Hamburg. Die Reederei Hamburg Süd steuert mit einem drastischen Sparprogramm gegen die Krise in der Handelsschifffahrt an. „Wir wollen 2009 auf Jahresbasis 250 Millionen bis 300 Millionen Euro einsparen“, kündigte der Sprecher der Geschäftsführung, Ottmar Gast, am heutigen in Hamburg an. Es seien Gespräche mit dem Betriebsrat zu möglicher Kurzarbeit sowie Gehaltsverzicht angelaufen. In welchem Umfang dies zum Tragen kommt, ist derzeit noch offen. In Hamburg beschäftigt die zur Oetker-Gruppe gehörende Reederei rund 700 Mitarbeiter, weltweit sind es 4774. Im 1. Quartal wurden bereits Frachtverkehre gestrafft oder Liniendienste gestrichen und acht Schiffe aus dem Verkehr gezogen. Die Kapazität wurde dadurch durchschnittlich um zehn Prozent reduziert. 2008 war der Umsatz insgesamt noch um 24 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro gestiegen. Das von den Liniendiensten transportierte Handelsvolumen stieg um 25 Prozent auf knapp 2,7 Millionen TEU, es wurden 3,7 Milliarden Euro damit erlöst. Den weiteren Umsatz liefern die Trampschifffahrt und unter anderem eine Reiseagentur. Der Zukauf eines italienischen Dienstes - Costa Container Lines - und ein verheißungsvolles erstes Halbjahr 2008 hatten die Vorlage für ein „zufriedenstellendes Ergebnis“ geliefert. Es sei nicht auszuschließen, dass es 2009 ins Negative rutscht, ergänzte der Reederei-Chef. Die Schifffahrt steuert rund 47 Prozent der Erlöse des Oetker-Konzerns bei. Die Finanz- und Wirtschaftskrise und infolgedessen die geringere Nachfrage nach Transportkapazitäten für die abnehmenden Warenströme erreichte die Hamburg-Süd-Liniendienste „mit voller Wucht“ im November 2008. Die Auslastung der Schiffe sackte ab und lag im 1. Quartal 2009 bei rund 61 Prozent verglichen mit 69 Prozent im Vorjahreszeitraum. Das Transportvolumen lag ein Fünftel unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Die Durchschnittserlöse seien seit Mitte 2008 ebenfalls um rund ein Fünftel gefallen, berichtete Gast. Hamburg Süd betreibt im Liniendienst 114 Containerschiffe sowie 60 Trampschiffe (Container, Bulker, Tanker), die unter der Tochter Rudolf A. Oetker KG in Hamburg geführt werden. „Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage driftet noch weit auseinander. Der Boden bei den Charterraten ist noch nicht erreicht“, berichtete der Manager. Auf Vollkostenbasis seien Schiffe derzeit nicht kostendeckend unterwegs, ergänzte er. Doch solange noch ein positiver Deckungsbeitrag herausspringe, sei jeder gezwungen, noch Ladung anzunehmen, sagte Gast zum „Ratenkrieg“. Ansonsten müssten noch mehr Schiffe aufgelegt werden. In den nächsten drei Jahren wird die Branche mit noch zu Boom-Zeiten bestellten Schiffen überschwemmt, von rund 40 Prozent Zuwachs sprach der Reederei-Chef. Auch Hamburg Süd nimmt 15 Schiffe ab. (dpa/ak)
Hamburg Süd rüstet sich für den „Ratenkrieg“
Die Reederei Hamburg Süd steuert mit einem drastischen Sparprogramm gegen die Krise in der Handelsschifffahrt an. Immer mehr Schiffe drängen auf den Markt.