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In China festgehaltener Kunstspediteur zurück in Deutschland

22.05.2013 10:32 Uhr
In China festgehaltener Kunstspediteur zurück in Deutschland
Nach 14 Monaten unfreiwilligen Aufenthalts in Peking ist Jennrich seit Dienstag wieder in Deutschland
© Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Ein Spediteur aus Rendsburg saß fünf Monate in China in Haft und durfte danach das Land nicht verlassen. Auf Drängen der Bundesregierung kam er jetzt raus.

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Peking. Rund 14 Monate nach seiner Inhaftierung in Peking hat der deutsche Kunstspediteur Nils Jennrich aus Rendsburg überraschend China verlassen dürfen. Mit seiner hochschwangeren Freundin flog der 32-Jährige am Dienstag von Peking nach Deutschland. Sein Schicksal hatte die deutsch-chinesischen Beziehungen schon lange belastet. Die Ausreise erfolgte nur fünf Tage vor dem Besuch des neuen chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang am Sonntag in Berlin. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich in Berlin erleichtert: „Damit haben viele Monate der Ungewissheit und der Sorge für seine Freunde und Familie ein vorläufiges Ende gefunden.“

Für den Schleswig-Holsteiner geht damit ein Alptraum zu Ende. Er war Ende März 2012 unter dem Verdacht der Beihilfe zum Zollbetrug festgenommen worden. „Wie ein  Schwerverbrecher“, so eine Quelle, saß er fünf Monate in strenger Untersuchungshaft. Im August 2012 kam er auf Drängen der Bundesregierung zwar frei, durfte das Land aber nicht verlassen. Es kam allerdings nie zur Anklage. Der Fall wurde durch Untätigkeit der beteiligten Behörden verschleppt. „Er hing in einem rechtsfreien Raum“, sagte eine informierte Quelle.

In einem mühsamen diplomatischen Tauziehen hatte sich die Bundesregierung immer wieder nachdrücklich für die Ausreise von Jennrich eingesetzt. In der Mitteilung des Auswärtigen Amtes hieß es, das Verfahren gegen ihn sei auch „noch nicht abgeschlossen“. Die Bundesregierung und die deutsche Botschaft in Peking wollten „das laufende Verfahren weiterhin sehr aufmerksam verfolgen“.

Beispiel für Behördenwillkür

Das Schicksal des Kaufmanns war in deutschen Wirtschaftskreisen in Peking als Beispiel für die Gefahren und Behördenwillkür gewertet worden, denen deutsche Geschäftsleute in China leicht ausgesetzt sind. Es wurde auch als Zeichen für die mangelnde Rechtsstaatlichkeit in der zweitgrößten Wirtschaftsnation empfunden. Die chinesische Regierung hatte das Vorgehen hingegen als „rechtmäßig“ verteidigt.

Obwohl am Ende alle rechtlichen Fristen für Anklage oder Beweisvorlage abgelaufen waren, passierte nichts. „Keiner fühlte sich verantwortlich“, hieß es in diplomatischen Kreisen. Auch die Vorwürfe blieben vage. So soll seine Spedition Integrated Fine Arts Solutions (IFAS) Einfuhrwerte von Kunstobjekten zu niedrig angegeben und den Zoll angeblich um umgerechnet 2,3 Millionen Euro geprellt haben. Sowohl sein in Deutschland lebender Firmenchef als auch Branchenkenner wiesen die Vorwürfe als unhaltbar zurück. „Wir bekommen keinen Einblick in das, was der Zoll beschlagnahmt hat“, sagte Jennrich noch im April der Nachrichtenagentur dpa in Peking. So könne er nur schwer seine Verteidigung vorbereiten. Bei einem Besuch im selben Monat in Peking hatte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) noch einmal Druck gemacht. Sie zeigte ihr Unverständnis über das Vorgehen gegen den Spediteur. Besonders kritisch äußerte sie sich über die Umstände seiner monatelangen Inhaftierung in einem überfüllten Pekinger Gefängnis. (dpa)

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