Interview der Woche

Andreas Mählergeboren 1963. Andreas Mähler ist gelernter Speditionskaufmann und seit 1. Januar 2003 geschäftsführender Vorstand der Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG) in Hamburg.Nachgefragt beiInterview der WocheWas heißt Königszapfen auf Türkisch?Die SVG Hamburg wirbt aktuell junge Migranten für den LKW-Fahrer-Beruf und kombiniert deren Ausbildung mit einem sechswöchigen Deutschkurs. Sie haben das Projekt initiiert. Wie kam es dazu?Der Fahrermangel ist bekanntlich eines der größten Probleme, mit denen das Transport- und Speditionsgewerbe derzeit kämpft. Allein in Hamburg fehlen derzeit rund 500 Fahrer. Die SVG Hamburg schult ja schon seit 2008 LKW-Fahrer. Unsere Erfahrung dabei war: Den jungen Leuten fehlt es in der Regel nicht an Engagement, sondern häufig an Deutschkenntnissen – sowohl mündlich als auch schriftlich. Und so kam es zu der Idee, die Ausbildung der Fahrer mit einem Deutschkurs an der Berlitz-Schule zu koppeln, der ihnen die wichtigsten Fachbegriffe der LKW-Branche vermittelt. Die türkische Gemeinde in Hamburg ist im Übrigen von der Idee sehr angetan. Was vermitteln Sie den jungen Fahrern? Die Ausbildung zum „Euro-Trucker“ startet Ende Mai und dauert 30 Wochen. Sie umfasst einen sechswöchigen Deutschkurs, die Führerscheinklasse C/CE, die beschleunigte Grundqualifikation für alle Inhaber des Führerscheins Klasse B, um gewerblich Güter befördern zu dürfen, den ADR-Gefahrgut-Schein, die Gabelstaplerausbildung, den Ladungssicherungsausweis, Rangier- und Perfektionstraining sowie ein sechs-wöchiges Praktikum in Transport- und Speditionsbetrieben. Wir können also nach 30 Wochen Ausbildung die jungen Leute erfolgreich in den Arbeitsmarkt vermitteln. Gilt das Ganze als Berufsausbildung? Die jungen Leute erhalten nach ihrer Ausbildung zwar keinen Facharbeiter-Brief, sie können indes die beschleunigte Grundqualifikation der IHK vorweisen. Natürlich kann unsere Maßnahme keine dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer ersetzen. Letztlich dürften unsere Fahrer aber monatlich genau so viel verdienen wie ein Berufskraftfahrer nach seiner Ausbildung. Wer bezahlt die Ausbildung der jungen Migranten zum LKW-Fahrer?In vielen Fällen übernimmt die Bundesagentur für Arbeit die Ausbildung, etwa in Form eines Bildungsgutscheins bei jungen Migranten, die auf Arbeitssuche sind. Mal ehrlich: Wie viele Ihrer Fahrer brechen die Ausbildung bei Ihnen vorzeitig ab?Unsere Abbrecherquote liegt gerade einmal bei fünf Prozent. Zum Vergleich – sofern dieser Vergleich möglich ist: Diese Quote liegt bei der dreijährigen BKF-Ausbildung bei 18 Prozent. Auf unsere Zahlen sind wir also schon stolz. Denn unsere Ausbildung ist recht knackig. Immerhin müssen die jungen Leute in 30 Wochen das ganze Rüstzeug für den Fahrerberuf lernen. Das klingt gut. Werden die anderen SVGen dem Hamburger Beispiel nun folgen?Diese Form der Ausbildung bieten mittlerweile auch die SVG Nordrhein, SVG Bayern und SVG Südbaden. Und wie es aussieht, werden noch viele andere mitmachen. Die Resonanz ist da sehr groß. Letzte Frage an Sie: Was heißt eigentlich Königszapfen auf Türkisch?(lacht) Sie stellen vielleicht Fragen! Königszapfen heißt „Treyler Kilidi“. ❙❚■ Eva HassaMit Deutschkurs gegen den LKW-Fahrermangel Die Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG) in Hamburg hat ein Pilotprojekt gestartet, das in Deutschland bald Schule machen könnte. Die SVG wirbt jugendliche Migranten für den Fahrerberuf an und kombiniert deren Fahrer-Ausbildung mit einem Deutschkurs, der die wesentlichen Fachbegriffe der Transportbranche vermittelt. ehum was es geht

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