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Interview: Machen all die Sicherheitsvorschriften wirklich Sinn?

22.05.2014 11:00 Uhr
Interview: Machen all die Sicherheitsvorschriften wirklich Sinn?
Jan Wolter ist Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit in der Wirtschaft in Berlin
© Foto: ASW

Jan Wolter von der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft sagt, ob die Wirtschaft durch Terror gefährdet ist und ob die Sicherheitsvorgaben sinnvoll sind.

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München/Berlin. Die Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft (ASW) will die Sicherheitsinteressen der deutschen Wirtschaft in Richtung Politik vertreten. In ihr haben sich viele Unternehmen, auch große Logistikplayer wie DHL, Lufthansa oder Deutsche Bahn, zusammengeschlossen. Jan Wolter ist Geschäftsführer der ASW und beschäftigt sich mit Sicherheitsfragen, auch mit der Frage nach der Terrrorgefährdung deutscher Unternehmen.

 

Herr Wolter, ist die deutsche Wirtschaft überhaupt von Terror bedroht?
Ja, ist sie. Im Inland weniger, aber als exportstarke Wirtschaft ist sie in anderen, weniger stabilen Ländern aktiv und dort von terroristischen Anschlägen bedroht.

Welche Regionen sind besonders kritisch?
In den Regionen, wo wir einen schwachen Staat sehen. Da reden wir von Afrika, inzwischen auch von Nordafrika. Auch Mittelamerika ist kritisch, ebenso wie einige Länder Asiens wie Indonesien.

Wie sind Unternehmen denn betroffen?
Zum Teil sind deutsche Firmen direkt von Terror und Anschlägen betroffen. Das kann zufällig sein, aber durchaus auch gezielt. So könnten etwa Unternehmen zum Ziel werden, die Teile der Logistik der Bundeswehr übernehmen – das hat es alles schon gegeben. Ein Aspekt, der nicht zu vernachlässigen ist, ist die Rohstoffsicherheit. Viele Unternehmen sind auf die Zulieferung von Rohstoffen angewiesen – aber viele dieser Rohstoffe liegen in weniger stabilen Regionen, etwa im Kongo.

Ist die Welt gefährlicher geworden in den letzten Jahren?
Das kommt auf die Region an. In Nordafrika ist es zum Beispiel deutlich schlechter geworden, insgesamt aber würde ich sagen, hat sich die Bedrohungslage nicht geändert. In Europa und Nordamerika hat sich das Anschlagsrisiko eher verringert, was auch auf eine erfolgreiche Arbeit unserer Nachrichtendienste zurückzuführen ist.

Viele Sicherheitsvorschriften wie etwa der Bekannter Versender sind in den letzten Jahren neu dazugekommen. Haben diese Vorschriften, die ja immer auch eine Belastung der Wirtschaft darstellen, Sinn?
Das Thema Bekannter Versender ist viel zu frisch, als dass man schon über einen Erfolg oder Misserfolg sprechen kann. Viele Maßnahmen wie etwa so genannte Nacktscanner oder die Vorschriften für Flüssigkeiten an Bord von Flugzeugen haben in Teilen eher die gefühlte Sicherheit anstatt der realen Sicherheit erhöht. Insgesamt geht es bei jeder Vorschrift um eine Abwägung von Risiken und Kosten für die Maßnahme. Wieviel Aufwand ist zu rechtfertigen, um die letzten Prozente an Sicherheit zu bekommen? Diese Debatte muss auch die Gesellschaft führen. Wir als ASW wollen eine Sicherheit mit Augenmaß, zumal man den Euro nur einmal ausgeben kann.

Sehen Sie dieses Augenmaß in der Politik?
Ja, in der deutschen Politik sehe ich keinen Aktionismus.

Setzt sich die deutsche Wirtschaft ausreichend mit dem Thema auseinander?
Nein, ich sehe da sehr großen Handlungsbedarf.

Was können Mittelständler tun?
Erst einmal müssen Unternehmen klären: Was sind meine Kronjuwelen? Was muss ich schützen? Und welche Maßnahmen muss ich dazu ergreifen? Und es kann durchaus Sinn machen, sich dann gegen bestimmte Risiken zu versichern. (tr)

Das Interview führte Tobias Rauser

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