Siegen/Olpe. 88 Prozent der heimischen Unternehmen sind derzeit von Lieferengpässen betroffen. Fehlendes Vormaterial wird immer mehr zum Flaschenhals der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Dies gilt insbesondere für Betriebe, die Vormaterial aus der Eurozone oder aus China beziehen. Für IHK-Präsident Felix G. Hensel verdeutlichen diese zentralen Ergebnisse einer aktuellen IHK-Blitzumfrage, wie fragil die derzeitige wirtschaftliche Lage ist: „Wir sehen auf der einen Seite deutliche Umsatzzuwächse in den Unternehmen. Auch der Auftragseingang hat sich in den letzten Monaten bei zahlreichen Unternehmen sehr positiv entwickelt. Gedämpft wird die positive Gesamtstimmung jedoch auf breiter Front durch eine Verknappung von Vormaterial und entsprechenden Preissprüngen in einem zumindest im Westen der Bundesrepublik wohl nie gekannten Ausmaß.“
93 Prozent der Firmen gaben in der Umfrage an, dass ihnen die allgemeine Materialverfügbarkeit erhebliche Probleme bereite. 56 Prozent machen die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten für die derzeitigen Produktionsschwierigkeiten verantwortlich. 36 Prozent sehen zudem Schwierigkeiten in der Logistik sowie im Zoll und bei den Transportwegen als wesentliche Ursache der von ihnen beobachteten Lieferengpässe.
14 Prozent der Firmen machen die Kurzarbeit in Werken ihrer Lieferanten für die Lieferengpässe verantwortlich. Immerhin jedes zehnte Unternehmen spürt auch Engpässe als Folge der Hochwasserkatastrophe. Wenig verwunderlich: Die starke Einbindung der deutschen Wirtschaft im europäischen Rahmen führt dazu, dass die Bezugsregion „Eurozone“ im Wesentlichen für die Erhöhung der Lieferzeiten verantwortlich ist. Dies gaben 89 Prozent der 285 Unternehmen an, die sich in den letzten Tagen an der neuerlichen Blitzumfrage beteiligten. Immerhin 39 Prozent verorten die Schwierigkeiten vor allem in China. Über drei Viertel der befragten Firmen beklagen einen gestiegenen Planungsaufwand in Folge der Lieferengpässe (77 Prozent). Mehr als jedes vierte Unternehmen musste daher bereits seine Produktion einschränken. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „61 % der Firmen können bereits bestehende Aufträge nicht mehr abarbeiten, 26 % der Firmen geben an, neue Aufträge bereits abzulehnen. Es ist geradezu paradox: Früher wurde Kurzarbeit angemeldet, weil keine Aufträge da waren. Heute droht Kurzarbeit, obwohl die Auftragsbücher prall gefüllt sind.“ (ste)