Heizen von Logistikimmobilien

Heizen von Logistikimmobilien Ökowärme für die Lagerhalle Es muss nicht immer Erdöl oder Erdgas zum Heizen sein. Solaranlagen, Holzhackschnitzel, Holzpellets und Wärmepumpen haben nicht nur eine niedrigere CO2-Bilanz, auch die Energiekosten fallen deutlich geringer aus als bei konventionellen Heizstoffen. Es ist viel Idealismus gefragt, wenn man sich zum Heizen eines Lagers für eine Holzhackschnitzelanlage entscheidet“, gibt Ralf Kühl, Fach-Ingenieur beim Immobilienentwickler ECE, von vorneherein zu. Denn eine solche Anlage, in der Wärme durch das Verbrennen von zerkleinertem Restholz aus Wäldern und Sägewerken erzeugt wird, ist in der Anschaffung nicht nur teurer als eine konventionelle Heizöl- oder Erdgasanlage, sie ist auch etwas aufwendiger und kostspieliger in der Wartung. Doch das ist nur die eine Seite, denn: Unterm Strich ist eine Holzhackschnitzelkesselanlage zwar aufwendig im Betrieb, durch die niedrigeren Brennstoffpreise für Hackschnitzel liegen die Gesamtkosten aber unter denen einer konventionellen Heizung (siehe Kasten S. 46). Ein Blick auf die CO2-Bilanz zeigt außerdem, dass eine Hackschnitzelanlage 80 Prozent weniger von dem umweltschädlichen Gas ausstößt als eine Heizölanlage. „Hackschnitzel werden als verbrennungsneutral eingestuft, da beim Verbrennen nur das CO2 freigesetzt wird, das während der Wachstumsphase des Baumes gespeichert wurde“, erklärt Kühl. Das freigesetzte CO2 sei deshalb nicht brennstoffbedingt, sondern entstehe durch den Transport und die Maschinen, die das Holz zerkleinern. Höhere Ausfallwahrscheinlichkeit „Grundsätzlich sollte immer eine Anlage mit zwei Heizkesseln erstellt werden, falls ein Kessel ausfällt“, rät Kühl. Außerdem sei es sinnvoll, zusätzlich eine konventionelle Heizölkesselanlage zu installieren, um die Versorgung zu sichern. Denn die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Hackschnitzelkesselanlage ist aufgrund der nicht immer gleichen Brennstoffqualität höher als bei Gas- und Ölkesseln. Qualitativ hochwertige Hackschnitzel haben eine Größe von etwa vier Zentimetern, einen Feuchtigkeitsgrad von maximal 20 bis 30 Prozent und einen Rindenanteil von weniger als einem Prozent. „Hackschnitzel sind sehr unkompliziert zu lagern“, ergänzt der ECE-Ingenieur. Wichtig sei nur, dass die Biomasse vor direkter Regeneinwirkung geschützt ist. Geht man von einem etwa 20.000 Quadratmeter großen Kommissionierlager aus, ist ein Lager von etwa 250 Kubikmeter Rauminhalt bei einem spezifischen Preis von circa 150 Euro pro Kubikmeter notwendig. Der darin gelagerte Vorrat reicht für die Heizleistung von 10 bis 14 Tagen bei sehr niedrigen Temperaturen. Die Gesamtkosten für die Anlage liegen zwischen 400.000 und 500.000 Euro. Dabei sind unter anderem die Kesselanlage, die Schnecke, die für den Hackschnitzel-Nachschub sorgt, die Schornsteinanlage inklusive Abgasreinigung und der Raumbedarf für die beiden Kessel mit einer Leistung von jeweils 499 Kilowatt eingerechnet. Ein Pufferspeicher ermöglicht es, die Überschusswärme aus den Kesseln zu speichern und je nach Bedarf wieder abzugeben. Grundsätzlich lohnt sich eine Holzhackschnitzelanlage laut Thoralf Schus-ter-Gutjahr, Managing Director beim Immobi-lienentwickler ECE, im Mietmodell vom ersten Tag an. Die Amortisationszeit einer eigenen Anlage liege im Schnitt bei etwa sieben bis acht Jahren. „Eine gut gewartete Anlage, bei der nur hin und wieder einzelne Teile ausgewechselt werden müssen, hält mindestens 15 Jahre“, sagt ECE-Kollege Kühl. Wichtig sei außerdem, die Bestandteile der Anlage nicht von verschiedenen Herstellern zusammenzukaufen, sondern einen Hersteller für die Gesamtanlage zu beauftragen, damit der Betrieb reibungslos läuft. ECE hat auch für den KEP-Dienstleister Hermes ein 18.250 Quadratmeter großes Hub in Friedewald mit einer Holzhackschnitzelanlage entwickelt. „Ausschlaggebend für die Entscheidung für diese Heizform war die Verbindung aus ökologischen und ökonomischen Gründen“, erklärt Stefan Hinz, Umweltkoordinator der Hermes Logistik Gruppe Deutschland. Mit der Investitionssumme von 400.000 Euro lag das Startkapital zwar zunächst höher als bei einer konventionellen Heizung. „Das wird aber durch deutlich verringerte Betriebskosten von bis zu 50 Prozent im Vergleich zu fossilen Energieträgern wieder ausgeglichen“, ergänzt Hinz. Die Amortisationszeit liege bei fünf Jahren. Die Anlage erzeugt rund 1,3 Millionen Kilowattstunden Wärme pro Jahr. Sticks statt Schnitzel Eine weitere Möglichkeit mit Holz zu heizen sind Holzpelletanlagen. Holzpellets sind bis zu vier Zentimeter lange Holzsticks aus Sägemehl oder Hobelspänen, die bei der Holzverarbeitung anfallen und gepresst werden. Die Pellets werden über ein Rohrsystem ähnlich wie bei einem Heizöltankwagen in den Pelletbunker eingeblasen. Dafür ist ein sehr hoher Druck nötig, da sie ansonsten zerbrechen können, wodurch viel Mehl und Staub entsteht. „Da der Brennstoff genormt ist, ist eine bessere Verbrennung und der hohe Wirkungsgrad möglich“, erklärt Kühl. Allerdings liegt der Preis für den Brennstoff bei 40 bis 45 Euro pro Megawattstunde, das sind etwa 15 Euro mehr als bei Hackschnitzeln. Außerdem sei eine Holzpelletanlage durch den sensibleren Brennstoff empfindlicher. Sie müssen vor Feuchtigkeit geschützt werden, da die Pellets sonst verklumpen und unbrauchbar werden. Erdwärme zunutze machen Obwohl es bundesweit 200.000 Geothermieanlagen gibt, ist diese Heizform im Logistikbereich wenig verbreitet. Dabei eignet sich die sogenannte oberflächennahe Geothermie (Erdwärme) auch für solche Größenordnungen, weiß Rüdiger Grimm, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Geothermie (GtV). Für eine Anlage werden in den zwischen acht und elf Grad warmen Boden Löcher mit einer maximalen Tiefe von 300 Metern gebohrt. Über Erdwärmesonden wird dem Boden die Wärme entzogen, die mittels elektrisch betriebener Wärmepumpen im Heizraum auf die erforderliche Temperatur gebracht wird. Der Wartungsaufwand ist laut Grimm geringer als bei einer Ölheizung. Der Nachteil dieser Anlagen liegt in den höheren Investitionskosten. „Hier sind vor allem die Bohrungen das Teuere. Die Kos-ten für Wärmepumpen liegen dagegen etwa auf dem gleichen Niveau wie eine Ölkesselanlage mit dem dabei erforderlichen Schornstein“, erklärt der Geothermie-Experte. Wie viele und wie tiefe Bohrungen vorgenommen werden müssen, hängt von der Bodenqualität ab. Trocke-ner, sandiger Untergrund eignet sich weniger, während beispielsweise fester Granit und grundwasserführende Gesteine für diese Heizform eine sehr gute Basis bilden. Deshalb ist vor allem die Beschaffenheit des Bodens ausschlaggebend für die Entscheidung, ob sich eine solche Anlage lohnt oder nicht. Den Vorteil dieser Anlage sieht Grimm in der Verfügbarkeit rund um die Uhr. „Auch die Unabhängigkeit von Energiepreisen macht die Geothermie attraktiv“, ergänzt der GtV-Vorstand. Der Logistikdienstleister Panalpina Welttransport Deutschland plant inzwischen ausschließlich mit Geothermie, beispielsweise beim Standort in Nürnberg. Hier wird die 8000 Quadratmeter große Bürofläche für 300 Mitarbeiter beheizt. 90 Bohrlöcher mit einer Tiefe von 75 Metern waren dafür nötig. „Für die Anlage haben wir etwa 650.000 Euro investiert. Wir rechnen mit einer Amortisationszeit von etwa acht Jahren“, sagt Anabal Da Silva, Business Unit Manager bei Panalpina. Das Unternehmen habe sich für diese Heizform entschieden, da es eine umweltfreundliche Lösung sei, die ganzjährig ein angenehmes Klima gewährleistet. Am Standort in Nürnberg wird die Anlage nämlich auch zur Kühlung genutzt, indem im Sommer das kühle Wasser aus dem Boden in die Bodenplatte der Anlage fließt und so die Raumtemperatur senkt. „So entfallen im Sommer die hohen Kosten für eine Klimaanlage, was die Geothermieanlage noch rentabler macht“, erklärt GtV-Vorstand Grimm, der mit seiner Firma Geoenergie Konzept für Panalpina das Projekt verwirklicht hat. Ein Nachteil ist laut Panalpina-Bereichsleiter, dass die Aufwärmung des Raumes durch Erdwärme etwas länger dauert als mit konventionellen Heizkörpern. Solarthermie als Ergänzung Laut der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien Statistik des Bundesumweltministeriums lag der Anteil der Solarthermie 2009 ebenso wie der der Geothermie bei 4,3 Prozent. Kernstück einer Anlage ist der Kollektor, der die einfallende Sonnenstrahlung aufnimmt und die Energie zur Wärmeerzeugung und Warmwasseraufbereitung nutzt. Bevorratet wird die Wärme in mehr oder weniger großen wassergefüllten Speichern. Die spezifischen Investitionskosten pro Quadratmeter Kollektorfläche liegen inklusive aller Komponenten und der Montage bei etwa 1000 Euro. Bei Großanlagen kann der Preis günstiger werden. Eine 100-prozentige Wärmeversorgung einer etwa 20.000 Quadratmeter großen Logistikimmobilie mit Solarthermie hält Bernhard Weyres-Borchert, Vorsitzender des Ausschusses für Solarthermie bei der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie (DGS), für kaum umsetzbar. Bisher seien Anlagen in dieser Größenordnung mit reiner solarthermischer Versorgung noch nicht realisiert worden. „Bei einer Versorgung muss konzeptionell eine möglichst verlustfreie Speicherung der Sonnenenergie in den strahlungsreichen Monaten erfolgen, um diese dann während der Heizperiode dem Gebäude zuzuführen“, erklärt er. Das sei zwar mit ausreichend großem Wärmespeicher und einem geringen Heizwärmebedarf bei normalen Einfamilienhäusern gut möglich, bei großen Logistik-immobilien aufgrund des hohen Wärmebedarfs jedoch nicht. „Solarthermie kann aber eine gute Ergänzung zu einer anderen Heizform sein“, sagt der DGS-Fachmann. Eine solarthermische Anlage mache aber nur dann Sinn, wenn auch ein entsprechend hoher Warmwasserbedarf besteht. Finanzielle Unterstützung vom Staat Biomasse-, Geothermie- und Solarthermieanlagen für kleine und mittelständische Unternehmen werden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gefördert. „Die Anträge müssen gestellt werden, bevor Anschaffungen für die Anlage begonnen beziehungsweise bevor Maßnahmen realisiert wurden oder der Auftrag erteilt wurde“, betont Gerhard Schallenberg, Referatsleiter Erneuerbare Energien im Bafa. Im Schnitt werden etwa zwölf Prozent der Investitionssumme gefördert. Seit Juli 2010 gilt außerdem, dass nur noch Maßnahmen am Gebäudebestand, aber keine Maßnahmen bei Neubauten gefördert werden. Auf der Internetseite www.bafa.de sind neben den Antragsformularen auch Informationen darüber zu finden, welche Anlagen förderungsfähig sind und welche Anforderungen eine Anlage erfüllen muss. ❙❚■ Annika Binder 1990 lag der Anteil erneuerbarer Energien bei 2,1 Prozent des Endverbrauchs, 2009 waren es bereits 8,8 Prozent Hermes hat sich von der Hackschnitzeltechnik überzeugen lassen und eine 400.000 Euro teure Anlage im Hub in Friedewald gebaut Heizen von Logistikimmobilien Die VerkehrsRundschau-Serie widmet sich folgenden Themen: VR 6: Heizen mal anders: Biomasse, Solar- und Geothermie VR 7: Heizen mit konventionellen Techniken Heizen von Logistikimmobilien Heizen von Logistikimmobilien Kostenrechnung für eine 20.000 Quadratmeter große Logistikimmobilie Investitionskosten CO2-Emissionen Kapitalkosten bei 15 Jahren Laufzeit, 6 Prozent Zins effektiv Energiekosten bei 6 Prozent/Jahr Energiekostenerhöhung, im Mittel Energiekosten, prozentual bezogen auf Variante A Gesamtkosten Gesamtkosten, prozentual bezogen auf Variante A Variante A Heizöl 3 Brennwertkessel Heizöl je 800 kW 203.000 Euro 1000 Tonnen/Jahr 25.700 Euro/Jahr 270.000 Euro/Jahr 100 Prozent 301.000 Euro 100 Prozent Variante B Heizöl / Solar 3 Brennwertkessel Heizöl je 800 kW, 100m² Solar-Flachkollektor 270.000 Euro 987 Tonnen/Jahr 34.300 Euro/Jahr 267.000 Euro/Jahr 99 Prozent 308.000 Euro 102 Prozent Variante C Wärmepumpe Wärmepumpe mit Erdsonden, Pufferspeicher 25m³ 2.595.000 Euro 153 Tonnen/Jahr 328.700 Euro/Jahr 124.000 Euro/Jahr 46 Prozent 457.000 Euro 152 Prozent Variante D Pelletkessel Pelletkessel 999kW, 2 Heizölbrennwertkessel je 1000 kW 622.000 Euro 170 Tonnen/Jahr 78.800 Euro/Jahr 218.000 Euro/Jahr 81 Prozent 301.000 Euro 100 Prozent Variante E Holzschnitzelkessel (HSK) 2 HSK je 499 kW, 2 Heizölbrennwertkessel je 1000 kW 590.000 Euro 170 Tonnen/Jahr 74.700 Euro/Jahr 132.000 Euro/Jahr 49 Prozent 211.000 Euro 70 Prozent Aktuelle Energiebezugskosten Gas: circa 58 Euro/Megawattstunde Heizöl: circa 65 Euro/Megawattstunde Holzhackschnitzel: 35 Euro/Megawattstunde Pellets: 40-45 Euro/Megawattstunde