Darmstadt. Vier Jahre vor dem Start des europäischen Satelliten-Navigationssystems bereiten sich Unternehmen in Hessen auf die wirtschaftliche Nutzung von Galileo vor. „Die Wirtschaft muss sich bereits jetzt intensiv mit Galileo befassen, um 2011 mit innovativen Produkten am Markt zu sein“, sagte Ministerpräsident Roland Koch (CDU) am Donnerstag bei der Vorstellung der ersten drei Geschäftsideen im neuen Gründerzentrum für Galileo-Anwendungen in Darmstadt. Die Palette möglicher Anwendungen reiche gerade in Hessen von Verkehrs- und Telematikanwendungen über die Telekommunikation bis zum Vermessungs- und Bankenwesen, betonte Koch. In dem Centrum für Satellitennavigation Hessen (Cesah) sollen sich zunächst bis Jahresende 20 Unternehmen ansiedeln. Das Cesah geht auf eine gemeinsame Initiative des Landes Hessen und der Europäischen Weltraumorganisation ESA zurück, die Anlauffinanzierung von 1,1 Millionen Euro teilen sich die Partner. Nach Angaben der ESA wird derzeit erwartet, dass durch Galileo - das für den Auto-, Flug- und Schiffsverkehr genutzt wird und genauer sein soll als die US-Variante GPS (Global Positioning System) - europaweit über 100.000 Arbeitsplätze und eine Wertschöpfung von 100 Milliarden Euro entstehen. §Wir wollen ein möglichst großes Stück dieses Kuchens für Hessen sichern“, sagte Koch. Er rechne „in absehbarer Zeit“ mit 1000 neue Arbeitsplätzen in der Region: „Das ist sicherlich keine unrealistische Zahl, aber sie wird nicht das Ende sein. Denn einige dieser Unternehmen werden sehr erfolgreich sein und die werden wir auf dem Weltmarkt wiedersehen und nicht nur in Hessen.“ Die potenziellen wirtschaftlichen Anwendungen von Galileo sind nach Expertenmeinung enorm. So seien etwa Telematiksysteme zur exakten Positionierung von Sondertransporten wie Gefahrgut oder Tieren genauso denkbar wie die genaue Erfassung von Zeit und Position von Sportlern bei Wettkämpfen und im Training, sagte Cesah- Geschäftsführer Arne Jungstand. Unternehmen könnten ihre Fracht weltweit verfolgen und Verunglückte schneller geborgen werden. Randalierer könnten selbst in großen Menschenmengen geortet werden. Zu den ersten drei Existenzgründern im Darmstädter Cesah gehört Holger Sdunnus, Geschäftsführer der Firma Eta_max Space. Er hat das auf Galileo-Messungen basierendes System G-WaLe zur besseren Vorhersage von Hochwasserkatastrophen entwickelt. Im Bereich Freizeit ist die Entwicklung der Frankfurter Agentur 54U (Five-For-You) anzusiedeln. „Wir haben einen interaktiven Reiseführer entwickelt, der die Möglichkeiten der Satelliten gestützten Navigation mit Internet und Mobiltelefonen kombiniert“, sagte Rita Amedick von 54U. (dpa/tz)
Hessens Wirtschaft bereitet sich auf Geschäft mit Galileo-System vor
Vorstellung der ersten drei Geschäftsideen im neuen Gründerzentrum für Galileo-Anwendungen in Darmstadt