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IRU rechnet erst im zweiten Halbjahr 2024 mit Erholung bei Straßenfrachtraten

09.11.2023 08:45 Uhr | Lesezeit: 3 min
Maersk Lkw mit Container
Mangelnde Nachfrage und steigender Kostendruck haben einen Einfluss auf die Entwicklung der Straßengüterverkehrsraten im dritten Quartal und für die folgenden Quartale, so der Verband IRU (Symbolbild)
© Foto: Beata Zawrzel/ picture alliance

Der Verband und seine Partner haben den Benchmark-Index europäischer Straßenfrachtraten für das dritte Quartal vorgestellt und geben einen Ausblick auf die Entwicklung für 2024 sowie auf die Auswirkungen der Lkw-Maut.

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Die Internationale Road Transport Union (IRU), Transport Intelligence und Upply haben den Benchmark-Index europäischer Straßengüterverkehrsraten für das dritte Quartal 2023 veröffentlicht.

Sie gehen davon aus, dass die Frachtraten gedämpft bleiben, mit einem leichten saisonalen Anstieg im vierten Quartal. Außerdem erwarten sie, dass sich die Raten 2024 stabilisieren, wenn sich die europäische Nachfrage erholt und höhere Kosten, etwa durch die Einführung der CO2-Komponente bei der Lkw-Maut zum Tragen kommen.

Kurzfristig dürften die Kostensteigerungen und insbesondere die Mautpreiserhöhungen in Mitteleuropa die Raten im vierten Quartal 2023 und im ersten Quartal 2024 in die Höhe treiben, bevor sich die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu erholen beginne.

Entwicklung in Q3: Spotratenindex unter Kontraktratenindex

Wie schon im zweiten Quartal bleibt der Index der Spotraten auch im dritten Quartal unter dem Index der Kontraktraten. Der Spotmarkt-Index liegt damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14,8 Punkte niedriger. Allerdings habe sich die Geschwindigkeit des Rückgangs der Spotraten um ein Drittel verlangsamt, teilen die Partner weiter mit. Grund sei die niedrigere Nachfrage.

Der kurzfristige Nachfragedruck auf den Straßengüterverkehr nehme auf dem gesamten Kontinent weiter ab. Die Verbraucher, die nun über ein geringeres real verfügbares Einkommen verfügen, konsumieren weniger Waren, während die Unternehmen ihre Produktion dementsprechend verringern. Dadurch würden Kapazitäten frei und die Raten könnten weiter sinken. Der Rückgang des Spotpreises habe sich auch aufgrund der nachlassenden Inflation verlangsamt.

Kostendruck: Kontraktmarktrate steigt

Die Kontraktmarktrate ist im dritten Quartal gestiegen und lag im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur noch um 0,4 Punkte niedriger. Das sei der erste Anstieg des Kontrakt-Spot-Indizes seit dem vierten Quartal 2022. Das führen die Partner auf den weiter steigenden Kostendruck zurück.

Die Kontraktraten seien durch eine hohe Kostenbasis auf einem hohen Level gehalten worden. Kostensteigerungen treiben die Preise weiter in die Höhe. Die Vertragspreise sind weniger anfällig für kurzfristige Nachfrageänderungen. Wenn die europäische Wirtschaft aber weiterhin auf einem Level unterhalb der Vorjahre bleibt, erwarten die Partner, dass dies den Druck auf die Kontraktpreise erhöht.

Hohe Kosten gleichen Abwärtsbewegung zum Teil aus, aber anhaltend volatil

„Die jüngsten Daten von Upply zeigen, dass sich die Preise für den Straßengüterverkehr trotz eines eher ungünstigen Wirtschaftsklimas relativ gut halten“, so Thomas Larrieu, Chief Executive Officer bei Upply. Das führt er vor allem auf die ständig steigenden Kostenstruktur für Transportunternehmer zurück.

„Deutliche Erhöhungen der Kraftstoffpreise und der Löhne tragen dazu bei, den Preisdruck aufrechtzuerhalten, wodurch der durch die schwache Nachfrage verursachte Abwärtsdruck teilweise ausgeglichen wird.“

Die Löhne im Transport- und Lagersektor sind laut den Partnern gegenüber 2019 um 17,6 Prozent gestiegen. Die Kraftstoffpreise sind im Oktober um 14 Prozent gegenüber Juni 2023 gestiegen. Auch die Kosten für Fahrzeugersatzteile sind um 15,9 Prozent gestiegen, die Kosten für die Fahrzeugwartung um 21,4 und die Versicherungskosten um 6,3 Prozent.

Dass die Spotpreise seit vier aufeinanderfolgenden Quartalen rückläufig sind, weise auf eine anhaltende Marktvolatilität hin, so Larrieu. Daraus schließt er, „dass eine Erholung des Marktes möglicherweise nicht in Sicht ist“.

Neues Mautsystem: Kosten könnten an Verladen weitergegeben werden

Außerdem ordnen die Partner die Auswirkungen der Mauterhöhungen auf Transportunternehmen ein. Ein großer Teil des europäischen Güterkraftverkehrsmarktes bereitet sich auf die Einführung des neuen europäischen Mautsystems vor, das an die CO2-Emissionen gekoppelt ist.

Die Mautpreiserhöhungen werden voraussichtlich im Dezember in Deutschland beginnen, bevor sie 2024 in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas eingeführt werden.

„Die Erhöhungen sind von einer Größenordnung, die ausreicht, um die derzeitigen Betriebsmodelle für viele Betreiber untragbar zu machen“, so Michael Clover, Leiter der kommerziellen Entwicklung bei Ti. Es sei zu erwarten, dass diese versuchen werden, die Kosten an die Verlader weiterzugeben, indem sie die Tarife für Fracht innerhalb der betroffenen Länder und im Transit durch diese Länder erhöhen.

„Die Straßenverkehrsbranche befindet sich in einem beispiellosen Wandel, denn sie muss sowohl auf die wachsende Verkehrsnachfrage von 50 Prozent bis 2050 reagieren als auch gleichzeitig den Kohlendioxidausstoß verringern“, erklärt Vincent Erard, IRU-Direktor für Strategie und Entwicklung.

Ohne Unterstützung des Sektors bestehe die große Gefahr, dass keines der wirtschaftlichen und ökologischen Ziele erreicht werde, grade vor dem Hintergrund steigender Preise und Kosten unter anderem für Kraftstoff, Mautgebühren, Arbeitskosten sowie Fahrzeuge und einem sich verschärfenden Fahrermangel. Denn der Sektor bestehe hauptsächlich aus kleinen und mittleren Unternehmen, deren Gewinnspannen bei 1 bis 2 Prozent liegen.

Fahrermangel 2024 bei 11 Prozent

Neue Prognosen der IRU zeigen laut der Mitteilung, dass der Fahrermangel im nächsten Jahr voraussichtlich 11 Prozent erreichen wird. Das führt der Verband auf das erwartete Wachstum der Verkehrsnachfrage und eine alternde Fahrerpopulation zurück.

Der prognostizierte Fahrermangel werde stark von der Wirtschaftstätigkeit abhängen. Für das nächste Jahr rechne man immer noch mit einer leichten Erholung der Wirtschaft, da die Inflation weiter nachlasse, der Arbeitsmarkt robust bleibe und sich die Realeinkommen allmählich erholen würden.

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