Hamburg. Der Hamburger Kaufmann und Milliardär Günter Herz hat den Bieterwettstreit um den Germanischen Lloyd (GL) für sich entschieden und mehr als 40 Prozent der Aktien des technischen Schiffsdienstleisters erworben. Das teilte der GL heute in Hamburg mit. Herz habe bis Donnerstagabend bereits den Großteil der Aktien gekauft. „Ich gehe davon aus, dass noch eine großer Teil dazukommt“, sagte GL-Vorstand Rainer Schöndube. Herz strebe an, schnellstmöglich die Mehrheit am GL zu übernehmen. Der Hamburger Unternehmer hatte sein Angebot zuletzt auf 5750 Euro je Aktie nachgebessert. Damit liegt das Gesamtangebot bei 575 Millionen Euro. Mit dieser „Hamburger Lösung“ habe der GL eine feindliche Übernahme des Unternehmens abgewendet und könne sein erfolgreiches Geschäftsmodell fortsetzen, sagte Schöndube. Die strategische Unabhängigkeit sei so gesichert. Ebenfalls im Rennen war der TÜV Süd, der noch am Donnerstag ein weiteres, verbessertes Angebot angekündigt hatte. Zuletzt hatte der TÜV Süd nach GL-Angaben ebenfalls rund 575 Millionen Euro geboten. Auf einem Treffen am Freitag hatte das Unternehmen die rund 50 Aktionäre - Banken, Versicherungen, Reedereien und Werften - über die künftige Struktur unterrichtet. Der GL erwartet 2006 einen Jahresumsatz von rund 355 Millionen Euro und beschäftigt rund 3200 Menschen. Das Unternehmen ist in der technischen Überwachung weltweit führend und betreut rund 6000 Schiffe in 176 Niederlassungen in 74 Ländern. Zuletzt schien der Wettlauf zwischen den drei Bietern festgefahren. Eröffnet hatte den Wettbewerb der französische Konkurrent des GL Bureau Veritas im November. Beim GL stufte man die Offerte als den Versuch einer feindlichen Übernahme ein und kündigte Gegenwehr an. Herz zog aus Lokalpatriotismus und wirtschaftlichem Kalkül nach. Am Montag einigten sich GL-Vorstand und Betriebsrat darauf, auch ein verbessertes Angebot der Franzosen abzulehnen. Ein Angebot des TÜV Süd war am Mittwoch ausgelaufen, am Donnerstag hatte das Unternehmen noch angekündigt, noch mal nachlegen zu wollen. Die Aktionäre des GL hatten in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen eine hektische Betriebsamkeit verbreitet. Schließlich waren die Banken, Versicherungen, Reedereien und Werften bereit, sich von ihren Anteilen zu trennen - Hauptstreitpunkt blieb das Geld. Vor allem die beteiligten Banken, allen voran die Commerzbank wollten einen hohen Preis für das technische Überwachungsunternehmen erzielen. Über die Höhe der Angebote herrschte bis zuletzt keine vollständige Klarheit. Bureau Veritas soll rund 500 Millionen Euro geboten haben. Herz gilt als einer der reichsten Deutschen. Viele Jahre stand der scheue Milliardär an Spitze des Tchibo-Konzerns und baute den Kaffeeröster zum heutigen Handelskonzern um. Anfang 2001 gab Herz, der heute auch Großaktionär des Sportartikelherstellers Puma ist, nach langem Familienstreit den Chefposten bei Tchibo ab und verkaufte im August 2003 seine Anteile für rund vier Milliarden Euro. (dpa)
Hamburger Kaufmann übernimmt Germanischen Lloyd
Weitstreit um Schiffsklassifizierer entschieden: Milliardär Günter Herz erwirbt Anteil von mehr als 40 Prozent