Wilhelmshaven/Hannover/Bremen. Schäden an der Kaje des neuen Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven gefährden nach Überzeugung der Realisierungsgesellschaft den Betriebsbeginn nicht. Das Baukonsortium habe inzwischen reagiert, um die sogenannten Schlosssprengungen (Nahtrisse) in der Spundwand zu beheben, sagte Geschäftsführer Axel Kluth.
Der Bremer Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) äußerte sich am Mittwoch besorgt, setzt aber wie der ganze Senat auf einen pünktlichen Start am 5. August. „Wir erwarten deshalb, dass alle am Bau Beteiligten alles in ihren Möglichkeiten stehende tun, um den Jade-Weser-Port bis zu diesem verabredeten Zeitpunkt fertigzustellen.“ Der niedersächsische Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) ist sicher, der Eröffnungstermin sei nicht gefährdet. Der Tiefwasserhafen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Länder Niedersachsen und Bremen.
Mehrere Medien hatten zuvor von einem Brandbrief Kluths an das Baukonsortiums berichtet. „Wir haben frühzeitig reagiert, um Schaden vom Projekt abzuwenden“, sagte er. Ein hochrangiger Manager sei vom Baukonsortium inzwischen extra für dieses Problem abgestellt worden. „Die Reaktion war angemessen, damit hat das Schreiben seinen Zweck erfüllt.“
Die am Jade-Weser-Port aufgetretenen Probleme seien beim Bau von Kajen nicht ungewöhnlich und könnten behoben werden, betonte Bode am im niedersächsischen Landtag. „Die Beseitigung der Schäden kostet das Land nichts.“ Das müssten die Baufirmen, die Materiallieferanten und gegebenenfalls die Versicherung untereinander ausmachen. „Das Land hat eine komplette Kaje bestellt und wir nehmen nur eine komplette Kaje ab“, sagte Bode. Kluth sprach von rund 15 Millionen Euro Kosten für die Reparatur der bisher 55 aufgetretenen Schlosssprengungen.
Die Standfestigkeit der etwa 20 Meter tief in den Meeresboden eingerammten und 1725 Meter langen Spundwand sei nicht gefährdet, versicherte der Geschäftsführer. „Wir gehen davon aus, dass die Arge (Arbeitsgemeinschaft der Bauunternehmen) erkannt hat, dass sie sich keinen weiteren Zeitverzug mehr erlauben kann“, sagte der Bremer Wirtschaftsstaatsrat Heiner Heseler am Mittwoch in der Fragestunde der Bürgerschaft. In wenigen Wochen sollen die Containerbrücken an der Kaje aufgestellt werden.
Die beschädigten Stellen in der Spundwand sollen mit zwei Methoden repariert werden. Wo Sand hinter der Spundwand liegt, werde Zement mit Hochdruck in den Boden gepresst, um ihn zu verfestigen. Damit solle ein Auslaufen von Sand aus der Wand verhindert werden, erklärte Kluth. Wo sich Lehm befinde, sei das nicht nötig. Auf der Vorderseite werden Segmentplatten angeschweißt, um die Risse zu überbrücken. „Das ist eine Sanierungsart, die den Regelwerken entspricht. Dann hat die Kaje die gleiche Qualität als wenn es nicht aufgerissen wäre.“
Kluth betonte, dass die Schäden mit Sicherheit nicht mit dem gewählten Rammverfahren zusammenhängen. Nachdem die ersten Schlosssprengungen aufgetreten waren, wurde öffentlich die Frage diskutiert, ob die Arge möglicherweise ein anderes Rammverfahren mit einem sogenannten Mäkler zur Führung der Spundwandbohlen hätte einsetzen müssen. Ein Mäkler ist eine Führungsschiene für die Positionierung einer Spundwandbohle.
„Wichtig ist die Qualität dessen, was wir gemessen haben“, sagte der Geschäftsführer. „Das gewählte Rammverfahren ist gerade für tiefes Fahrwasser besser als Mäklerführung.“ Es gebe Bauprojekte, die gerade wegen der Mäklerführung schlechtere Ergebnisse hätten, betonte Kluth. Die Wahl des Verfahrens sei keine Preisfrage gewesen. (dpa)