Kadenzen und der technischen Ausrüstung", damit die heimischen Häfen an das Leistungsniveau europäischer Standards anschließen könnten: „Die Hafen müssen funktionieren wie ein Unternehmen, das für andere Unternehmen arbeitet."
Der Bewegung angeschlossen haben sich unter anderem die Verbände der bretonischen Fleisch- und Lebensmittelproduzenten sowie die wirtschaftlichen Akteure im Hafen von La Rochelle. Zusammen repräsentierten sie rund 250.000 Arbeitsplätze, heißt es in dem Papier. (jb)