Kiel. Das ehrgeizige EU-Verkehrsverlagerungs-Programm „From road to sea" droht ernsthaften Schaden zu nehmen. Das jedenfalls befürchtet der Geschäftsführer der Seehafen Kiel GmbH, Jörg Rüdel für den Ostseebereich. So würden die über Jahre hinweg erfolgreich weiterentwickelten „küstenparallelen Kurzstreckenverkehre ins Baltikum" erheblich unter Druck geraten, weil die LKW seit der zum 1.Mai erfolgten EU-Osterweiterung statt den Seetransport den Landweg wählen. Für den Kieler Hafen, der in den zurückliegenden Jahren sehr stark auf die Ostverkehre gesetzt hat, spiegelt sich diese Entwicklung in den Umschlagzahlen wieder: ein Rückgang von rund 3,8 Prozent in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf insgesamt 3,5 Millionen Tonnen. Wartezeiten an den Grenzübergängen zwischen neuen EU-Mitgliedern gäbe es nicht mehr, so Rüdel. Zudem würden die Kontrollen der LKW-Ruhe- und Lenkzeiten in diesen Ländern „offensichtlich" nur ansatzweise stattfinden. LKW aus dem Baltikum würden außerdem ihre Tanks mit Diesel aus Russland oder Weißrussland füllen, der nur ein Drittel so teuer ist wie deutscher, und damit nach Deutschland fahren. Rüdel: „Wir brauchen daher sofortige, konsequentere Kontrollen an der EU-Außengrenze, aber auch im Inland." Rüdel hofft, dass die deutsche LKW-Maut, aber auch EU-Programme wie „Marco Polo" dazu beitragen,, „dass die West-Ost-Fährverkehre wieder wachsen". Zudem müsse ernsthaft darüber diskutiert werden, den Seehafen-Hinterland-Verkehr im Umkreis von 150 Km von der deutschen Maut zu befreien. (eha)
Hafen Kiel schlägt Alarm: LKW rollen lieber über den Landweg
Nach der EU-Osterweiterung und dem Wegfall der Grenzkontrollen verliert der Ostsee-Fährverkehr LKW-Ladungen an die Straße – Hafen Kiel verliert fast vier Prozent Umschlagmenge