Kirchheim/Teck. Mit über 2000 Mitarbeitern und 360 Millionen Euro ist Mosolf aus Kirchheim Teck nach eigenen Angaben führender Technik- und Logistikdienstleister unter anderem für die internationale Automobilindustrie sowie den Fahrzeughandel. Das Unternehmen wurde 1955 von Horst Mosolf gegründet; sein Sohn Jörg Mosolf ist seit 2002 geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens und heute CEO. In 2016 stellte sich Mosolf neu auf. Im Interview gibt Jörg Mosolf einen Ausblick auf die weiteren Pläne.
VerkehrsRundschau: Ihr Unternehmen Mosolf wechselt die Rechtsform. Bislang traten Sie als GmbH & Co. KG auf. Künftig firmieren Sie als europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea/SE). Will Mosolf jetzt an die Börse?
Jörg Mosolf: Nein! Das ist nicht geplant. Mosolf ist und bleibt ein Familienunternehmen. Das war nicht der Grund für unsere Entscheidung. Uns geht es vielmehr darum, die Verantwortung für unsere Mitarbeiter und Kunden auch in Zukunft wahrnehmen zu können. Mit dem Tod meines Vaters in 2015, des bisherigen Mehrheitsgesellschafters von Mosolf, sind in dem Unternehmen nun mit meinem Bruder, meiner Nichte und mit mir drei Gesellschafter an Bord. Dadurch wollten wir unsere Aufstellung bei Mosolf neu regeln. Und da hat die SE klare Vorteile gegenüber unserer bisherigen Rechtsform GmbH & Co. KG.
Welche Vorteile hat die die europäische Aktiengesellschaft konkret?
In der SE ist die Aufgaben- und Kompetenzen-Teilung zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Gesellschaftern rechtlich klarer geregelt als in der GmbH & Co. KG. Sprich: Der Aufsichtsrat ist zum Beispiel für die Kontrolle und der Vorstand für die Führung des Unternehmens verantwortlich. Die Gesellschafter können, müssen aber nicht unbedingt in der Führung von Mosolf eine Rolle spielen. Wir zwingen keinen Gesellschafter dazu. Das hängt ganz davon ab, wie sich der Einzelne ins Unternehmen einbringen will und kann.
Inwieweit spielt bei Ihrer Neuordnung auch das Thema Nachfolgeregelung in die Überlegungen hinein? Sie wollen sich ja auch einmal zurückziehen.
Dieses Thema war tatsächlich einer der herausragenden Gründe. Wie gesagt, wir wollen Mosolf zukunftssicher aufstellen. Ich selbst habe auch mehrere Kinder, aber es gibt keinen Zwang. Unsere Firma muss auch ohne Familien-Mitglieder geführt werden können. Das ist ja teils auch heute schon der Fall: Ich bin als einziges Familienmitglied im Vorstand als Vorsitzender tätig, alle anderen Vorstände kommen von extern.
Mal direkt gefragt: Wie lange wollen Sie noch an der Spitze von Mosolf stehen?
Die nächsten fünf Jahre auf jeden Fall. Dann bin ich 65 Jahre alt und 45 Jahre dabei. Und dann wird man sehen, ob ich noch einen Beitrag für Mosolf leisten kann oder will.
Abgesehen davon hat Mosolf in 2016 vier separate Tochterfirmen für seine vier Business Units gegründet. Warum?
Unser Unternehmen gibt es seit 1955. Durch unser Wachstum ist das mit der Zeit sehr komplex geworden. Von der Neuordnung versprechen wir uns also mehr Klarheit, auch für unsere Kunden, und einen noch stärkeren Fokus auf unsere vier zentralen Geschäftsfelder „Mosolf Transport Solutions“, „Mosolf Logistics & Services“, „Mosolf Retail Solutions“ sowie „Mosolf Releasing Solutions“. Dieser klare Fokus erleichtert intern die Entscheidungs- und Abstimmungsprozesse sehr und macht uns damit im Markt noch dynamischer. Gleichzeitig treten wir nun mit einem zentralen Vertrieb und mit einem einheitlichen Auftritt nach außen auf.
Welche Wachstumsziele hat sich Mosolf im kommenden Jahr gesetzt?
2016 haben wir mit über 2000 Mitarbeitern rund 360 Millionen Euro Umsatz erzielt. Da waren wir durch unsere Neuordnung ein wenig mit uns selbst beschäftigt. Nächstes Jahr starten wir vertrieblich stärker durch und planen mit fünf Prozent Umsatzplus – fokussiert auf und bestens vorbereitet für die Automobillogistik in Europa.
Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa.